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Landtagswahl Brandenburg: Für die SPD in Brandenburg ist jetzt alles gut - vorerst

Landtagswahl Brandenburg

Für die SPD in Brandenburg ist jetzt alles gut - vorerst

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    Ministerpräsident Dietmar Woidke (r.)  Ministerpräsident von Brandenburg, sieht zu Andreas Kalbitz, Spitzenkandidat der AfD für die Landtagswahl.
    Ministerpräsident Dietmar Woidke (r.) Ministerpräsident von Brandenburg, sieht zu Andreas Kalbitz, Spitzenkandidat der AfD für die Landtagswahl. Foto: Kay Nietfeld

    Große Erleichterung am Sonntagabend in Potsdam: Nach einer wochenlangen Zitterpartie hat die SPD die AfD um ein paar Prozentpunkte geschlagen, sie ist in Brandenburg bei dieser Landtagswahl stärkste Kraft geworden. Und es gibt noch etwas Positives zu vermelden: Die Wahlbeteiligung ist seit der letzten Landtagswahl von knapp 50 Prozent auf 65 Prozent gestiegen.

    „Hauptsache, die SPD bekommt ein Prozent mehr als die AfD, dann ist alles gut“, sagt Atschko Angelow. Der 74-Jährige Berliner ist seit 20 Jahren SPD-Mitglied, hat die Partei beim Wahlkampf unterstützt und ist am Sonntag mit seiner SPD-Flagge zum Wahlabend nach Potsdam gereist. „Im Herzen bin ich Brandenburger. Ich habe hier 20 Jahre lang gelebt und hier den Großteil meiner Rente verdient.“

    Angelow drückt dem Brandenburger Ministerpräsidenten Dietmar Woidke fest die Daumen. Seit Wochen machten die bevorstehenden Landtagswahlen in Brandenburg die SPD  nervös. Immerhin könnten die Wahlen eine Zäsur im Kräfteverhältnis der Deutschen Politik darstellen. Klassische Koalitionen würden nach dem 1. September nicht mehr möglich sein.

    Zwar hatte die SPD in den neuesten Umfragen in Brandenburg nochmal etwas zugelegt, doch es zeichnete sich ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der SPD und der AfD ab. Die Angst auf Seiten der SPD war in den vergangenen Wochen deutlich da, Hoffnung und Optimismus wurden im Wahlkampf aber dennoch betont hochgehalten.

    Kurz darauf zeigt sich: Angelows Daumendrücken hat sich gelohnt. Ersten Hochrechnungen zufolge ist die SPD mit 26 bis 27 Prozent stärkste Kraft geworden. Mit 23 bis 24 Prozent landet direkt dahinter die AfD. Eine Tatsache, die die Anwesenden nicht kalt lässt, aber für den Moment beruhigt. Jetzt geht es erst einmal um den Sieg der Sozialdemokraten. Sichtlich erleichtert strahlen die Gesichter der Anwesenden beim Wahlabend in Potsdam. Manche fallen sich in die Arme, ein bisschen Sektgeruch liegt auch schon in der Luft. Olaf Scholz will sich zunächst noch nicht äußern: „Als stellvertretender Parteivorsitzender sage ich erst etwas, wenn Dietmar Woidke gesprochen hat.“

    Bis Woidke eintrifft, nimmt Scholz breit grinsend Grüße und Glückwünsche entgegen und schüttelt Hände. Und dann kommt Woidke auch schon unter lautem Jubeln und Klatschen deutlich befreit in den Raum. Nach diesem Ergebnis kann er wohl Ministerpräsident bleiben. „Ich freue mich, dass in diesem Land weiterhin Stabilität bestehen wird und wir den Menschen Vertrauen geben können.“ Im Hinblick auf die Polarisierung im Wahlkampf sagt er: „Ich bin froh, dass das Gesicht Brandenburgs ein freundliches geblieben ist.“

    Die Lösung in Brandenburg könnte eine Koalition aus Rot-Rot-Grün sein

    Seinen Blumenstrauß gibt Woidke seiner Frau Susanne: „Sie hat den Wahlkampf mitgetragen und manchmal auch ertragen“, sagt er lachend. Das Ergebnis der AfD bereite ihm natürlich Sorgen: „Das stellt uns vor große Herausforderungen“, sagt Woidke. Dass es nicht einfach wird, nun eine Regierung zu bilden, dessen sei er sich bewusst. „Wir sind aber alle gut beraten, schnell eine Lösung zu finden.“

    Die Lösung könnte etwa eine Koalition aus Rot-Rot-Grün sein. Denn eine Zusammenarbeit mit der AfD hatte Woidke ebenso wie die anderen großen Parteien von Anfang an abgelehnt. Nun kann sich auch Olaf Scholz äußern: „Wir haben ein sehr gutes Wahlergebnis als Ergebnis sehr guter Arbeit eines sehr guten Ministerpräsidenten.“ Die Brandenburger SPD habe im Wahlkampf alles gegeben. Dennoch sei noch viel zu tun: „Mit dem AfD-Ergebnis kann keiner zufrieden sein. Wir müssen alles tun, damit sie wieder schwächer wird.“

    SPD-Fan Angelow sieht für das Erstarken der AfD mehrere Gründe: „Brandenburg ist ein wunderschönes Land, hat touristisch viel zu bieten, aber die Menschen sind hier von der SPD zunehmend enttäuscht. Viele beklagen schlechte Straßenverhältnisse, fehlende Landärzte und dass Migranten nicht genügend integriert werden.“

    Dass die SPD in der kommenden Zeit viel zu tun hat, darüber sind sich alle einig. Selbst wenn der SPD-Sieg für den Moment aufatmen lässt, zeigt der nicht ganz so große Abstand zu den Alternativen einmal mehr, wie sehr sich der politische Trend in den vergangenen Jahren nach rechts bewegt hat.

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