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Fast Food: Moskau serviert McDonald’s ab

Fast Food

Moskau serviert McDonald’s ab

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    Eine geschlossene Filiale von McDonald’s in Moskau.
    Eine geschlossene Filiale von McDonald’s in Moskau. Foto: Dobers

    Kein Nahrungsmittel steht so sehr für das amerikanische Essgefühl wie der Burger. Und obwohl Schnellrestaurants wie McDonald’s alle paar Jahre die Preise anheben, bleiben die Kunden dem Fast Food treu. Der Burger ist ein Exportschlager, selbst im einst abgeriegelten Ostblock gibt es ihn heute an jeder Ecke. Oder müsste man besser sagen: Es gab ihn? Denn wer in Russland Lust auf Fast Food made in USA hat, steht immer öfter vor verschlossenen Türen. Die russischen Behörden scheinen McDonald’s den Kampf angesagt zu haben. Wer in Moskau unterwegs ist, bekommt das schnell zu spüren.

    Aus "technischen Gründen" geschlossen

    Neun Filialen musste die Kette in Russland nach eigenen Angaben bereits schließen. Über die genauen Gründe wird gerätselt. Fakt ist: Seit der Verschärfung der westlichen Wirtschaftssanktionen macht es die russische Regierung, wenn auch nicht offiziell, ausländischen Unternehmen im Land schwer. Der Staat erhebt Strafzölle für Produkte aus der EU und mischt sich in die Speisekarten von Gastronomen ein.

    An einer großen Straßenkreuzung in Moskau, nicht weit entfernt von der amerikanischen Botschaft, drücken sich an einem grauen Novembertag zwei Jungen an einer Scheibe die Nase platt. Dahinter: Mit Plastikfolien verhüllte Armaturen und Pappbecher mit dem leuchtenden „M“ darauf. Bis Mitte August ließen sich dort Geschäftsleute noch ihr Mittagessen einpacken, Familien aßen mit ihren Kindern. Jetzt ist fast alles mit schwarzen Folien verhüllt. Auf zwei Zetteln steht auf Kyrillisch geschrieben, dass das Restaurant „aus technischen Gründen geschlossen bleiben muss“. Neugierige Blicke unerwünscht.

    McDonald's will gegen Schließungen klagen

    Anya Kuzova, die für das russische Staatsfernsehen arbeitet, sieht kein Problem darin, dass die Moskauer nun auf ein paar McDonald’s-Filialen verzichten müssen: „Es gibt so viel gutes Essen bei uns. Burger sind bei einigen gar nicht so beliebt.“ Aber glaubt sie denn wirklich, was auf den Zetteln steht? Die 27-jährige Journalistin blickt ungläubig, als habe sie die Frage nicht verstanden. Dann antwortet sie freundlich, aber bestimmt: „Sollte die Regierung etwa drauf schreiben, dass die McDonald’s-Filialen geschlossen werden, weil man dem Westen eins auswischen möchte?“

    Offiziell hat die Verbraucherschutzbehörde Restaurants im Großraum Moskau, Jekaterinburg, Wolgograd und Sotschi aus Hygiene-Mängeln nur vorübergehend geschlossen. Ein Gericht bestätigte diese Entscheidung. Nun will McDonald’s vor dem obersten Gericht dagegen vorgehen. Das könnte sich hinziehen. „Wir haben über 200 Kontrollen durchgeführt, um Hygiene-Standards zu gewährleisten. Wir wollen alles dafür tun, um den Erfolg von McDonald’s in Russland fortzusetzen“, teilt das Unternehmen mit.

    Wer boykottiert hier wen?

    Die Strategie vor Ort lautet: Ruhig bleiben. Ein McDonald’s-Sprecher sagt, derzeit wolle niemand aus dem Konzern in Russland öffentlich zu dem Thema Stellung beziehen. Die Angst, noch mehr in Ungnade zu fallen, ist groß. Auf der von Russland eroberten Halbinsel Krim hat McDonald’s selbst Konsequenzen gezogen. Dort schloss man drei Filialen. Wie das Unternehmen versichert, nicht „aus politischen Gründen“.

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