Sieben Terroristen überlebten die verheerende Anschlagsserie in Paris selbst nicht. Fünf von ihnen wurden bislang identifiziert, auch einen Drahtzieher soll es gegeben haben. Mindestens ein weiterer Attentäter könnte auf der Flucht sein.
Abdelhamid Abaaoud: Der 28-Jährige, meistgesuchter Islamist Belgiens, könnte nach Medienberichten der Drahtzieher der Anschläge sein. Er lebte früher in dem als Islamistenhochburg bekannten Brüsseler Stadtteil Molenbeek und soll marokkanische Wurzeln haben. Gesucht wird er seit einem vereitelten Terroranschlag auf Polizisten im ostbelgischen Verviers im vergangenen Januar. Damals waren beim Einsatz von Spezialkräften der Polizei zwei gesuchte Terroristen ums Leben gekommen. Abaaoud, auch bekannt unter dem Pseudonym Abu Omar al-Baljiki, soll Kopf der gesprengten Terrorzelle gewesen sein und heute in Syrien für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) kämpfen. Das ist der mutmaßliche Drahtzieher der Anschläge in Paris
Attentate in Frankreich
November 2015: Bei zeitlich abgestimmten Attacken in Paris werden mindestens 129 Menschen getötet und 352 weitere verletzt. Erstmals werden dabei in Frankreich Selbstmordattentäter eingesetzt. Auftakt zu den Anschlägen ist eine Explosion in der Nähe des Stadions Stade de France im Norden von Paris, in dem gerade ein Fußballspiel Deutschland-Frankreich stattfindet. Der IS bekennt sich zu den Anschlägen.
August 2015: Ein schwerbewaffneter Mann eröffnet in einem Schnellzug von Amsterdam nach Paris das Feuer und verletzt zwei Menschen schwer. Der radikale Islamist wird von US-Soldaten überwältigt, die zufällig an Bord des Zuges sind.
Juni 2015: Ein wegen seiner Kontakte zur Salafisten-Szene bekannter Mann enthauptet seinen Chef und bringt den Kopf neben islamistischen Flaggen am Zaun eines Gaslagers nahe Lyon an. Anschließend bringt er auf dem Industriegelände mehrere Gasflaschen zur Explosion, bevor er von Feuerwehrleuten überwältigt wird.
Januar 2015: Die Islamisten Chérif und Said Kouachi erschießen beim Anschlag auf die Satire-Zeitung »Charlie Hebdo» zwölf Menschen, darunter mehrere der bekanntesten Zeichner des für seine Mohammed-Karikaturen bekannten Blatts. Ein Komplize von ihnen tötet im Süden von Paris eine Polizistin. Der Anhänger der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bringt zudem in einem jüdischen Supermarkt der Hauptstadt zahlreiche Menschen in seine Gewalt und tötet vier von ihnen. Bei Polizeieinsätzen werden die drei Islamisten letztlich erschossen.
März 2012: Der 23-jährige Mohammed Merah erschießt innerhalb von vier Tagen in Toulouse und Montauban drei Soldaten auf offener Straße. Wenige Tage später erschießt er drei Kinder und einen Lehrer einer jüdischen Schule in Toulouse. Am 22. März wird Merah von einer Spezialeinheit getötet.
Dezember 1996: Bei einem Anschlag auf einen Regionalzug (RER) in Paris sterben vier Menschen. Weitere 91 werden verletzt. Es gibt Ähnlichkeiten zu einer Anschlagsserie vom Sommer 1995.
Juli 1995: In einem RER am Bahnhof Saint-Michel im Zentrum von Paris explodiert eine Bombe. Acht Menschen sterben, 119 werden verletzt. Der Anschlag wird algerischen Extremisten zugeschrieben. Es ist das blutigste Attentat einer Reihe von Anschlägen in diesem Sommer, bei denen insgesamt acht Menschen sterben und mehr als 200 verletzt werden.
September 1986: Vor einem Kaufhaus in Paris explodiert eine Bombe - sieben Menschen werden getötet und rund 55 weitere verletzt. Der Anschlag reiht sich in eine Serie von Attentaten eines proiranischen Terrornetzwerks in den Jahren 1985 und 1986 ein. Insgesamt sterben bei diesen Anschlägen 13 Menschen, mehr als 300 werden verletzt.
Dezember 1983: Zwei Menschen sterben und 34 werden verletzt, als eine Bombe am Bahnhof Saint Charles in Marseille explodiert. Nur wenige Minuten zuvor sterben bei einer Bombenexplosion in einem Hochgeschwindigkeitszug auf der Strecke Marseille-Paris drei Menschen. Zu beiden Anschlägen bekennt sich eine arabische Gruppe mit Verbindungen zu dem Terroristen Ilich Ramírez Sánchez, besser bekannt als Carlos.
Juli 1983: Am Turkish-Airlines-Schalter am Flughafen Orly südlich von Paris explodiert ein Sprengsatz, wodurch acht Menschen getötet und 54 verletzt werden.
August 1982: Bei einem Anschlag auf das Restaurant »Goldenberg» im jüdischen Viertel von Paris werden sechs Menschen getötet und 22 verletzt. Bis heute ist nicht klar, wer für die Tat verantwortlich ist.
März 1982: Bei einem Anschlag auf einen Zug zwischen Toulouse und Paris werden fünf Menschen getötet und 77 verletzt. An Bord sollte ursprünglich der damalige Pariser Bürgermeister Jacques Chirac sein. Der Terrorist Carlos soll in den Anschlag verwickelt sein.
Oktober 1980: Vor einer Synagoge in der Pariser Rue Copernic geht eine Bombe hoch - vier Menschen sterben, rund 20 weitere werden verletzt.
Mai 1978: Palästinensische Terroristen eröffnen am Flughafen Orly das Feuer auf Passagiere, die ein Flugzeug nach Tel Aviv besteigen wollen. Acht Menschen sterben, bei ihnen handelt es sich um drei Angreifer, zwei Polizisten und drei Passagiere. Drei weitere Passagiere werden verletzt. AFP
Omar Ismail Mostefaï: Der 29 Jahre alte Franzose stammt aus der Pariser Vorstadt Courcouronnes, er gehörte zum Terrorkommando im Musikclub "Bataclan". Der Polizei war Mostefaï bekannt als Kleinkrimineller mit acht Verurteilungen zwischen 2004 und 2010, er saß aber nie im Gefängnis. Mostefaï stand seit einigen Jahren unter Beobachtung, weil er sich zunehmend radikalisierte, in Verbindung mit einem Terrornetzwerk wurde er aber nie gebracht. In der Türkei dagegen haben ihn Sicherheitskräfte 2014 nach Angaben aus Regierungskreisen als Terrorverdächtigen identifiziert. Laut Radiosender France Info war Mostefaï Ende 2013 in Syrien.
Samy Amimour: Ebenfalls Franzose und gebürtiger Pariser. Er gehörte zu den Terroristen im "Bataclan". Gegen Amimour wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft im Oktober 2012 wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Damals soll er auch geplant haben, in den Jemen zu reisen. Im Herbst 2013 tauchte Amimour unter. Der 28-Jährige hielt sich dann vor etwa zwei Jahren nach einer Phase der Radikalisierung in Syrien auf, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Familienmitglieder berichtete.
Ibrahim or Brahim Abdeslams: Der 31-jährige Franzose aus dem Brüsseler Stadtteil Molenbeek sprengte sich im Restaurant "Comptoir Voltaire" in die Luft. Er soll ein Freund des mutmaßlichen Drahtziehers Abaaoud gewesen sein. Abdeslams Bruder Salah (26) wird seit Sonntag mit internationalem Haftbefehl gesucht, auch er könnte zu den Attentätern von Paris gehört oder ihnen geholfen haben. Der dritte Abdeslam-Bruder Mohamed wurde im Brüsseler Stadtteil Molenbeek festgenommen, ist inzwischen aber wieder frei.
Bilal Hadfi: Der Franzose und Wahl-Belgier gehört zu den Terroristen, die versucht haben sollen, ins Stade de France zu gelangen. Mehrere Medien melden, der 20-Jährige habe ebenfalls Zeit in Syrien verbracht und sich dort dem IS angeschlossen.
Ahmed El-Mohammed: Ein syrischer Pass mit der Identität des 25-Jährigen wurde laut Staatsanwalt in der Nähe einer Leiche beim Stade de France gefunden. Außerdem sollen die Fingerabdrücke des Toten mit denen eines Mannes übereinstimmen, der im Oktober in Griechenland mit dem Pass als Flüchtling eingereist war. Allerdings war am Montag noch nicht abschließend klar, ob das Dokument echt ist.
Baptiste Burgy: Ein weiterer möglicher Terrorist wird auf der Flucht in Italien vermutet. Der 32-jährige Franzose Burgy sei in einem schwarzen Seat unterwegs, nach dem Auto werde im Großraum Turin gesucht, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Es ist möglich, dass der Mann bei Ventimiglia die Grenze überqueren konnte. dpa Vater eines Attentäters wollte seinen Sohn 2014 aus IS-Lager holen