Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Friedrich Merz: Der Mann mit dem Bierdeckel ist wieder da

Friedrich Merz

Der Mann mit dem Bierdeckel ist wieder da

    • |
    Fast zehn Jahre hatte der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz kein Amt in der CDU-Bundespartei inne.
    Fast zehn Jahre hatte der frühere Unionsfraktionschef Friedrich Merz kein Amt in der CDU-Bundespartei inne. Foto: Karlheinz Schindler (dpa)

    Friedrich Merz ist kein Mensch, den man auf Anhieb sympathisch findet. Und trotzdem sehnen sich viele in seiner Partei nach dem spröden Sauerländer. Seine Partei, das ist immer noch die CDU – auch wenn sie ihm fremd geworden ist. Mit dem Aufstieg von Angela Merkel begann der Abstieg von

    Der Faktor Edmund Stoiber

    So hoch ist die Steuerbelastung

    Durchschnittsverdiener: Derzeit muss ein Durchschnittsverdiener mit 30 000 Euro brutto im Jahr laut Berechnungen des Bunds der Steuerzahler wegen der kalten Progression 236 Euro mehr Steuern im Jahr bezahlen. Die Belastung steigt jedes Jahr, weil die Steuertabelle seit 2010 nicht angepasst wurde. Ohne Reform klettert der Nettoverlust 2018 auf 596 Euro, in Summe fehlen binnen vier Jahren über 2000 Euro.

    Ingenieur: Ein Ingenieur mit 50 000 Euro Jahreseinkommen verliert dieses Jahr 535 Euro. Bis 2018 stiege die Belastung auf 1218 Euro, in Summe fehlen bi

    Doppelverdiener-Familie: Eine Doppelverdienerfamilie mit zwei Kindern und 70 000 Euro Jahreseinkommen brutto verliert dieses Jahr 595 Euro. Bis 2018 steigt der Nettoverlust ohne Reform auf 1466 Euro. Binnen vier Jahren entgingen der Familie über 5000 Euro.

    Für die meisten Deutschen bleibt Merz für immer der Mann mit dem Bierdeckel. Seine Idee klang so einfach wie genial: Statt jedes Jahr einen Wust von Zahlen in völlig unverständliche Formulare einzutragen, sollte jeder Deutsche seine Steuererklärung ganz simpel auf einem

    Dass aus seiner politischen Karriere trotzdem nichts geworden ist, liegt auch an Edmund Stoiber. Der Bayer trat 2002 als Kanzlerkandidat für die Union an. Angela Merkel ließ ihm den Vortritt für das Duell mit Gerhard Schröder. Doch ihren Verzicht knüpfte sie an eine Bedingung: Sie wollte den Posten von Merz. Der war bis dahin Chef der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Er musste sich fügen. Als Merkels Stellvertreter durfte er fortan zwar noch ein bisschen mitspielen.

    Scharfer Kritiker der Großen Koalition

    Große Koalitionen in Deutschland

    Wenn die SPD-Basis zustimmt, gibt es die dritte große Koalition auf Bundesebene. Die beiden Vorläufer wurden von der CDU geführt: von 1966 bis 1969 von Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und von 2005 bis 2009 von Angela Merkel.

    1966 bis 1969: Die erste Große Koalition kommt nach dem Scheitern der schwarz-gelben Regierung von Ludwig Erhard (CDU) am 1. Dezember 1966 mit der Wahl Kiesingers (CDU) zustande. Außenminister ist SPD-Chef Willy Brandt, dessen Partei im Bund erstmals Regierungsverantwortung übernimmt. Überwindung der Rezession, Notstandsgesetze und Annäherung an den Osten sind zentrale Themen. Bei der Bundestagswahl im September 1969 bleibt die Union zwar stärkste Kraft, verliert aber die Macht an Brandts SPD/FDP-Koalition.

    2005 bis 2009: Bei der Wahl 2005 reicht es weder für eine Fortsetzung von Rot-Grün noch für eine schwarz-gelbe Regierung. So wird die CDU-Vorsitzende Angela Merkel nach einigem Sträuben der Sozialdemokraten Chefin der zweiten großen Koalition. Die Regierung sorgt mit Konjunkturpaketen für eine Belebung des Arbeitsmarkts. Mit ihrem Finanzminister Peer Steinbrück - der dann 2013 ihr Herausforderer ist - stemmt Merkel sich gegen die 2008 ausgebrochene weltweite Finanzkrise. Bei der Wahl im September 2009 erleidet die SPD ein Debakel und muss in die Opposition. Merkels Union koaliert mit der FDP.

    Weil er aber für einen wirtschaftsliberalen Kurs stand, war seine Meinung immer weniger gefragt. Nach zwei Jahren trat er entnervt zurück und wurde später zu einem der schärfsten Kritiker der Großen Koalition unter Führung von, genau: Angela Merkel. Die Rivalin hatte das Rennen gemacht und war ganz oben angekommen. Kleiner Trost für Merz: Nicht nur er, sondern auch viele andere CDU-Männer blieben dabei auf der Strecke.

    Man darf jedenfalls davon ausgehen, dass der verheiratete Vater von drei Kindern die aktuelle Aufgeregtheit über sein vermeintliches Comeback mit Genugtuung verfolgt. Zwar ist der Anlass der Spekulationen höchst banal: Merz arbeitet in einer Zukunftskommission der CDU. Nicht mehr und nicht weniger. Doch allein sein Name weckt bei vielen Parteifreunden Hoffnungen, die das wirtschaftsfreundliche und konservative Profil der Union vermissen. Merz steht für eine CDU von gestern. Und gerade das macht seinen Charme aus.

    Merz: Gallionsfigur der Konservativen in der Union

    Merkel, und im Übrigen auch CSU-Chef Horst Seehofer, haben die Union in den vergangenen Jahren immer weiter sozialdemokratisiert. Viele Konservative fühlen sich dadurch ihrer politischen Heimat beraubt. Sie suchen ein neues Zuhause. Manche finden das bei der Alternative für Deutschland, andere hoffen auf Leute wie den Mann mit dem Bierdeckel.

    Dass der tatsächlich noch einmal etwas wird in der CDU, ist trotzdem unwahrscheinlich. Erstens gilt das Verhältnis Merkel-Merz bis heute als ziemlich vergiftet. Und zweitens verdient Merz als Anwalt so gut, dass eine Rückkehr in die Politik – zumindest finanziell – ein Abstieg wäre.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden