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Flucht in den Libanon: Syrische Flüchtlinge fliehen vor dem brutalen Diktator Assad

Flucht in den Libanon

Syrische Flüchtlinge fliehen vor dem brutalen Diktator Assad

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    Die Diakonie Katastrophenhilfe warnt vor einer humanitären Katastrophe in Syrien.
    Die Diakonie Katastrophenhilfe warnt vor einer humanitären Katastrophe in Syrien. Foto: dpa

    Die Bilder gehen unter die Haut: Täglich erreichen neue Schreckensbilder aus Syrien den Rest der Welt: Verletzte Kinder, Leichenberge, panische Fluchtversuche. Für Tausende Syrer ist das Alltag. In den Rebellenhochburgen Homs und Baba Amro spielen sich Berichten zufolge zahlreiche Gräueltaten ab. Seit dem Beginn der Proteste gegen Assad vor einem Jahr sind nach UN-Angaben mehr als 7500 Menschen ums Leben gekommen. Viele müssen fliehen - auch Kinder rennen um ihr Leben.

    Die Heimat in Homs ist nicht mehr sicher

    "Es war so kalt und ich hatte große Angst", erzählt die neunjährige Nagham. Zusammen mit ihrer Familie ist die kleine Syrerin in den Libanon geflüchtet. "Wir wollen lieber zu Hause sein, mit unseren Freunden. Wir wollten nicht hierherkommen", sagt sie. Es sei eine harte Entscheidung gewesen, erzählt ihr Vater, Abu Firas. "Entweder du lässt alles zurück, was du besitzt und rettest deine Familie und Kinder, oder du bleibst und stirbst." Der Syrer ist mit seinen sechs Kindern geflüchtet. Zusammen mit etwa 150 anderen Familien hat er in dem Dorf Arsal im Ostlibanon Unterschlupf gefunden.

    Sein Bauernhof in Al-Kusair in der Provinz Homs war nicht mehr sicher. Aus Angst vor Syriens Vergeltungsmaßnahmen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad will er seinen richtigen Namen nicht nennen. Sein Gesicht verhüllt er mit einem Tuch. Die Flucht in der Dunkelheit über die Grenze war beängstigend, erzählt der 47-Jährige. Die Kinder hätten die ganze Zeit geweint. Während der Flucht mussten sie über den verschneiten Boden kriechen, um nicht von Regierungstruppen entdeckt zu werden. Nun haben die Kleinen Fieber.

    Gräueltaten in der Rebellenhochburg Homs

    Die Familie musste fliehen, nachdem er gehört hatte, was in Baba Amro vorging, sagt der Vater. Nach der Einnahme des Stadtviertels in der Rebellenhochburg Homs in der vergangenen Woche durch Regierungstruppen häufen sich Berichte von Gräueltaten. "Als die Regierungstruppen Baba Amro einnahmen, machten sie keinen Unterschied zwischen Rebellen und Zivilisten", sagt Abu Firas. "Sie töteten ohne Unterschied." Dann zeigt er mit seinem Handy gemachte Aufnahmen von Sonntagnacht, als sein Dorf beschossen wurde.

    Seine Nachbarn und er beschlossen, in dieser Nacht zu fliehen. Im dichten Schneetreiben kämpften sie sich durch die Wälder in den Libanon durch. Al-Kusair ist nur zwanzig Minuten von der Grenze entfernt, doch die Gruppe brauchte mehr als zwei Stunden. Oft mussten sie sich vor Soldaten verstecken, erzählen die Flüchtlinge. Aber Abu Firas hatte Glück. Nach der abenteuerlichen Flucht über Bergstraßen und durch Schneestürme hat die Familie bei einem alten Freund in Arsal Unterschlupf gefunden.

    Tausende flüchten vor Assad in den Libanon

    Syrien: Das ist die Opposition

    Die beiden wichtigsten syrischen Oppositionsgruppen sind der syrische Nationalrat und das Nationale Koordinationskomitee für Demokratischen Wandel. Lange Zeit waren sie in grundsätzlichen Fragen zerstritten.

    Jetzt bereiten sie sich gemeinsam auf eine Zeit nach dem Sturz des Regimes vor.

    Der Nationalrat wurde im September von Oppositionsgruppen in Istanbul gegründet.

    Er hat 230 Mitglieder; die meisten leben im Exil.

    Vorsitzender ist der Sorbonne-Professor Burhan Ghaliun. Dem Gremium gehören Repräsentanten verschiedener politischer Gruppierungen an.

    Darunter sind die in Syrien verbotene Muslimbruderschaft, die sogenannten Revolutionskomitees und Vertreter des liberalen Lagers. Auch Kurden sind vertreten.

    Ziel ist der Sturz des Regimes von Präsident Baschar al-Assad.

    Das Koordinationskomitee wurde bereits im Mai in Syrien gegründet.

    Ihm gehören vor allem linksgerichtete Gruppen an.

    Dazu kommen kurdische Parteien.

    Lange Zeit plädierten Vertreter dieses Bündnisses für einen Dialog mit der Regierung.

    Einer ihrer führenden Repräsentanten ist Haytham Manna, der in Kairo die Vereinbarung auf ein Zusammengehen der beiden Oppositionsgruppen unterzeichnet hat.

    Tausende haben sich den vergangenen Tagen über die Grenze gerettet. Die meisten Flüchtlinge gehören zur sunnitischen Bevölkerungsmehrheit Syriens. Die Führung des Regimes wird von Mitgliedern der alawitischen Minderheit dominiert. Auch Assads Familie sind Alawiten. Die Grenzregion um Arsal wird von Sunniten bewohnt. Viele sympathisieren mit den Regimegegnern in Syrien.

    Die meisten der Flüchtlinge in Arsal seien Frauen und Kinder, sagt Dana Suleiman, eine Sprecherin des UN-Flüchtlingswerks UNHCR. Helfer verteilen Decken, Medikamente und andere Hilfsgüter.

    Mitglieder der gefürchteten Eliteeinheiten verbreiten Angst und Schrecken in der Region, erzählen Flüchtlinge. Die Menschen wagten es nicht mehr, auf die Straße zu gehen und Demokratie zu fordern, fügen die Syrer in Arsal hinzu. Die Eliteeinheiten werden von Maher al-Assad, einem jüngeren Bruder des Machthabers, angeführt. Das Regime habe einen neuen Leitsatz, meint Abu Omar, einer der Flüchtlinge. "Entweder du bist ruhig und lebst, oder du muckst auf und wir töten dich."

    Mehr als 70.000 Syrer flohen nach Jordanien

    Mehr als 70.000 Syrer flohen nach Angaben der Regierung in Amman  seit März nach Jordanien. "Einige sind wieder nach Syrien  zurückgekehrt, andere sind in Drittländer ausgereist", sagt  Regierungssprecher Rakan Madschali. Auch Heraki will trotz der  erlittenen Folter wieder in seine Heimat. "Ich werde nach Syrien zurückkehren, um mitzuhelfen, den Fall dieses kriminellen Regimes zu beschleunigen." AZ, afp, dpa

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