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Fall Uwe Barschel: Staatsanwaltschaft will nicht neu ermitteln - Spuren "nicht sensationell"

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Fall Uwe Barschel: Staatsanwaltschaft will nicht neu ermitteln - Spuren "nicht sensationell"

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    Fall Uwe Barschel - keine neuen Ermittlungen: Nach dem Fund von DNA-Spuren an Kleidungsstücken des vor 25 Jahren unter mysteriösen Umständen in Genf ums Leben gekommenen früheren CDU-Politikers Uwe Barschel sieht die Staatanwaltschaft keine Ansatz für neue Ermittlungen.
    Fall Uwe Barschel - keine neuen Ermittlungen: Nach dem Fund von DNA-Spuren an Kleidungsstücken des vor 25 Jahren unter mysteriösen Umständen in Genf ums Leben gekommenen früheren CDU-Politikers Uwe Barschel sieht die Staatanwaltschaft keine Ansatz für neue Ermittlungen. Foto: dpa

    Fall Uwe Barschel - keine neuen Ermittlungen: Nach dem Fund von DNA-Spuren an Kleidungsstücken des vor 25 Jahren unter mysteriösen Umständen in Genf ums Leben gekommenen früheren CDU-Politikers

    Fall Barschel: Staatsanwaltschaft sieht keinen Ansatz für neue Ermittlungen

    Die vor Jahren abgeschlossenen Untersuchungen würden nicht wieder aufgenommen, sagte der Sprecher der zuständigen Anklagebehörde in Lübeck, Ralf Peter Anders, am Montag. Es gebe keine erfolgversprechenden Ansätze für eventuelle weitere Ermittlungen. Das DNA-Gutachten zu den Spuren sei aus seiner Sicht mit Blick auf neue etwaige Ansätze "nicht sensationell".

    Der Sprecher bestätigte zugleich Berichte von "Welt am Sonntag" und "Welt", wonach Experten des schleswig-holsteinischen Landeskriminalamts an Kleidungsstücken Barschels DNA-Spuren von mindestens einem weiteren Menschen fanden. Sie fanden sich an einer Strickjacke, Socken, einer Krawatte sowie an einem Handtuch aus dem Genfer Hotelzimmer, in dem der frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsident im Oktober 1987 tot aufgefunden worden war. Die Asservate des Falls werden bis heute aufgewahrt.

    Fall Uwe Barschel: "Mischspuren" aus DNA

    Nach Angaben von Anders handelt es sich um "Mischspuren" aus der DNA von Barschel und mindestens einem anderen. Seinen Angaben nach geht aus dem Gutachten nicht zwingend hervor, dass die zweite Spur auf allen Textilien von einem Menschen stammt, es kämen möglicherweise auch mehrere DNA-Träger in Frage. In jedem Fall sei der Zustand der gefundenen DNA-Spuren so schlecht, dass sie nicht mit der Gen-Datei des Bundeskriminalamts (BKA) abgeglichen werden könnten, betonte Anders. Dort werden DNA-Profile von Straftätern gespeichert.

    Für eine ebenfalls denkbare DNA-Reihenuntersuchung müsste es zumindest eine genauer definierbare Gruppe möglicher Verdächtiger geben, was ebenfalls nicht der Fall sei, ergänzte der Sprecher. Alle möglichen Theorien seien "derart abstrakt", dass kein Richter dem Antrag auf eine solche Untersuchung stattgeben werde. Deshalb sehe die Staatsanwaltschaft keine Ansatzpunkte für neue Ermittlungen.

    Barschels Tod bewegt Gemüter

    Barschels Tod bewegt seit langem die Gemüter. Die Staatsanwaltschaft in Lübeck hatte den Fall nach Abschluss der Schweizer Ermittlungen übernommen und war 1998 in einem offiziellen Bericht zu dem Ergebnis gekommen, dass er durch Selbstmord starb. Barschel hatte verschiedene Medikamente im Blut. Die These blieb aber umstritten. Vor allem der damals zuständige Ermittler der Lübecker Staatsanwaltschaft, Heinrich Wille, hält den Fall für einen Mord und propagiert diese Ansicht seit Jahren in Büchern und über die deutschen Medien.

    Die "Süddeutsche Zeitung" verwies am Montag darauf, dass die neuen Spuren die These eines möglichen Falls von Sterbehilfe bekräftigen könnten. Unter anderem entspreche der Medikamentencocktail in Barschels Körper auffallend entsprechenden Anleitungen von Sterbehilfeorganisationen, hieß es in einem Bericht. Die DNA-Spuren könnten von einem Helfer stammen, der Barschel bei einem Selbstmord half. (afp, AZ)

    Politik-Skandale - von Watergate bis Barschel

    WATERGATE: Während des US-Wahlkampfs 1972 installierten Einbrecher im hier ansässigen Hauptquartier der Demokratischen Partei Abhöranlagen. Die Spur führte zum Wahlkampfteam der Republikaner und ins Weiße Haus zu Präsident Richard Nixon. Nixon versuchte, die Affäre zu vertuschen, musste aber 1974 zurücktreten.

    MONICA-GATE: Eine Sexaffäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky brachte den demokratischen US-Präsidenten Bill Clinton 1997/98 an den Rand der Amtsenthebung. Zunächst leugnete er unter Eid das Verhältnis, gab aber schließlich eine «unangemessene» Beziehung zu. Ein Antrag zu seiner Entlassung fand im Kongress keine Mehrheit. Clinton blieb im Amt.

    IRAN-CONTRA-GATE: In der Affäre ging es 1986/87 um geheime US-Waffenlieferungen an den verfeindeten Iran. Ein Teil der Erlöse wurde an die rechtsgerichteten «Contras» in Nicaragua weitergeleitet. Der republikanische Präsident Ronald Reagan wusste angeblich von nichts und blieb ungeschoren.

    WATERKANT-GATE: Einer der größten deutschen Politskandale drehte sich 1987 um Machenschaften im schleswig-holsteinischen Landtagswahlkampf. Dabei wurde SPD-Spitzenkandidat Björn Engholm illegal ausgespäht und denunziert. Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) gab sein «Ehrenwort», dass die Vorwürfe haltlos seien. Wenig später wurde er in Genf tot aufgefunden.

    KLIMA-GATE: Hacker kopierten 2009 Mails und Dokumente von Klimaforschern und stellten sie ins Internet. So versuchten sie, die Erkenntnisse führender Wissenschaftler ins Zwielicht zu ziehen. Diese hätten versucht, Gegner ihrer Thesen aus der Diskussion im Weltklimarat zu verdrängen.

    RUBY-GATE: Der damalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi kam 2010 wegen seiner Beziehung zum minderjährigen Partygirl «Ruby» in Bedrängnis. Er soll der 17-jährigen Marokkanerin auch für die Teilnahme an Sexpartys («Bunga-Bunga») viel Geld gezahlt haben - was der längst als «Frauenheld» bekannte Politiker bestreitet.

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