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Front National: Marine Le Pen - ein Grund zur Sorge für Sarkozy

Front National

Marine Le Pen - ein Grund zur Sorge für Sarkozy

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    Marine Le Pen.
    Marine Le Pen.

    Wenn Nicolas Sarkozy eine Rivalin bei der nächsten Präsidentschaftswahl im Mai 2012 fürchtet, dann weder die solide Sozialisten-Chefin Martine Aubry noch die glamouröse Ségolène Royal, die es noch mal wissen will. Gefährlicher wird ihm eine Angreiferin von Rechtsaußen, die das konservative Regierungslager seiner schlagkräftigsten Themen beraubt: Marine Le Pen.

    Die jüngste Tochter Jean-Marie Le Pens, des Gründers von Frankreichs stärkster rechtsextremer Partei Front National, verhilft dieser zu neuer Popularität. Mit ihrem maliziösen Lächeln, der tiefen Raucherstimme und den weißblond gefärbten Haaren wirkt die Mutter von drei Kindern, die heute zweimal geschieden ist, zugänglicher als der gehässige Parteipatriarch, der immer wieder mit offen rassistischen Parolen provozierte.

    Am 16. Januar steigt das Duell mit Bruno Gollnisch

    Seit sich der 82-Jährige dazu durchgerungen hat, den Vorsitz abzugeben, gilt die biologische Erbin auch als heißeste Anwärterin auf sein politisches Erbe. Ihre politische Karriere begann die gelernte Anwältin als Rechtsberaterin der Partei, sie wurde EU-Abgeordnete, Regionalrätin und 2003 Vizevorsitzende. Ein Jahr zuvor hatte ihr Vater seinen größten Erfolg errungen, indem er es in die Stichwahl gegen Jacques Chirac schaffte. Beim Kongress in Tours am 16. Januar will Marine Le Pen vorbei an ihrem Rivalen Bruno Gollnisch an die Spitze der Partei gewählt werden. Gleichzeitig darf ein allzu deutlicher Sieg bei der Stichwahl nicht zu einer Spaltung der Partei führen, die ihr Fernziel zunichtemachen würde: ein Erfolg beim Rennen um den Élysée-Palast 2012, der den Front National endgültig wieder in Frankreichs Parteienlandschaft etablieren könnte.

    Während die traditionelle rechtsextreme Stammwählerschaft hinter Gollnisch steht, der bei patriotischen Auftritten auch gerne die französische Fahne schwenkt, kann Marine Le Pen auf die Unterstützung ihres Vaters zählen, der genüsslich verkündete: "Le Pen ist eine gute Marke." Die Partei ist seit ihrer Gründung 1972 ein Familienunternehmen, das auch finanziell von ihrem Präsidenten abhängt, allerdings stark angeschlagen ist.

    Und doch will Marine Le Pen einiges ändern, sie "entdämonisieren", also salonfähig machen und einer breiteren Basis öffnen. Eben jenen rechten Wechselwählern, die Sarkozy im Präsidentschaftswahlkampf 2007 mit einem Programm rund um Innere Sicherheit, republikanische Werte und Einwanderung überzeugt hat, die sich aber seither enttäuscht von ihm ab- und Marine Le Pen zuwandten. Die schlagfertige Politikerin ist regelmäßig in Talkshows vertreten, erscheint sogar auf Titelblättern großer Magazine. Während andere Politiker noch streiten, ob man sie ignorieren oder ihr kontern solle, können sich 27 Prozent der Franzosen vorstellen, sie als Präsidentin zu wählen - eine höhere Zustimmung, als Jean-Marie Le Pen je hatte. Denn sie geht geschickter vor als der Berufs-Provokateur, der mehrmals verurteilt wurde.

    Auch Marine Le Pen

    wettert gegen Ausländer

    Auch Marine wettert gnadenlos gegen Einwanderung und Überfremdung, gegen Globalisierung, Kapitalismus, den Euro und die Regierung im Allgemeinen, erklärt sich zur Anwältin der "kleinen Leute" und tritt für einen protektionistischen Staat ein. Auch sie spielt mit Ängsten, patriotischen Gefühlen und leicht durchschaubaren Feindbildern. Nicht die (radikale) Ideologie macht den Unterschied, sondern die subtilere Wortwahl.

    Als sie betende Muslime in den Straßen mit der Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg verglich, berief sie sich auf den Laizismus, die in Frankreich übliche Trennung von Staat und Religion, um den Vorwurf des Rassismus abzuwehren. Von Jean-Marie Le Pens Aussage, die Gaskammern der Nazis seien nur ein "historisches Detail", distanziert sie sich ebenso wie vom Kampf für ein Abtreibungsverbot und gegen Homosexualität. Das wirkt moderner, gefällt aber nicht allen in der Partei.

    Doch Marine Le Pen hat ihren Weg gefunden, das Etikett Le Pen, unter dem sie in der Schulzeit so litt, zu behalten und gleichzeitig ihr eigenes Profil zu schärfen. Längst ist es messerscharf - und kann auch Präsident Sarkozy einen gefährlichen Stich versetzen. Birgit Holzer

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