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Familienpolitik: Eltern bemängeln die Familienpolitik der Regierung

Familienpolitik

Eltern bemängeln die Familienpolitik der Regierung

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    Gerade junge Mütter fühlen sich von der Regierung alleingelassen. Marie-Luise Lewicki: "Die Politik debattiert an den Wünschen der Familien vorbei!"
    Gerade junge Mütter fühlen sich von der Regierung alleingelassen. Marie-Luise Lewicki: "Die Politik debattiert an den Wünschen der Familien vorbei!" Foto: Julian Stratenschulte

    Kind und Karriere – viele Eltern möchten beides. Eine geglückte Verknüpfung jedoch ist in Deutschland noch immer selten, wie eine aktuelle Forsa-Umfrage zeigt. Für jeden Zweiten sind Beruf und Familie aktuell nicht miteinander vereinbar – vor allem Frauen sprechen von „großen Problemen“. Die Folge: Sie ziehen sich aus dem Beruf zurück, halten ihren Männern den Rücken frei.

    Entscheidend ist für viele junge Mütter die Frage, wann sie nach der Geburt wieder in den Beruf einsteigen sollen. Nach drei Jahren oder später ist für den Großteil der 1000 befragten Eltern der richtige Zeitpunkt gekommen. Nur ein Viertel gibt an, dass Mütter bereits nach einem Jahr wieder arbeiten sollten.

    „Offensichtlich deckt sich der Wunsch von Wirtschaft und mehreren Parteien, Eltern nach einem Jahr ins Berufsleben zurückzuholen, nicht mit den Wünschen vieler Eltern“, sagt Marie-Luise Lewicki, Chefredakteurin der Zeitschrift Eltern, die die Studie in Auftrag gegeben hat. Dies spiegele sich auch in der hohen Zustimmung zu dem immer wieder diskutierten Ehegattensplitting wider, das 81 Prozent der Eltern befürworten.

    Das Alleinverdienermodell hat ausgedient

    Fest steht: Das traditionelle Alleinverdienermodell hat 2013 ausgedient. Gerade einmal sechs Prozent der Mütter und Väter sprechen sich dafür aus. Der Großteil findet es gut, wenn er Vollzeit und sie Teilzeit arbeitet, stark favorisiert wird auch die Variante „beide arbeiten 30 Stunden und teilen sich Haushalt und Kinder“.

    Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus: Das Modell mit zweimal 30 Stunden realisiert nur ein Bruchteil der deutschen Eltern. Bei der Mehrzahl der Befragten arbeitet der Mann Vollzeit, die Frau Teilzeit. Einer der Hauptgründe für die Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit sind die Finanzen. Knapp die Hälfte der Befragten sagt, das Einkommen wäre zu gering, würden sie nach ihrem Wunschmodell leben. Berufstätige Eltern geraten damit in ein Dilemma: Alte Rollenmuster passen nicht mehr, neue sind noch nicht aufgebaut worden.

    Auch zur aktuellen Bildungspolitik äußern sich die Mütter und Väter kritisch: Eine mit 93 Prozent deutliche Mehrheit hält eine Vereinheitlichung des Bildungssystems in allen Bundesländern für dringend erforderlich, um etwa beruflich bedingte Umzüge zu erleichtern. Ein flächendeckendes Angebot an Ganztagsschulen befürworten 87 Prozent, allerdings nur, wenn kein Zwang besteht. Wäre sie verpflichtend und ab der ersten Klasse, sieht das nur noch ein Drittel positiv.

    "Politik debattiert an den Wünschen der Familien vorbei"

    Deutlich ist auch der Wunsch nach mehr Chancengleichheit und einer frühen Förderung – insbesondere von benachteiligten Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund oder bildungsfernen Schichten. Über 90 Prozent finden es wichtig, dass der Staat dafür Geld ausgibt. Damit steht dieser Punkt bei der Prioritätenliste in Sachen Familienförderung an der Spitze, noch vor dem flächendeckenden Ausbau der Kinderbetreuung.

    Dass es in Deutschland genügend Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren gibt, glaubt nur ein Viertel der Befragten. Jeder Zweite würde den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz, der im August dieses Jahres in Kraft tritt, einklagen.

    „Die Ergebnisse zeigen, dass die Politik an den Wünschen der Familien vorbeidebattiert und nicht genug erklärt, was sie will und warum“, fasst Chefredakteurin Lewicki zusammen.

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