Greta Thunberg, die HipHop-Combo Fettes Brot und eine Schweigeminute: Zehntausende Menschen haben am Freitag in Hamburg zusammen mit der schwedischen Klimaaktivistin ein Zeichen für einen entschlosseneren Kampf gegen die Erderhitzung gesetzt.
Zwei Tage vor der Bürgerschaftswahl in der Hansestadt forderten die Teilnehmer auf Plakaten entschlossene politische Initiativen für mehr Kliamschutz. Auf Transparenten war unter anderem zu lesen: "Wir streiken bis ihr handelt" und "The earth is on fire". Die Polizei sprach von rund 20.000 Teilnehmern, die Organisatoren von 60.000.
"Die Entscheidungsträger verhalten sich immer noch so, als ob alles gut wäre und die Wissenschaft wird immer noch ignoriert", sagte Thunberg. "Das ist das Jahr 2020. Und wir müssen jetzt echtes Handeln sehen", sagte die 17-Jährige. "Die Krise ist hier und jetzt und nicht in der fernen Zukunft. (...) Wir sind müde, konstant außen vor gelassen zu werden." Sie wisse nicht, wie Politiker ihren Kindern in die Augen schauen können, während sie ihnen die Zukunft stehlen. "Wenn genug Menschen mitmachen, den Wandel voranzutreiben, dann kann der Wandel auch gelingen."
Zu Beginn der Demonstration unter dem Motto "Hamburg wählt Klima" legten die Teilnehmer eine Schweigeminute ein. Sie gedachten damit der Opfer der mutmaßlich rassistisch motivierten Gewalttat mit zehn Todesopfern im hessischen Hanau. "Wir sind traurig, wir sind wütend", sagte Yavuz Feroglu vom kurdischen Dachverband Nav-Dem. Auch zahlreiche Politiker waren zu der Demonstration gekommen, darunter die Grünen-Chefs Robert Habeck und Annalena Baerbock sowie die grüne Hamburger Spitzenkandidatin Katharina Fegebank.
Musiker und Künstler, darunter die Hamburger Hip-Hop-Band Fettes Brot, engagierten sich ebenfalls. "Es ist für uns eine große Ehre, dabei zu sein", sagte ein Bandmitglied. Nach dem Kurzkonzert zog der Demonstrationszug - angeführt von Greta Thunberg und der deutschen Aktivistin Luisa Neubauer - vom Heiligengeistfeld über den Rathausmarkt, Jungfernstieg und Gänsemarkt durch die Innenstadt. Bei der U-Bahnbrücke am Rödingsmarkt seilten sich zwei Aktivsten der Umweltgruppe Robin Wood ab und entrollten ein Plakat mit der Aufschrift "Klimawandel - schneller als die Politik erlaubt".
Schülerin Fabia Klein war extra aus Bayern angereist. "Das könnte die letzte Wahl sein, um noch einen effektiven Klimaschutz zu erreichen", meinte die 17-Jährige. In Bayern sind am 15. März Kommunalwahlen. Julia Zwick aus Hamburg kam für ihren kleinen Sohn. "Ich möchte, dass er, wenn er so alt ist wie ich, auch noch in einer lebenswerten Welt leben kann", sagte die 33-Jährige. Ulrike Ebeling, 53, die sich seit den 1980er Jahren für Umweltschutz einsetzt, ist wütend, dass es so lange dauert, bis sich etwas bewegt. "Das ist schon alles seit Jahren bekannt und es ist erschreckend, dass nichts davon umgesetzt wird", meinte die Wissenschaftlerin.
Wetterextreme haben in diesem und im vergangenen Jahr drastisch vor Augen geführt, was der Menschheit blüht, wenn die Erderhitzung nicht eingedämmt wird: Mehr gigantische Wirbelstürme wie über Ostafrika, verheerende Waldbrände wie in den USA und Australien und weiter dramatisch schwindende Eismassen an den Polen und in den Gletschergebieten. Schon jetzt hat sich die Erde nach Befunden des Weltklimarats um gut ein Grad aufgeheizt im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Und die vergangenen vier Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Vor fast genau einem Jahr - am 1. März - hatte die schwedische Klimaaktivistin das erste Mal an einem Klimastreik in Hamburg teilgenommen. Ende September hatten sich an einem weltweiten Aktionstag nach Schätzungen von Fridays for Future weltweit rund vier Millionen Menschen beteiligt. Allein in Deutschland waren demnach rund 1,4 Millionen Menschen auf der Straße. (dpa)
Fridays for Future Forderungen Hamburg