Seit dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise ist die Zahl der Asylanträge deutlich gesunken: Wurden im Jahr 2015 noch 477.000 und im Jahr 2016 noch 746.000 Asylanträge gestellt, waren es im vergangenen Jahr nur 186.000 - und damit sogar weniger als im Jahr 2014.
Bei der Vorstellung der Asylzahlen am Mittwoch sagte Horst Seehofer, die Bundesregierung habe die Balance zwischen Humanität und Steuerung "in bemerkenswert guter Weise geschafft". Der tatsächliche Zuzug durch Flüchtlinge sei außerdem geringer als 186.000. Schließlich seien darin auch 24.000 Folgeanträge von Menschen enthalten, deren Erstantrag auf Asyl abgelehnt wurde.
Wenn der Familiennachzug dazugezählt sowie Abschiebungen und freiwillige Ausreisen abgezogen werden, kamen 2018 in Deutschland 165.000 Asylbewerber dazu. Seehofer sagt dazu: "In der Gesamtbetrachtung liegen wir damit deutlich unter dem im Koalitionsvertrag vereinbarten Korridor von 180.000 bis 220.000 Personen jährlich."
Dass weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen, verdeutlicht die folgende Grafik. Sie zeigt die Zahl der Asylanträge seit 1991. Dass die Zahl im Jahr 2016 höher ist als 2015, liegt daran, dass viele Asylanträge damals erst mit Verzögerung gestellt werden konnten.
Laut Innenministerium dürfe der starke Rückgang aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich an den Fluchtursachen in den vergangenen Jahren wenig geändert habe. Der Grund für den Rückgang seien eher politische Maßnahmen wie die Schließung der Balkanroute und der Flüchtlingsdeal mit der Türkei. Dadurch hätten sich auch die Wege geändert, über die Asylbewerber nach Europa kämen. Laut Seehofer sei deutlich, dass der Schwerpunkt zurzeit in Spanien liege.
Aus den Statistiken lassen sich keine Einzelschicksale ablesen. Es wird aber klar, woher die Flüchtlinge kamen, welches Alter sie hatten und wie groß der Anteil der Männer ist.
Asyl: Herkunft der Flüchtlinge im Jahr 2018
Unverändert ist Syrien mit Abstand das häufigste Herkunftsland der Flüchtlinge, die einen Erstantrag in Deutschland gestellt haben. Afghanistan liegt hingegen nur noch auf Platz sechs.
Seit dem Jahr 2017 gehört auch die Türkei zu den Ländern, aus denen besonders viele Menschen Asyl in Deutschland suchen. Menschenrechtler kritisieren die Verfolgung von Minderheiten, Opposition und Journalisten in dem Land, die sich im vergangenen Jahr in mehr als 10.000 Asylanträgen in Deutschland niedergeschlagen hat.
Hier die Übersicht über die häufigsten Herkunftsländer im Jahr 2018:
Geschlecht und Alter der Asylbewerber
Der Anteil der Frauen unter den Asylbewerbern ist auch 2018 weiter gewachsen. 2015 lag er noch bei 30 Prozent und ist seitdem immer weiter gestiegen. Im vergangenen Jahr waren 43 Prozent der Flüchtlinge weiblich, die einen Erstantrag in Deutschland gestellt haben:
Deutlich gestiegen ist seit dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise auch der Anteil der Kinder unter elf Jahren, die mittlerweile die größte Altersgruppe bilden:
Laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ist es schwer zu sagen, warum der Anteil an Frauen und Kindern in dem Maße wächst - dafür müssten die genauen Einzelschicksale bekannt sein. Ein Grund könnte aber sein, dass es Änderungen bei den Herkunftsländern gab. Dadurch suchten Menschen mit anderen Hintergründen und Fluchtursachen Asyl in Deutschland. (mit dpa)