Europa atmet auf: Der Sieg des pro-europäischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron über die Rechtspopulistin Marine Le Pen ist weithin mit großer Erleichterung aufgenommen worden. Die ersten Reaktionen deutscher und europäischer Spitzenpolitiker vom Sonntagabend:
Stimmen zum Sieg Macrons gegen Le Pen in Frankreich
"Ich freue mich, dass sich die französischen Wähler mit Ihrer Wahl mehrheitlich für Weltoffenheit, ein vereinigtes Europa und die enge und freundschaftliche Zusammenarbeit mit Deutschland entschieden haben." Frank-Walter Steinmeier (Bundespräsident)
"Herzlichen Glückwunsch, Emmanuel Macron. Ihr Sieg ist ein Sieg für ein starkes geeintes Europa und für die deutsch-französische Freundschaft." Steffen Seibert (Regierungssprecher)
"Die Franzosen haben sich für Optimismus, Reformen und Weltoffenheit entschieden - für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit und gegen Abschottung, Zynismus und Hass. Er hat uns allen gezeigt, dass es möglich ist, den Gegnern Europas und den Nationalisten, den Populisten und denen mit den einfachen Antworten mit klarer Haltung und deutlicher Sprache zu widerstehen. Es lohnt sich, auf Europa zu setzen!" Sigmar Gabriel (Bundesaußenminister)
"Und jetzt machen wir Europa gemeinsam besser!" Martin Schulz (SPD-Kanzlerkandidat)
"Glückwunsch an Emmanuel Macron und an das französische Volk, das sich für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit und nicht für Tyrannei und Fake News entschieden hat." Donald Tusk (EU-Ratspräsident)
Was Macron als Präsident plant
Europa Macron strebt an, die Eurozone in einer engen Partnerschaft mit Deutschland zu reformieren. Die Eurozone mit 19 Ländern soll einen eigenen Haushalt, ein Parlament und einen Finanzminister bekommen. Diese Pläne sind zwar alles andere als neu, wurden aber bisher nicht in die Tat umgesetzt.
Einwanderung Er will lokale Integrationsprogramme schaffen. Am aktuellen Flüchtlingskurs will er festhalten. Asylanträge sollen in höchstens sechs Monaten bearbeitet werden.
Sicherheit Macron will 10.000 neue Polizisten einstellen und 15.000 Gefängnisplätze schaffen. Er plant, die Arbeit der Geheimdienste im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu bündeln.
Verteidigung Der Mitte-Links-Politiker steht zur Nato. Er will die Verteidigungsausgaben auf 2 Prozent der Wirtschaftskraft steigern.
Atomkraft Macron steht zum Ziel, den Atomanteil am Strommix bis 2025 von 75 auf 50 Prozent zu senken, und zur Schließung von Fessenheim.
Wirtschafts-, Sozial- und Finanzpolitik Der Ex-Wirtschaftsminister will das Land wettbewerbsfähiger machen, das Arbeitsrecht lockern, 120 000 Stellen im öffentlichen Dienst abbauen und in fünf Jahren 60 Milliarden Euro einsparen.
"Wir zählen auf ein Frankreich im Herzen Europas, um die gesamte Union zu verändern und sie näher an die Bürger zu bringen." Antonio Tajani (EU-Parlamentspräsident)
"Glücklich, dass die Franzosen eine europäische Zukunft gewählt haben - gemeinsam für ein stärkeres und gerechtes Europa." Jean-Claude Juncker (EU-Kommissionspräsident)
"Frankreich ist einer unserer engsten Partner, und wir freuen uns darauf, mit dem neuen Präsidenten bei einer großen Bandbreite gemeinsamer Prioritäten zusammenzuarbeiten." Theresa May (Britische Premierministerin)
"Dieses Wahlergebnis lässt zwar auf-, aber nicht durchatmen. Denn Emmanuel Macron steht nun vor der Mammutaufgabe, Vertrauen in die französische Politik zurückgewinnen zu müssen. Ansonsten droht in den Jahren seiner Amtszeit ein weiteres Erstarken des rechtsextremen Front National." Katrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir (Grünen-Spitzenkandidaten)
"Die vielen Wähler für Le Pen sind jedoch ein weiteres Alarmzeichen für Europa. (...) Der von Macron geplante Sozialabbau und weitere Angriffe auf Arbeitnehmerrechte würden Le Pen in Zukunft noch stärker machen." Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch (Linken-Fraktionschefs) AFP