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Fall Mixa: Kein Missbrauchsverdacht mehr

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Fall Mixa: Kein Missbrauchsverdacht mehr

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    Fall Mixa: Kein Missbrauchsverdacht mehr
    Fall Mixa: Kein Missbrauchsverdacht mehr Foto: DPA

    Gleichzeitig aber werden die Prügelvorwürfe gegen Mixa aus seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen immer massiver. In einem in Schrobenhausen vorgestellten Bericht hielt ein unabhängiger Sonderermittler dem heute 69-Jährigen "schwere körperliche Züchtigungen" von Heimkindern vor. Mixa soll die Kinder mit Faust, Stock und Gürtel geschlagen haben. Die Taten erfüllten unter anderem den Tatbestand der schweren Körperverletzung und der Misshandlung Schutzbefohlener - sie seien aber verjährt.

    "Ein Tatverdacht hinsichtlich eines sexuellen Missbrauchs hat sich nicht bestätigt", sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walter. Das angebliche Opfer selbst habe energisch bestritten, missbraucht worden zu sein. Deshalb wird kein förmliches Ermittlungsverfahren einleitet. Dies kommt nach Worten Walters einem Freispruch gleich. Erst Ende vergangener Woche war bekanntgeworden, dass es Hinweise auf einen angeblichen sexuellen Missbrauch durch Mixa gibt - deshalb hatte die Staatsanwaltschaft mit ihren Vorermittlungen begonnen. Mixa hatte die Vorwürfe umgehend "mit Entschiedenheit" zurückgewiesen.

    Sein Amt hatte Mixa bereits wegen der Prügelvorwürfe verloren. Am 21. April hatte er deshalb beim Vatikan seinen Rücktritt angeboten - Papst Benedikt XVI. nahm das Gesuch am vergangenen Wochenende an.

    Mixa wird in eidesstattlichen Versicherungen vorgeworfen, in seiner Zeit als Stadtpfarrer von Schrobenhausen Heimkinder brutal geschlagen zu haben. Der unabhängige Sonderermittler Sebastian Knott schreibt in seinem am Freitag vorgestellten vorläufigen Abschlussbericht von "schweren körperlichen Züchtigungen mit dem Einsatz von Gegenständen, der Dunkelkammer und verbalen Demütigungen seitens des Pfarrers Mixa" in den 1970er Jahren. Die Verjährungsfrist in diesen Fällen - zehn Jahre - ist damit aber längst überschritten.

    Nach Angaben Knotts berichteten acht ehemalige Heimkinder aus dem Kinderheim St. Josef von Prügeln. Und die Aussagen seien glaubwürdig: Die Betroffenen hätten unabhängig voneinander ähnliche Vorfälle geschildert. Einige seien bei den Gesprächen in Tränen ausgebrochen.

    Mixa soll oft mit der Faust und einem Stock zugeschlagen haben, einmal auch mit einem Gürtel. Ein Mädchen sei unter den Schlägen zusammengebrochen. "Er sagte oft Sätze wie: "In Dir ist der Satan, den werde ich Dir schon austreiben"", zitierte Knott einen ehemaligen Heimjungen. Die Nonnen im Heim hätten Mixa oft mit den Worten "Hau nei, hau nei" noch angestachelt. Der Sonderermittler betonte in Schrobenhausen allerdings, dass es bei den Vorfällen "nicht ein einziges Mal eine sexuelle Komponente" gegeben habe.

    Mixa wird zudem vorgeworfen, eine nennenswerte Summe an Stiftungsgeldern zweckentfremdet zu haben. Dieser Verdacht habe sich nicht zerschlagen, sagte Rechtsanwalt Knott. "Es gibt einige Punkte, wo Herr Mixa Dinge eingekauft hat, die nie in der Stiftung auftauchten." Dazu gehörten auch Geschenke für neue Priester.

    Sonderermittler Knott will seinen vorläufigen Abschlussbericht der katholischen Waisenhausstiftung übergeben. Ein Vertreter Mixas habe sich in einer schriftlichen Stellungnahme zu den Vorfällen geäußert, sagte Knott. Sie sei erst an diesem Freitag mit der Post gekommen. "Ich habe es nicht einmal mehr ganz lesen können." Mixa nehme in dem Brief allerdings "für sich die Unschuldsvermutung in Anspruch".

    Mixa hatte die Prügelvorwürfe zunächst geleugnet und erklärt, er versichere "reinen Herzens", niemals Gewalt gegen Kinder und Jugendliche ausgeübt zu haben. Später hatte er dann doch Schläge eingeräumt und für alle Fehlleistungen um Verzeihung gebeten.

    Die Debatte über sexuellen Missbrauch in kirchlichen Einrichtungen überschattete am Freitag auch große Teile des Ökumenischen Kirchentags in München. Bei einer Podiumsdiskussion zu dem Thema kam es zu einem Eklat, als eine Opfer-Initiative Flugblätter verteilte und den Abbruch der Veranstaltung forderte, da keine Opfer-Vertreter auf dem Podium saßen.

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