Das Licht im Saal erlischt, die Musik wird lauter, die Spannung steigt – dann tritt Nicolas Sarkozy mit dynamischen Schritten auf die Bühne, bejubelt von seinen Anhängern. So liefen viele spektakuläre Auftritte des damaligen Präsidenten im Wahlkampf 2012 ab. Alles etwas größer und pompöser als bei seinem Hauptrivalen François Hollande.
Heute weiß man, dass das möglich war, weil Sarkozys Wahlkampfbudget das erlaubte Limit von 22,5 Millionen Euro deutlich überschritt – es lag bei mindestens 42,8 Millionen. Dies versuchte sein Wahlkampfteam mithilfe der PR-Agentur Bygmalion zu vertuschen, welche falsche Rechnungen ausstellte. Nach jahrelangen Ermittlungen der Justiz in dem Fall begann am Donnerstag der Prozess mit 14 Angeklagten – unter ihnen Sarkozy, der allerdings nicht persönlich erschien. Ihm drohen eine Geldstrafe von 3750 Euro und bis zu einem Jahr Gefängnis. Erst im März war er zu drei Jahren Haft, davon zwei auf Bewährung, wegen Bestechung und unerlaubter Einflussnahme verurteilt worden, hat aber Berufung eingelegt.
Nicolas Sarkozy ist kein Hoffnungsträger für die Republikaner mehr
Der einst gefeierte Politstar sitzt zum wiederholten Male auf der Anklagebank. Das ist eine Ernüchterung für Frankreichs Konservative, die sich seit Sarkozys Scheitern 2012 nicht mehr erholt haben. Bei der Präsidentschaftswahl 2017 verfehlten ihr Kandidat erstmals die zweite Runde, da dem Kandidaten François Fillon, Ex-Premierminister unter Sarkozy, vorgeworfen wurde, seine Ehefrau jahrelang als Assistentin beschäftigt und bezahlt zu haben, ohne dass sie arbeitete.
Beide Politikerschicksale zeigen, dass die öffentliche Meinung gegenüber Korruption unerbittlich geworden ist. Nur noch ein harter Kern von Sarkozy-Fans in der Partei der Republikaner sehnt sich nach der Zeit zurück, in der der 66-Jährige ihr Anführer war. Bei der parteiinternen Kandidatenkür für die Wahl 2017 erreichte er nur den dritten Platz.
Wer wird der konservative Kandidat für die Präsidentschaftswahl?
Dennoch hat er bis heute eine Leerstelle hinterlassen. Die Republikaner drohen zerrieben zu werden zwischen dem rechtsnationalen Rassemblement National und der LREM-Partei von Präsident Emmanuel Macron. Ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl steht nicht fest, wen die Republikaner ins Rennen schicken. An Interessenten fehlt es nicht.
Zu ihnen gehören der ehemalige Sarkozy-Minister Xavier Bertrand und der frühere EU-Kommissar und Chefunterhändler für den Brexit, Michel Barnier. Letzterem fehlt es an Bekanntheit, zudem könnte es ihm schwerfallen, den EU-skeptischen Teil seiner eigenen Partei zu überzeugen. Die besten Aussichten hätte wohl Edouard Philippe, Macrons , der gerade ein Buch über seine politische Karriere veröffentlicht hat. Philippe gehört zu den beliebtesten Politikern Frankreichs, er gilt als korrekt und sachlich – eine Gegenfigur zu Sarkozy. Und gerade das ist heute ein Vorteil.
Lesen Sie auch:
- Nicolas Sarkozy vor Gericht: Ex-Präsident weist Vorwürfe zurück
- Muss Ex-Präsident Nicolas Sarkozy ins Gefängnis?
- Aufruf zum Putsch? Pensionierte Generäle sorgen in Frankreich für UnruheAufruf zum Putsch? Pensionierte Generäle sorgen in Frankreich für UnruheFrankreich