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Freiburger Erzbischof: Robert Zollitsch feiert 75. Geburtstag: Der Brückenbauer der deutschen Katholiken

Freiburger Erzbischof

Robert Zollitsch feiert 75. Geburtstag: Der Brückenbauer der deutschen Katholiken

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    Erzbischof Robert Zollitsch aus Freiburg hat Geburtstag
    Erzbischof Robert Zollitsch aus Freiburg hat Geburtstag

    Man könnte ihn für einen gemütlichen und sanften Opa halten, wenn der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch in seinem badischen Singsang spricht. Der Eindruck täuscht. Der Oberhirte der zweitgrößten deutschen Diözese mit 1,96 Millionen Katholiken ist ein tatkräftiger, entschlossener Mann, der klar sagt, wo es langgeht. Heute wird Zollitsch 75 Jahre alt. Nach Kirchenrecht wird er dem Papst nun seinen Amtsverzicht anbieten.

    Als 2010 die Kirche nach dem Bekanntwerden von Missbrauchsfällen durch Priester und Ordensmänner in eine schwere Vertrauenskrise stürzte, gelang unter Zollitschs Führung die Verabschiedung strenger kirchlicher Leitlinien, wie auf Verdachtsfälle künftig zu reagieren ist und was zur Prävention von Missbrauch getan werden kann. Die Kirche übernahm in vielen Fällen Therapiekosten von Missbrauchsopfern und bot ihnen Entschädigung an.

    Robert Zollitsch sucht den Konsens statt die Konfrontation

    Brücken will der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz bauen und Dialog anstoßen. Sowohl im eigenen Erzbistum wie im deutschen Katholizismus lud er zu Gesprächen über die Zukunft der Kirche ein, die mangels Priestern und sinkender Beteiligung der Gläubigen eine neue Art von Seelsorge braucht. Als er im Februar 2008 als Nachfolger von Kardinal Lehmann zum Sprecher der deutschen Bischöfe gewählt wurde, hielt man ihn für einen Mann des Übergangs, zwar effektiv im Arbeitsstil, aber kein Vordenker, sondern ausgleichender Moderator.

    Tatsächlich tritt Zollitsch in der Öffentlichkeit bescheiden auf. Er sucht den Konsens statt Konfrontation. In Predigten und Interviews meldet er sich gerne zu gesellschaftlichen Themen zu Wort, vermeidet dabei jedoch ideologisch aufgeladene Debatten. Gräben will er nicht aufreißen, was ihm kämpferische kirchliche Kreise als Leisetreten ankreiden. Zollitsch ist Reformer und Bewahrer in einer Person. Nie ließ er einen Zweifel an seiner Loyalität zum Papst. Auch wenn er in Interviews ein offenes Wort riskiert und schon mal den priesterlichen Zölibat als „theologisch nicht notwendig“ bezeichnet. Als Höhepunkt seiner Arbeit erlebte Zollitsch den Deutschlandbesuch von Papst Benedikt XVI. im September 2011.

    Seine Persönlichkeit und Religiosität sind stark durch seine Kriegserfahrung in der Kindheit geprägt. Am 9. August 1938 als Donauschwabe im jugoslawischen Dorf Filipovo geboren, erlebte er brutale militärische Besatzung, bittere Not, Willkür, Mord, Flucht und Vertreibung. Tito-Partisanen töteten im November 1944 seinen Bruder Josef. Trotz allem setzte sich Zollitsch später in Serbien für Versöhnung ein. Auch Fortschritte in der Ökumene liegen ihm sehr am Herzen.

    Priester wurde er 1965, um anderen Menschen zu helfen, im Glauben ein sinnvolles Leben zu führen.

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