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Frankreich: Vier gegen einen: Konkurrenz schießt sich auf Macron ein

Frankreich

Vier gegen einen: Konkurrenz schießt sich auf Macron ein

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    Die fünf Kandidaten im TV-Studio (von links): François Fillon, Emmanuel Macron, Jean-Luc Mélenchon, Marine Le Pen und Benoît Hamon.
    Die fünf Kandidaten im TV-Studio (von links): François Fillon, Emmanuel Macron, Jean-Luc Mélenchon, Marine Le Pen und Benoît Hamon. Foto: Patrick Kovarik, afp

    Zumindest in einer Sache waren sich die fünf Rivalen einig: Ihre Ansichten darüber, wie Frankreich regiert und repariert werden soll, liegen weit auseinander. Die dreistündige TV-Debatte am Montagabend stellte eine wichtige Etappe im Präsidentschaftswahlkampf dar, um diese Unterschiede aufzuzeigen. Nur die aussichtsreichsten der elf Kandidaten standen sich hier gegenüber. Peinlich genau achteten die Moderatoren darauf, dass alle reihum bei gleicher Redezeit ihre Politik präsentieren konnten; zu Kontroversen kam es erst spät, als die anfänglich höfliche Zurückhaltung abgelegt wurde.

    Die Betrugsvorwürfe gegen den Republikaner François Fillon und die Rechtspopulistin Marine Le Pen wurden höchstens indirekt gestreift. „Ich habe Fehler begangen, ich habe Schwächen, aber wer hat keine?“, setzte Fillon zu einem halbherzigen Schuldeingeständnis an, ohne das Strafverfahren gegen ihn wegen des Verdachts der Scheinbeschäftigung seiner Frau zu erwähnen. Stattdessen versprach der 63-Jährige im Fall seiner Wahl Gesetzesinitiativen für eine „Moralisierung des öffentlichen Lebens“. Wie ausgerechnet er ein glaubwürdiger Garant dafür sein will, fragte keiner. Gestern Abend wurde bekannt, dass gegen Fillion mittlerweile auch wegen „schweren Betrugs und Fälschung“ ermittelt wird.

    Im Visier seiner Rivalen stand der Umfragefavorit der letzten Wochen, Emmanuel Macron. „Wenn ich nicht da wäre, würden Sie sich alle langweilen“, rief der 39-Jährige selbstbewusst in die Runde. Der Sozialist Benoît Hamon warf ihm intransparente Finanzierung seiner Partei „En marche!“ („In Bewegung!“) vor. Front-National-Chefin Marine Le Pen bescheinigte Macrons Ausführungen eine „absolute Leere“: „Sie können sieben Minuten lang reden, aber es ist mir unmöglich, Ihre Gedanken zusammenzufassen: Sie haben nichts gesagt.“ Damit revanchierte sie sich für einen Schlagabtausch zum Thema Burkini. „Mit Ihren Provokationen tappen Sie, Madame Le Pen, in eine Falle: Sie spalten die Gesellschaft“, sagte Macron. Es war eine der wenigen Situationen, in denen der aggressiv auftretenden Rechtspopulistin Paroli geboten wurde. Meist konnte sie ihr tiefschwarzes Bild von einem Land im Niedergang ungestört zeichnen.

    Für Macron kam es darauf an, sich dem Publikum als souveräner Politiker zu präsentieren, der für umfassende Erneuerung steht. Umfragen zufolge fand ihn eine Mehrheit der zehn Millionen Zuschauer am überzeugendsten, vor Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon, der mit seinen Forderungen nach einem Ende der „Präsidenten-Monarchie“ Furore machte, sich aber offensichtlich in der Opposition eingerichtet hat. Trotz Berührungspunkten mit dem Sozialisten Hamon hatte er eine gemeinsame Bewerbung verweigert. Hamon selbst enttäuschte mit Forderungen nach einem Grundeinkommen und der 32-Stunden-Woche, ohne deren konkrete Umsetzung erklären zu können. Angesichts Frankreichs Schuldenberg seien solche Versprechen unhaltbar, rügte Fillon, der für diese Lage als Ex-Premierminister allerdings mitverantwortlich ist. (mit afp)

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