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Frankreich: Sarkozy nun offiziell im Wahlkampf

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Sarkozy nun offiziell im Wahlkampf

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    Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen im Frühjahr jetzt offiziell angekündigt.
    Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahlen im Frühjahr jetzt offiziell angekündigt. Foto: dpa

    Wenn Vertraute des französischen Präsidenten in den vergangenen Wochen auf das miserable Abschneiden ihres Chefs in Wahlumfragen angesprochen wurden, gab es stets die gleiche Antwort: Nicolas Sarkozy habe doch nicht einmal gesagt, dass er überhaupt noch einmal kandidieren werde. Wie sollten diese Umfragen da irgendeinen Wert haben, hieß es. Tausche "Sarko" erst einmal das Präsidentenkostüm gegen das des Wahlkämpfers, werde sich die Stimmung ganz schnell drehen.

    Ob dies nur verzweifelter Zweckoptimismus war, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Am Mittwochabend erklärte "Monsieur President"  in einem TV-Interview offiziell seine erneute Kandidatur. Er sei ein mutiger Reformer und die einzige Wahl, wenn sich die Franzosen weiter eine starke Nation wünschten, lautete die Botschaft. "Wir werden weitere Veränderungen brauchen", sagte Sarkozy.

    Sozialistischer Gegenspieler Hollande liegt in Umfragen deutlich vorn

    Von diesem Donnerstag an will er offiziell im Wahlkampf-Ring stehen und pausenlos Schläge gegen seinen gefährlichsten Kontrahenten Francois Hollande austeilen. Der Kandidat der Sozialistischen Partei (PS) gilt derzeit als großer Favorit und liegt in Umfragen 14 Prozentpunkte vorn.

    In welche Richtung es beim Wahlkampf gehen wird, scheint klar. In einem Interview des "Figaro Magazine" grenzte sich Sarkozy bereits am vergangenen Wochenende klar von Hollande ab. Keine Homo-Ehe, kein Wahlrecht für Nicht-EU-Ausländer bei Kommunalwahlen und keine Adoptionskinder für gleichgeschlechtliche Paare, lauteten die inhaltlichen Leitlinien. Arbeit, Verantwortlichkeit und Autorität seien seine Werte, sagte der Amtsinhaber.

    Rechtsschwung von Sarkozy

    Sarkozys Rechtsschwung kommt für die Opposition nicht überraschend. Rund eineinhalb Jahre hatte der Präsident zuletzt die Mitte-Wähler angesprochen. Er widmete sich der Wirtschaftspolitik, pries das deutsche Modell und unterstrich sein Engagement zur Defizitreduzierung. Doch dies hat sich laut Umfragewerten nicht als erfolgversprechend erwiesen. "Die Wirtschaft wird von den Franzosen wie ein umweltbedingter Faktor betrachtet, damit gewinnt man niemals einen Wähler", zitierte die Tageszeitung "Le Figaro" jüngst Sarkozys Berater Patrick Buisson.

    Opposition: Sarkozys Wirtschaftsbilanz ist katastophal

    Sarkozys Wirtschaftsbilanz sei katastrophal, heißt es indes von den Sozialisten in der Opposition. Zumindest die Zahlen geben ihnen recht: Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 kam die Industrie im Gegensatz zu der in Deutschland nicht wieder auf die Beine. Die Arbeitslosenquote liegt bei knapp zehn Prozent. "Man kann nicht alles in fünf Jahren machen", sagte Sarkozy am Mittwochabend im TV-Interview zu noch ausstehenden Reformprojekten.

    Angreifbar ist der Präsident allerdings auch in einem Wertewahlkampf. Vielen Franzosen sind die Affären und Skandale der ersten Amtsjahre nur allzu gut in Erinnerung. Auf Staatskosten abgerechnete Zigarren für 12 000 Euro, ein 117 000 Euro teurer Privatjet-Flug, zweckentfremdete Dienstwohnungen und ein Luxus-Hotelzimmer für die schöne Sportstaatssekretärin Rama Yade erschütterten Ansehen und Glaubwürdigkeit seines Regierungsteams.

    Bettencout-Affäre als schwere Belastung für Sarkozy

    Viel schwerer als teure Flüge und Zigarren könnte den Präsidenten zudem die Affäre um die L'Oréal-Milliardenerbin Liliane Bettencourt belasten. Sarkozy und seinem damaligen Minister Eric Woerth werden vorgeworfen, vor dem Präsidentschaftswahlkampf 2007 illegale Spenden aus dem Hause Bettencourt angenommen zu haben. Gegen Woerth wurde jüngst ein Anklageverfahren eingeleitet. Die Ermittlungen laufen weiter und könnten noch in den nächsten Wochen weiter unangenehme Erkenntnisse zutage fördern. dpa

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