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Feindliche Übernahme: Bundesregierung steht zu "Hochtief"

Feindliche Übernahme

Bundesregierung steht zu "Hochtief"

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    Hochtief hofft auf Unterstützung.
    Hochtief hofft auf Unterstützung. Foto: dp

    Die 11.000 deutschen Mitarbeiter des Baukonzerns Hochtief bekommen im Kampf gegen eine feindliche Übernahme durch den spanischen Konkurrenten ACS Unterstützung von der Bundesregierung. "

    Das Unternehmen sei ein "Aushängeschild deutscher Technologiekompetenz", schon deshalb seien Regierung und Kanzleramt daran interessiert, "dass die industriellen Strukturen von Hochtief und auch der Sitz von Hochtief in Essen bleiben". Seibert versicherte, die Bundesregierung verfolge dieses Thema sehr aufmerksam und sei in Kontakt mit dem Unternehmen. Die Bundesregierung mischte sich mit den Äußerungen zum ersten Mal in den Übernahmekampf um Hochtief ein.

    Hochtief soll als deutsches Unternehmen erhalten bleiben

    Bislang hatte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) stets betont, ein Eingreifen der Politik in den Konflikt sei nicht angezeigt. Allerdings hat die Stellungnahme der Bundesregierung für den Konzern selbst nur begrenzten Wert. Denn ACS hat bislang stets erklärt, Hochtief als deutsches Unternehmen ohne tief greifende Einschnitte erhalten zu wollen. Ohnehin wird der Übernahmekampf wohl länger dauern. Die deutsche Wertpapieraufsicht BaFin räumte ACS am Freitag vier Wochen mehr Zeit für die Einreichung des Übernahmeangebots ein.

    Dem Bieter solle so die Möglichkeit gegeben werden, erforderliche Kapitalmaßnahmen durchzuführen, hieß es bei der BaFin. Der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler, wertete dies als Etappensieg für den deutschen Baukonzern. "Das ist ein sehr guter Tag für Hochtief", sagte er. ACS habe ursprünglich die für den angebotenen Aktientausch benötigten Papiere von den eigenen Eigentümern leihen wollen. Dieses Verfahren habe aber offenbar der BaFin nicht ausgereicht. "Jetzt hat ACS richtig dicke Probleme", sagte Tüngler.

    Der spanische Baukonzern müsse nun eine außerordentliche Aktionärsversammlung einberufen, um eine Kapitalerhöhung zur Finanzierung der Hochtief-Übernahme beschließen zu lassen. Eine ACS-Sprecherin wollte sich nicht äußern. In Deutschland verschärfte sich unterdessen der Streit um Hilfen für Hochtief. SPD-Chef Sigmar Gabriel forderte in der Bild die deutschen Banken auf, den Baukonzern im Kampf gegen die Übernahme zu unterstützen. "Wenn unsere Banken den Ruf, vaterlandslose Gesellen zu sein, loswerden wollen, dann sollten sie gute Hochtief-Aktien statt schlechter Auslandsanleihen kaufen", zitierte ihn das Blatt.

    NRW-Justizminister: "Feindliche Übernahmen erschweren"

    Der Vorsitzende der Mittelstands-Union der CSU, Hans Michelbach, warf Gabriel deswegen "Protektionismus pur" vor. "Der Staat ist gut beraten, nicht zugunsten einzelner Firmen zu intervenieren", sagte Michelbach im Gespräch mit Handelsblatt Online. Auch der Vorsitzende der Monopolkommission, Justus Haucap, warnte vor einem Eingreifen der Politik. "Die Forderung, dass wir einen großen deutschen Baukonzern benötigen, ist populistischer Quatsch", sagte er.

    Nötig sei vielmehr Wettbewerb, der die Preise niedrig hält. Die nordrhein-westfälische Landesregierung strebt dagegen schärfere Gesetze zum Schutz deutscher Unternehmen an. "Wir wollen die Möglichkeiten für feindliche Übernahmen erschweren", sagte der Düsseldorfer Justizminister Thomas Kutschaty (SPD). Die Landesregierung werde deshalb die Möglichkeiten einer Gesetzesänderung über eine Bundesratsinitiative ausloten. dapd

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