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Fall Hoeneß: Seehofer: Wusste nichts über die Einzelheiten

Fall Hoeneß

Seehofer: Wusste nichts über die Einzelheiten

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    Uli Hoeneß spaltet nach seinem Steuerhinterziehungs-Geständnis die Politik.
    Uli Hoeneß spaltet nach seinem Steuerhinterziehungs-Geständnis die Politik. Foto: Bernd Thissen, dpa

    Viele führende Persönlichkeiten und Ministerien äußerten sich zu dem Fall. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) distanzierte sich am Montag von dem Fußball-Manager und Unternehmer. Die Sportausschuss-Vorsitzende im Bundestag, Dagmar Freitag, sieht den guten Ruf des FC-Bayern-Präsidenten Uli Hoeneß größtenteils ramponiert. "Bisher hat er mit seinen vielfältigen gesellschaftlichen und sozialen Engagements ein durchaus positives Image gehabt, dieses Bild ist weitgehend zerstört", sagte die westfälische SPD-Abgeordnete der Mittelbayerischen Zeitung.

    Fall Hoeneß spielt auch im Wahlkampf eine Rolle

    Die Steueraffäre beflügelt jetzt auch den Wahlkampf. SPD und Grüne werfen der Koalition den Schutz von Steuerbetrügern vor. Union und FDP wiesen dies empört zurück.

    Zitate von und zu Uli Hoeneß

    «Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern.» (Uli Hoeneß 2005 in einem Interview der «Bild»-Zeitung)

    «Wenn die Unternehmer alle in die Schweiz gehen, ist auch keinem geholfen. Mit einer Reichensteuer geht es dem kleinen Mann kein Stück besser.» (Hoeneß 2009 in der ZDF-Talkshow «Maybrit Illner»)

    «In den vergangenen 20 Jahren sind in der Finanzwelt Menschen am Werk gewesen, die einen katastrophalen Job gemacht haben. Uns wurde vorgegaukelt, dass viele Finanzprodukte so unglaublich wichtig seien. Dabei hatten diese nur ein Ziel: die Taschen gewisser Leute voll zu machen.» (Hoeneß 2012 in der Zeitung «Die Welt»)

    «Unsere Spieler kicken schon jetzt eine Halbzeit fürs Finanzamt, da kommen wir nicht weiter, wenn man 60 oder 70 Prozent nimmt.» (Hoeneß 2012 in der ARD-Talkshow «Günther Jauch»)

    «Wenn früher eine Mark in der Kasse meiner Eltern fehlte, haben wir sie auf dem Boden gesucht. Die Stimmung beim Weihnachtsfest hing entscheidend davon ab, wie gut wir vorher verkauft hatten.» (Hoeneß im Februar 2011 im «Hamburger Abendblatt»)

    «Natürlich will ich Erfolg, aber nicht um jeden Preis. Wenn es um Geld geht, muss man auch mal zufrieden sein.» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Die Finanzwelt zeigt keine Bereitschaft, zur Volkswirtschaft beizutragen. Eine Krankenschwester trägt mehr zur Volkswirtschaft bei als ein Spekulant. Wenn ich sehe, dass Optionsscheine für Reis steigen, sage ich zu meiner Frau: 'Das bedeutet, dass Menschen hungern müssen, weil sie sich keinen Reis mehr kaufen können.'» (Hoeneß 2011 im Magazin «Brand Eins»)

    «Ich habe für mein Schweinefleisch fünf verschiedene Lieferanten. Ich rufe an, lasse mir die Preise geben und kaufe dann. Für was aber brauchen Banker Schweinebäuche?» (Wurstfabrikant Hoeneß über Spekulationsgeschäfte von Banken)

    «Es ist vielleicht langweilig, aber es soll uns nie schlechter gehen als jetzt. Das ist mein Wunsch. Ich muss nicht nach Hawaii oder auf die Malediven. Wenn ich irgendwann mal Lust dazu habe, werde ich das machen. Aber das ist nicht mein Lebenstraum.» (Hoeneß Anfang 2012 vor seinem 60. Geburtstag)

    «Ich bin kein Besserwisser, sondern ein Bessermacher.» (Hoeneß 2010 vor einem Auftritt als Gastredner bei der CSU-Vorstandsklausur)

    «Ich habe mit meiner Meinung noch nie hinter dem Berg gehalten. Und bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass man damit bei der Bundeskanzlerin landen kann. Sie will Leute, die querdenken. Sie will Leute, die ihr nicht nach dem Mund reden. Deswegen bin ich Fan von Merkel!» (Hoeneß über Gespräche mit Bundeskanzlerin Angela Merkel)

    «Uli ist der Vater Teresa vom Tegernsee, der Nelson Mandela von der Säbener Straße und die Mutter aller Manager.» (Vorstandschef Rummenigge in seiner Festrede zum 60. Geburtstag von Hoeneß)

    «Franz Beckenbauer hat einmal gesagt, wir alle müssen dem FC Bayern dienen. Uli Hoeneß war immer der größte Diener des FC Bayern.» (Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge 2009 über Hoeneß)

    «Er ist, glaub ich, schon als Manager auf die Welt gekommen.» (Franz Beckenbauer 2009 über Uli Hoeneß)

    Angesichts des höheren Entdeckungsrisikos legen inzwischen immer mehr reuige Steuerbetrüger die Karten auf den Tisch. Eine neue Welle strafbefreiender Selbstanzeigen nach dem starken Zuwachs 2010 zeichnet sich aber noch nicht ab, wie eine dpa-Umfrage in den Bundesländern ergab. Danach meldeten sich seit Anfang des Jahres mehrere hundert Steuerbetrüger beim Fiskus. Die Mehreinnahmen der vergangenen Jahre beliefen sich auf mehr als zwei Milliarden Euro.

    Seibert sagte, es gebe bleibende Verdienste von Hoeneß: "Aber es ist jetzt durch die Tatsache der Selbstanzeige wegen Steuerbetrugs eine andere, traurige Facette hinzu gekommen." Steuerhinterziehung sei ohne jeden Zweifel ein schweres Delikt. Die Kanzlerin bleibe davon überzeugt, dass ein Steuerabkommen mit der Schweiz nötig sei: "Eines Tages wird ein solches Abkommen auch kommen."

    Huber: "Mehr Steuerfahnder"

    Der frühere bayerische Finanzminister Erwin Huber (CSU) verlangt derweil von der Staatsregierung die Einstellung zusätzlicher Steuerfahnder. Eine hohe Aufklärungsquote schrecke mehr ab als hohe Strafen. "Diese Erfahrung aus der Polizeiarbeit muss man auch auf die Bekämpfung der Steuerhinterziehung übertragen", sagte der Münchner Merkur. Die Ankündigung von Finanzminister Markus Söder, ein Steuer-FBI mit 104 Fahndern zur Verfolgung grenzüberschreitender Steuerhinterziehung aufzubauen, sei nicht genug. "Man muss jetzt genaue Untersuchungen anstellen und dann weitere personelle Aufstockungen vornehmen", sagte Huber.

    Seehofer kannte keine Details zur Steuerhinterziehung

    Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ließ klarstellen, dass er nicht über Details der Steuerermittlungen gegen Uli Hoeneß informiert gewesen sei. Er habe nach Hoeneß' Selbstanzeige "aus der Staatsregierung heraus" lediglich Kenntnis darüber erlangt, dass gegen den Präsidenten des deutschen Fußball-Meisters FC Bayern ermittelt werde. Einzelheiten über den Fall hätten nicht dazugehört, teilte die Staatskanzlei mit.

    SPD-Chef Sigmar Gabriel machte die Bundesregierung verantwortlich: "Der Fall Hoeneß ist in Wahrheit ein Fall Merkel und Schäuble, denn es geht nicht um den Einzelfall, sondern um das System, das dahinter steht", sagte Gabriel der "Berliner Zeitung" (Dienstag). Der Fall Hoeneß beweise, wie richtig es gewesen sei, dass SPD und Grüne das Schweizer Steuerabkommen verhinderten: "Angela Merkel und Wolfgang

    FC Bayern steht zu seinem Präsidenten

    Der FC Bayern München steht trotz aller Diskussionen zu seinem Präsidenten. Bayern-Vizepräsident Rudolf Schels hat Hoeneß trotz dessen Steueraffäre die Unterstützung des deutschen Fußball-Rekordmeisters zugesichert. "Als Club stehen wir unverändert zu Uli Hoeneß und wünschen ihm alles Gute für die Klärung der Angelegenheit", sagte Schels am Montag im Bayerischen Rundfunk.

    Zur Selbstanzeige von Hoeneß wollte der 2. Vizepräsident des Vereins nicht inhaltlich Stellung nehmen. Dieser hatte seine Selbstanzeige mit dem Ende 2012 endgültig gescheiterten Steuerabkommen mit der Schweiz begründet. Es sah vor, auf Alt-Kapital deutscher Bankkunden in der Schweiz anonym und einmalig eine Pauschalsteuer zwischen 21 und 41 Prozent zu erheben. Schwarzgeld wäre damit legalisiert worden. Kapitalerträge sollten von 2013 an so hoch besteuert werden wie in Deutschland.

    (dpa)

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