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Fridays for Future: Darum demonstrieren Menschen aus der Region für das Klima

Fridays for Future

Darum demonstrieren Menschen aus der Region für das Klima

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    Fridays for Future bewegt die Massen: An den Klimaprotesten am Freitag haben sich allein in Berlin etwa 60.000 Menschen beteiligt.
    Fridays for Future bewegt die Massen: An den Klimaprotesten am Freitag haben sich allein in Berlin etwa 60.000 Menschen beteiligt. Foto: Matthias Balk, dpa

    Hunderttausende Menschen in Deutschland und weltweit haben für einen stärkeren Einsatz der Politik und ein Umdenken jedes Einzelnen im Kampf gegen den Klimawandel demonstriert. In ganz Deutschland waren nach Angaben der Bewegung Fridays for Future 630.000 Menschen auf der Straße. Protestiert wurde vielerorts diesmal auch gegen übermäßigen Konsum, wegen des parallelen Schnäppchentags Black Friday.

    "Stoppt Black Friday!", forderten etwa Demonstranten in Kopenhagen. In Berlin schlug Sänger Peter Fox von der Band Seeed in eine ähnliche Kerbe: "Checkt euren Lifestyle", sagte er auf einer Großkundgebung vor zehntausenden Menschen am Brandenburger Tor. "Wir sollten bereit sein, unsere Gewohnheiten zu ändern", sagte der Musiker.

    Hunderttausende demonstrieren in Deutschland für das Klima

    Angesichts einer vergleichsweise kurzen Vorlaufzeit des Aktionstags handelte es sich um eine gute Beteiligung, die allerdings nicht an die Rekordzahlen vom September heranreicht – damals waren der Klimabewegung zufolge weltweit mehr als sieben Millionen Menschen in 185 Ländern für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen, darunter allein 1,4 Millionen in Deutschland.

    Eine der führenden Aktivistinnen, Luisa Neubauer, schrieb auf Twitter, viele hätten gesagt, es sei unmöglich, Ende November einen Massenprotest zu organisieren. "Wir haben es trotzdem gemacht. Nicht weil es leicht ist, sondern weil es notwendig ist. Denn diese Klimapolitik raubt uns unsere Zukunft." Fridays for Future hat die erneuten Großproteste bewusst auf den Freitag vor dem Start der Weltklimakonferenz in Madrid gelegt. Nach den Großprotesten im März und Mai sowie der globalen Streikwoche im September ist es die vierte Auflage eines solchen weltweit koordinierten Protests.

    In Deutschland richtet sich die Kritik der Aktivisten vor allem gegen das Klimapaket der Bundesregierung, das sie als "Klima-Päckchen" und völlig unzureichend bezeichnen. International waren Kundgebungen in über 2400 Städten in 158 Ländern geplant gewesen. Traditionell wegen der Zeitverschiebung waren die Australier in Städten wie Sydney und Melbourne einige der Ersten, die am Freitag aus Protest auf die Straße gingen, diesmal aber weniger als zuvor. Später folgten unter anderem Städte in Indien und europäische Metropolen wie Brüssel oder Lissabon. In den französischen Städten wie Lyon und Saint-Priest blockierten Aktivisten zeitweise Lagereingänge des Online-Händlers Amazon – auch das aus Protest gegen übermäßigen Konsum.

    Unterstützung erhält die Fridays-for-Future-Bewegung aus der Arktis

    Unterstützung erhalten die überwiegend jungen Demonstranten längst auch von älteren Generationen und vielen Wissenschaftlern, darunter diejenigen auf dem deutschen Forschungsschiff "Polarstern" in der Arktis und auf der deutschen Neumayer-Forschungsstation in der Antarktis. Jeweils ein knappes Dutzend Wissenschaftler stellten sich mit Schildern und Plakaten auf dem Eis vor dem Schiff und der Station auf, um sich mit den Klimademonstranten solidarisch zu zeigen.

    Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg befand sich während des Protesttages auf hoher See: Die 16-Jährige segelt gerade auf einem Katamaran über den Atlantik.

    Das sagen die Klima-Demonstranten aus der Region:

    Carla Holz (18), Aichach: "Wir sind laut"

    "Wir demonstrieren, weil wir mit dem Klimapaket der Bundesregierung nicht zufrieden sind. Ich finde es gut, dass auch in einer kleineren Stadt wie Aichach Menschen für mehr Klimaschutz auf die Straße gehen. Ich bin 18 Jahre alt und habe vor ein paar Monaten die Ortsgruppe Aichach von Fridays for Future mit ein paar Freunden gegründet. Das war eine Folge der ersten Demo, die hier im August stattfand. Bald fahre ich einen Monat mit dem Zug durch Europa. Es ist möglich, ohne Flugzeug die Welt zu sehen. Im Alltag versuche ich so gut es geht, auf Plastik zu verzichten. Ich mache gerade ein Praktikum und bin heute von der Arbeit freigestellt, um demonstrieren zu können. Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr unsere Zukunft klaut."

    Helen Baumann aus Oy-Mittelberg nimmt an der Demonstration in Kempten teil.
    Helen Baumann aus Oy-Mittelberg nimmt an der Demonstration in Kempten teil. Foto: Ralf Lienert

    Helen Baumann (18), Kempten: "Kohlekraft abschalten"

    "Ich mache an diesem Protest in Kempten mit, weil es die deutsche Bundesregierung noch nicht schafft, etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Die Politik soll endlich auf Wissenschaftler hören. Ich möchte nicht, dass meine Zukunft zum Risikospiel für die Politiker wird. Deshalb fordere ich die Abschaltung der Kohlekraftwerke in Deutschland. Zusammen mit vielen anderen Bürgern wünsche ich mir eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs. Ich wohne in Oy-Mittelberg im Oberallgäu. Da brauchen wir eine gute Vernetzung und attraktive Preise. Hier werden heute Unterschriften gesammelt für ein kombiniertes Bus-Bahn-Ticket für die Stadt Kempten und den Landkreis Oberallgäu. Das soll 100 Euro kosten im Jahr."

    Unter den rund 100 Demonstranten in Günzburg ist auch Carola Foidl aus Ichenhausen.
    Unter den rund 100 Demonstranten in Günzburg ist auch Carola Foidl aus Ichenhausen. Foto: Bernhard Weizenegger

    Carola Foidl (65), Günzburg: "Den Enkeln verpflichtet"

    "Ich demonstriere zum dritten Mal in Günzburg, weil ich der Meinung bin, dass wir die Verpflichtung haben, die Natur für die Zukunft unserer Enkel lebenswert zu erhalten. Darum ziehe ich auch bei diesem Regenwetter durch die Stadt. Meine Tochter und drei Enkelinnen sind auch dabei. Heute wissen wir, dass das, was wir noch vor 20 Jahren als gut erachtet haben, einfach nicht mehr geht. Wir können in unserem täglichen Leben einiges für die Umwelt tun. Beispielsweise Autofahrten besser organisieren oder bewusster einkaufen. So gibt es bei mir keine Umverpackungen aus Plastik mehr oder keine Lebensmittel mit Palmöl. Im Garten pflanzen wir bienenfreundliche Blumen und verwenden nur ökologische Dünger.

    Frieda Kaiser (links) und Klara Kaiser auf der Demonstration in Augsburg.
    Frieda Kaiser (links) und Klara Kaiser auf der Demonstration in Augsburg. Foto: Elena Winterhalter

    Klara Kaiser (10) und Frieda Kaiser (7), Augsburg: "Wir wollen mithelfen"

    "Ich bin heute zum zweiten Mal bei einer Klimademonstration dabei und meine kleine Schwester Frieda zum ersten Mal. Wir finden es schlimm, dass die Umwelt immer mehr verschmutzt wird und wir wollen helfen, dass es besser wird. Zum Beispiel kann man plastikfrei einkaufen. Wir wünschen uns, dass sich die Menschen mehr um die Umwelt kümmern. Mit unseren Eltern sprechen wir viel über das Klima und Naturschutz. Ich habe auch ein paar Freundinnen gefragt, ob sie mitkommen zum Demonstrieren. Ein paar sind heute auch dabei. Auch in der Weihnachtszeit kann man viel tun. Wir verwenden unser Geschenkpapier immer mehrmals oder basteln aus Backpapier selbst schöne Verpackungen." (mit dpa)

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