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Flughafen BER: Geisterzüge gegen Schimmel an der Tunnelwand

Flughafen BER

Geisterzüge gegen Schimmel an der Tunnelwand

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    Geisterzüge gegen Schimmel an der Tunnelwand
    Geisterzüge gegen Schimmel an der Tunnelwand

    Berliner Flughafen (BER): Chronologie der Pannen

    Dezember 1991: Gründung der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF). Gesellschafter sind die Länder Berlin und Brandenburg.

    Mai 1996: Berlin, Brandenburg und der Bund einigen sich darauf, dass der zukünftige Hauptstadtflughafen neben dem derzeitigen Flughafen Schönefeld südöstlich von Berlin gebaut wird.

    August 2004: Die Landesregierung in Potsdam erteilt den Planfeststellungsbeschluss für das größte ostdeutsche Infrastrukturvorhaben, den Flughafen Berlin-Brandenburg International (BBI).

    März 2006: Die Gegner des Großflughafens scheitern mit ihrem juristischen Kampf gegen das Projekt.

    September 2006: Der damalige Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit sowie Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (alle SPD) setzen den symbolischen ersten Spatenstich. Der neue Flughafen soll zum Winterflugplan 2011 fertig werden.

    Juli 2008: Die Arbeiten am Terminal beginnen.

    Oktober 2008: Der Flughafen Berlin-Tempelhof wird geschlossen.

    Juni 2010: Der Eröffnungstermin des neuen Flughafens wird auf den 3. Juni 2012 verschoben.

    Mai 2012: Nur knapp einen Monat vor der geplanten Eröffnung teilt der Aufsichtsrat mit, dass die Eröffnung erneut verschoben wird, weil der Brandschutz nicht funktioniert und der Flughafen deshalb keine Genehmigung erhält.

    September 2012: Der Termin im Frühjahr 2013 wird ebenfalls gestrichen, weil die Arbeiten mehr Zeit brauchen. Der neue Technikchef Horst Amann hält eine Eröffnung des Flughafens Ende Oktober 2013 aber für machbar.

    Dezember 2012: Mehrere Gutachten werden bekannt, laut denen der Flughafen für die Zahl der erwarteten Passagiere zu klein geplant ist.

    Januar 2013: Nachdem der Technikchef den Eröffnungstermin im Oktober 2013 als nicht mehr haltbar bezeichnet hat, wird Geschäftsführer Rainer Schwarz entlassen.

    Januar 2013: Wowereit gibt das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden an Brandenburgs damaligen Ministerpräsidenten Platzeck ab.

    März 2013: Der Aufsichtsrat teilt überraschend mit, dass der ehemalige Bahn-Chef Mehdorn als neuer Geschäftsführer des BER die Bauarbeiten vorantreiben soll.

    Ende 2013 ist noch immer kein Eröffnungstermin in Sicht. Noch 2014 will Hartmut Mehdorn allerdings täglich einen Flieger vom Nordpier des Airports starten lassen, um die Systeme zu testen.

    Im April 2014 verkündet Hartmut Mehdorn, dass er weitere 1,1 Milliarden Euro bei den Gesellschaftern anfragen wird. Die Gesamtkosten steigen damit von 4,3 Milliarden Euro auf 5,4 Milliarden Euro.

    November 2014: Nun stehen weitere Mehrkosten in Höhe von 2,19 Milliarden Euro wegen weiterer Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen im Raum.

    Im Dezember 2014 kündigt Hartmut Mehdorn ein neues Eröffnungsdatum an: 2017 soll der BER in Betrieb gehen, heißt es nun.

    Im Januar 2017 wird offiziell verkündet, dass BER im Jahr 2017 nicht eröffnet wird.

    September 2017: Eine Mehrheit der Berliner stimmt in einem Volksentscheid für den Weiterbetrieb des Flughafens Tegel, selbst wenn BER eröffnet ist. Denn: Der Flughafen wäre wegen den Verspätungen bereits zur Eröffnung zu klein.

    Dezember 2017: Flughafen-Chef Lütke Daldrup will ein Eröffnungsdatum nennen. Spekuliert wird über ein Datum zwischen 2020 und 2023. Zwar könnten die Bauarbeiten vermutlich noch 2018 abgeschlossen werden. Dann müsste der Flughafen aber noch unter Praxisbedingungen getestet werden - wobei wieder Fehler auftreten könnten.

    Januar 2018: Daldrup gibt bekannt, am 2. März genaue Angaben zu den Mehrkosten machen zu wollen. Die veranschlagten 6,5 Milliarden Euro galten nur für einen Start im Jahr 2018. Die Bauarbeiten dauern aber noch länger. Die CDU will nicht weiter in die Fertigstellung des Flughafens investieren.

    Im März 2018 erklärt die Flughafengesellschaft, den Ausbau künftig privat unterstützen zu lassen. Das Terminal 2 soll als Mietkauf- oder Leasingobjekt gebaut werden. Die Eröffnung des BER wird auf Herbst 2020 terminiert.

    Mai 2018: Wichtige Baufirmen wie Bosch und Siemens lassen sich für die Arbeiten an der Haustechnik auf feste Terminpläne ein. Zudem wird bekannt, dass die Flughafengesellschaft 83,6 Millionen Euro Verlust im Jahr 2017 verzeichnet. Und eine Projektsteuerungsfirma stellt fest, dass sie bei der Kabel-Sanierung elf Monate im Verzug sei.

    Im Juli 2018 erteilt das Bauordnungsamt des Landkreises Dahme-Spreewald die Genehmigung für den Bau von Terminal 2.

    Der selbstständige Berater und Flughafenplaner Patrick Muller übernimmt im August 2018 die Betriebsleitung der Flughäfen Tegel und Schönefeld. Zu seinen Aufgaben werden auch der Probebetrieb und die Eröffnung des BER gehören.

    November 2018: Der Bauingenieur Carsten Wilmsen wird neuer Bau- und Technikchef.

    März 2019: Der Tüv äußert Bedenken über den Zeitplan bis zur Intriebnahme. Es ist unklar, ob die Tests der Anlagen im Terminal im Frühjahr 2019 beginnen können.

    Nächster Halt Flughafen Berlin Brandenburg: Doch von ein- und aussteigenden Fahrgästen fehlt jede Spur. Die Bahnsteige sind leer gefegt, die S-Bahn selbst ist abgesehen von ihrem Fahrer unbemannt. Täglich rollt gut ein Dutzend dieser Geisterzüge durch den Tunnel, der direkt unter dem Terminal des Flughafens verläuft. Eigentlich sollte dieser schon längst in Betrieb sein, doch Pleiten, Pech und Pannen verzögern die Fertigstellung.

    Die Eröffnung des Flughafens wurde schon vier Mal verschoben

    Die Eröffnung wurde bereits zum vierten Mal verschoben, momentan steht kein weiterer Termin fest. Die Züge der Deutschen Bahn müssen trotzdem fahren. Aus einem kuriosen Grund: Ohne Zugverkehr könnte Schimmel die Tunnelwände überziehen. Im unterirdischen Bahnhof sowie im drei Kilometer langen Tunnel herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit, ähnlich wie in einem Keller. „Daher muss ein täglicher Luftaustausch stattfinden“, erklärt Burkhard Ahlert, Pressesprecher der Deutschen Bahn. Wird nicht regelmäßig gelüftet, beginnt es zu schimmeln.

    Normalerweise übernähmen diese Aufgabe die S-Bahnen und Regionalzüge, die die Fluggäste regelmäßig zum Terminal brächten. Momentan will und darf jedoch noch keiner mitfahren. Denn eine Evakuierung wäre im Ernstfall nicht möglich, die Türen zu den Terminals sind noch verschlossen. Die Bahn schickt deshalb die leeren Geisterzüge auf die Schiene.

    Hinzu kommt, dass die Anlagen in Betrieb sein müssen, um weiterhin in Schuss zu bleiben. „Stellen Sie sich vor, Sie lassen ihr Auto längere Zeit stehen. Dann funktioniert auch irgendwann das ein oder andere nicht mehr“, vergleicht Bahnsprecher Ahlert die Situation. Und so leuchten täglich für die leeren S-Bahnen und Regionalzüge Signalleuchten auf, Weichen werden gestellt. Auch der Kontrolle wegen fahren die Züge regelmäßig den Flughafenbahnhof an. Die Fahrer haben den Auftrag, sofort zu melden, wenn sich unerwünschte Besucher dort herumtreiben. Zusätzlich bewacht Sicherheitspersonal die unterirdischen Anlagen.

    Sollte der Airport je eröffnet werden, bietet er viel Komfort

    Chronologie: Der harte Weg zum Hauptstadt-Flughafen

    Dezember 1991: Gründung der Berlin Brandenburg Flughafen Holding (BBF). Gesellschafter sind die Länder Berlin und Brandenburg.

    Januar 1992: Beginn der Planungen für den Flughafen mit dem Projektnamen Berlin Brandenburg International, BBI.

    Juni 1996: Die Gesellschafter entscheiden sich für den Ausbau des Flughafens Schönefeld und die Schließung der Flughäfen Tegel und Tempelhof.

    August 2004: Zum Abschluss des Genehmigungsverfahrens gibt der Planfeststellungsbeschluss grünes Licht: Der BBI darf unter Auflagen gebaut werden. Im Oktober reichen tausende Gegner beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig Klagen ein.

    April 2005: Das Gericht gibt Eilanträgen mehrerer Anwohner statt und verhängt einen weitgehenden Baustopp bis zu seiner endgültigen Entscheidung. Zulässig sind nur Bauvorbereitungen.

    März 2006: Das Gericht genehmigt in letzter Instanz den Bau des BBI unter verschärften Lärmschutzauflagen.

    Juli 2008: Erster Spatenstich für das Flughafen-Terminal.

    Oktober 2008: Nach 85 Jahren schließt der Flughafen Tempelhof.

    Oktober 2009: Das Brandenburger Verkehrsministerium erlässt eine neue Nachtflugregelung: Keine Starts und Landungen von Mitternacht bis 5.00 Uhr, Ausnahme Post- und Regierungsmaschinen, Notfälle. In den Randzeiten davor und danach ist die Zahl begrenzt.

    Juni 2010: Wegen der Pleite einer Planungsfirma und verschärften Sicherheitsbestimmungen wird die für November 2011 geplante Eröffnung des Flughafens auf den 3. Juni 2012 verschoben.

    September 2010: Die Deutsche Flugsicherung legt einen ersten Flugrouten-Vorschlag vor. Tausende Betroffene gehen dagegen auf die Straße. Es gibt neue Klagen gegen den Planfeststellungsbeschluss.

    Oktober 2011: Das Bundesverwaltungsgericht gibt grünes Licht für nächtliche Flüge in den Randzeiten. Der Airport kann ohne weitere Einschränkungen an den Start gehen.

    Januar 2012: Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung legt die Flugrouten fest und folgt im wesentlichen einem Vorschlag der Fluglärmkommission aus Gemeinde- und Airline-Vertretern. Am Müggelsee geht der Protest weiter. Initiativen kündigen weitere Klagen an.

    Mai 2012: Vier Wochen vor dem Termin wird wegen Problemen die Eröffnung des Flughafens wieder abgesagt. In der darauffolgenden Woche verschiebt der Aufsichtsrat die Eröffnung auf den 17. März 2013. Chef-Planer Manfred Körtgen wird entlassen.

    Juni 2012: Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg entscheidet, dass die Anwohner des Flughafens ein Recht auf besseren Schallschutz haben. Für die Betreiber bedeutet das: wieder zusätzliche Kosten.

    22. Juni 2012: Der Aufsichtsrat entscheidet, den Starttermin 17. März erneut zu prüfen und im August darüber zu entscheiden. Der Airport soll gut eine Milliarde Euro teurer werden als geplant und insgesamt mehr als vier Milliarden Euro kosten.

    3. September 2012: Der Eröffnungstermin muss zum nunmehr dritten Mal verschoben werden. Neuer Termin ist der 27. Oktober 2013.

    6. Januar 2013: Die Eröffnung des Flughafens wird erneut verschoben. Der Flughafen wird frühestens 2014 in Betrieb gehen, eventuell erst 2015.

    7. Januar 2013: Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit tritt als Aufsichtsratsvorsitzender zurück. Seinen Posten übernimmt am 16. Januar Matthias Platzeck.

    Kommt es eines Tages zur Eröffnung des Flughafens, ist der Anschluss an die Schiene für die Fahrgäste laut Deutscher Bahn eine in Deutschland einmalige Konstellation. Wer die richtige Zugtür erwischt und dann den Aufzug auf Terminalebene nimmt, muss weniger als 50 Meter bis zum Check-in zurücklegen. Die Deutsche Bahn rechnet damit, dass etwa die Hälfte aller Passagiere den Weg über die Schiene zum Airport nutzen wird.

    Doch solange hier kein Flieger von der Startbahn abhebt, bleiben die Fahrgäste aus. Die Bahn verzeichnet Einbußen in Millionenhöhe. Wie hoch die Summe jedoch genau ist, stehe noch nicht fest, teilt das Unternehmen mit. Das gelte auch für die Schadensersatzansprüche gegen die Flughafengesellschaft.

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