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Fall Mannichl: Kein familiärer Hintergrund

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Fall Mannichl: Kein familiärer Hintergrund

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    Fall Mannichl: Kein familiärer Hintergrund
    Fall Mannichl: Kein familiärer Hintergrund Foto: DPA

    Passau (dpa/lby) - Die Hintergründe im Fall des niedergestochenen

    Bislang haben die Ermittler wenig brauchbare Erkenntnisse, obwohl mit einem riesigen Aufwand vom Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) nach dem unbekannten Messerstecher gesucht wird. Nach der Bluttat wurde eine 50-köpfige Sonderkommission gegründet - eine ungewöhnlich große Ermittlungsgruppe für einen versuchten Mord. "Das ist dann üblich, wenn ein außergewöhnliches Interesse der Bevölkerung vorliegt", rechtfertigte Soko-Chef Gerhard Zintl die Personalstärke. Er räumte aber ein, dass es Überlegungen gibt, die Soko demnächst nach und nach zu verkleinern.

    Die Vermutung, dass ein Neonazi hinter dem Anschlag auf Mannichl steckt, wird von Chefermittler Walch und seinen Kollegen inzwischen längst nicht mehr so stark in den Vordergrund gerückt. Umgekehrt wird ein Racheakt eines Rechtsextremisten auch nicht ausgeschlossen.

    Nur an den Verdächtigungen gegen Mannichls Familie und den 52-Jährigen selbst ist aus Sicht der Soko überhaupt nichts dran. Nachdem die Ermittler ein aus der rechten Szene stammendes Münchner Ehepaar, das einige Tage in Untersuchungshaft saß, laufen lassen mussten, schossen die Gerüchte ins Kraut, dass es sich um eine Beziehungstat handeln könnte.

    Es gebe "nicht den geringsten Anhaltspunkt", dass Mannichl von seiner Ehefrau, seinem Sohn oder der Tochter niedergestochen und schwer verletzt worden sein könnte, sagte der Leitende Passauer Oberstaatsanwalt Helmut Walch am Mittwoch. "Beide Kinder haben ein bombenfestes Alibi", betonte Walch.

    Mannichls Ehefrau war zwar während der Tat zu Hause, als Täterin wird sie von der 50-köpfigen Sonderkommission (Soko) aber ausgeschlossen. Soko-Chef Gerhard Zintl vom Bayerischen Landeskriminalamt (LKA) sagte, bislang seien etwa 540 Hinweise aus der Bevölkerung ausgewertet worden. Etwas Konkretes sei nicht dabei gewesen. Die Fahnder schließen auch aus, dass sich der 52 Jahre alte Beamte das Messer selbst in den Bauch gerammt hat.

    Auch im Kreise von den Bekannten und Kollegen Mannichls wurde die Soko nicht fündig. So gibt es auch keinen Anhaltspunkt, dass es vielleicht ein Krimineller war, den Mannichl in seiner 35-jährigen Polizeikarriere einmal hinter Schloss und Riegel brachte. Beispielsweise seien die in der Vergangenheit gegen Mannichl eingereichten Dienstaufsichtsbeschwerden ohne Erfolg überprüft worden, erklärte Walch.

    Es trudeln zwar immer noch neue Hinweise auf den Täter bei der Soko ein, eine heiße Spur ist aber nicht dabei. Erst vor wenigen Tagen überprüften die Fahnder wieder einmal ohne Erfolg einen solchen Hinweis. Mannichl hatte den Messerstecher als rund 1,90 Meter großen, kräftigen Mann mit rundem Gesicht und Glatze oder extrem kurzen Haaren beschrieben.

    Besonders mysteriös ist bis heute, dass die Tatwaffe aus Mannichls Haushalt selbst stammt. Nach seinen Angaben wurde das Küchenmesser einige Tage vor dem Überfall bei einer Nachbarschaftsfeier vor seinem Haus auf einem Fenstersims vergessen. Zintl räumt ein, dass es ungewöhnlich ist, dass der Täter keine eigene Waffe benutzt hat. Der Kriminaldirektor will dies aber auch nicht überbewerten: "Ungewöhnliche Vorgänge sind gar nicht so selten", zieht der LKA-Mann einen Vergleich zu anderen Verbrechen. Auf dem Messer sind im Labor etliche DNA-Spuren gefunden worden. Die Experten konnten daraus bislang allerdings keine gentechnische Spur des Täters isolieren.

    Die größte Hoffnung setzen die Ermittler in die 20.000 Euro Belohnung. Das LKA hat die Prämie auf die ungewöhnlich hohe Summe aufgestockt, weil möglicherweise jemand aus dem Bekanntenkreis des Täters von der Bluttat weiß und bislang schweigt. "Auch für Mitwisser könnten die 20.000 Euro bereitstehen", betont Zintl.

    Mannichl war am 13. Dezember vor seinem Reihenhaus in Fürstenzell bei Passau angegriffen und schwer verletzt worden. Zunächst wurde ein Racheakt eines Neonazis vermutet, Beweise dafür gibt es bis heute nicht. Mannichl hatte ausgesagt, der Täter habe ihn mit einer rechtsextremistischen Parole beleidigt. Das LKA hält es weiterhin für möglich, dass der Messerstecher aus der rechten Szene stammt. Eine geplante Tat einer größeren Organisation wird allerdings nicht vermutet.

    Chefermittler Walch wies Vorwürfe zurück, dass es bei dem Fall Pannen gegeben und sich die Fahndung zu früh auf Neonazis konzentriert habe. Die Ermittlungen seien von Anfang an in alle Richtungen geführt worden, betonte er. Es sei wegen der Hinweise normal gewesen, zunächst einen rechtsextremistischen Hintergrund zu überprüfen.

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