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Finanzwelt: Nach Abwertungs-Panne: EU will Ratingagenturen entmachten

Finanzwelt

Nach Abwertungs-Panne: EU will Ratingagenturen entmachten

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    Betroffene Regierungen müssen 24 Stunden vorher offiziell informiert werden. Außerdem will Brüssel die Banken zwingen, bei ihren Risikoanalysen nicht mehr nur auf externe Ratingagenturen zu bauen. „Wir wollen die Abhängigkeit von diesen Agenturen deutlich reduzieren“, sagte Binnenmarktkommissar Michel Barnier.

    Es dürfe nie wieder zu einem vergleichbar schweren Fehler wie am vergangenen Freitag kommen. An dem Tag hatte Standard & Poor’s – nach eigenen Angaben irrtümlich – eine Abwertung Frankreichs verbreitet.

    Tiefer Eingriff in die Unabhängigkeit

    Der Katalog greift tief in die Unabhängigkeit der privaten Agenturen ein. Künftig sollen Bewertungen alle sechs Monate erfolgen – bisher alle zwölf –, um kurzfristige Verbesserungen der Finanzsituation eines Staates darzustellen. Gleichzeitig wird die Europäische Bankenaufsicht in Paris beauftragt, die Methodik der Arbeit unter die Lupe zu nehmen.

    Ratingeinstufungen und ihre Bedeutung für den Anleger

    Einschätzung des Bonitätsrisikos nach dem System von Moody's, S&P und Fitch Ratings (S&P und Fitch Ratings in Klammern):

    Investive Anlagen (investmentwürdig):

    Aaa (AAA): höchste Qualität und geringstes Ausfallrisiko   

    Aa (AA): hohe Qualität und äußerst geringes Ausfallrisiko   

    A (A): gehobene mittlere Qualität und überdurchschnittlich geringes Ausfallrisiko

    Baa (BBB): mittlere Qualität, moderates Ausfallrisiko   

    Spekulative Anlagen (nicht als Investment geeignet):

    Ba: spekulative Anlage, erhebliches Ausfallrisiko   

    B (B): sehr spekulativ und hohes Ausfallrisiko   

    Caa (CCC): geringe Qualität und hohes Ausfallrisiko  

    Ca (CC): hochspekulativ und stark anfällig für Zahlungsausfall 

    C (C): Zahlungsausfall in der Regel bereits eingetreten und/oder Insolvenzantrag bereits gestellt 

    (D): Kompletter Zahlungsausfall (insolvent)  

    Umstritten ist der Maulkorb für die Agenturen, den Barnier im Juli gefordert hatte: Barnier hält daran fest, den Bonitätsprüfern Bewertungen zu Staaten, die unter dem Rettungsschirm stehen, zeitweise zu untersagen. Seine beiden Kollegen Joaquin Almunia (Wettbewerb) und Karel de Gucht (Handel) sprechen sich gegen das Redeverbot aus.

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