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FDP-Spitze: Letzte Hoffnung Christian Lindner

FDP-Spitze

Letzte Hoffnung Christian Lindner

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    Christian Lindner hat seit der nordrhein-westfälischen Landtagswahl 2012 den Ruf, Unmögliches zu schaffen.
    Christian Lindner hat seit der nordrhein-westfälischen Landtagswahl 2012 den Ruf, Unmögliches zu schaffen. Foto: Maurizio Gambarini (dpa)

    Es dauert nicht lange am Wahlabend, bis der Name Lindner fällt. Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum erwähnt ihn am Sonntag in der Talkshow von Günther Jauch. Es geht um den Wiederaufbau der FDP, die erstmals seit 1949 nicht mehr im Bundestag vertreten sein wird. der Hoffnungsträger der Liberalen.

    Lindner: "Ab morgen muss die FDP neu gedacht werden."

    Baum hält viel von Christian Lindner und wenig von Philipp Rösler. Doch der FDP-Chef Rösler ist zu diesem Zeitpunkt ohnehin Parteigeschichte und der nordrhein-westfälische FDP-Vorsitzende Lindner die Zukunft der Partei. Beide sind Politprofis genug, um das bereits nach der ersten Hochrechnung von 18 Uhr zu wissen. Lindner sagt kurz danach: „Deutschland braucht eine liberale Partei, wie sie die FDP traditionell war.“ Ab morgen müsse die FDP neu gedacht werden, twittert er.

    Aufruf zu einer FDP, die soziale Verantwortung des Staates nicht vergisst

    Es ist ein Aufruf zu einer grundlegenden Erneuerung. Zurück zu einer FDP, die bei aller Betonung der Eigenverantwortung des Bürgers die soziale Verantwortung des Staates nicht vergisst. Lindner steht für einen „mitfühlenden Liberalismus“, Rösler setzte im Wahlkampf auf das eher abstrakte Thema Haushaltskonsolidierung. Wenn er sprach, sprach er abgehackt, beinahe jedes Wort ein Satz. Er wirkte kühl und zugleich nicht durchsetzungsstark, seine Scherze: unangebracht, platt, verletzend. Hatte er nicht getönt: „Wir werden liefern“? Rösler wirkte nicht wie jemand, der ernst genommen werden müsste.

    FDP-Urgestein Gerhart Baum sprach von einer „Existenzkrise“

    Das ist Christian Lindner

    Christian Wolfgang Lindner wurde 1979 in Wuppertal geboren.

    Zwischen 2000 und 2009 war er Mitglied im Landtag in Nordrhein-Westfalen. Dort ist er seit 2012 auch wieder vertreten.

    Zwischen 2009 und 2012 war Lindner Mitglied des Deutschen Bundestages.

    2009 bis 2011 war Lindner Generalsekretär der Bundes-FDP.

    Von 1999 bis 2006 studierte Lindner Politikwissenschaft, Staatsrecht und Philosophie in Bonn.

    Während seines Studiums schlug er eine Reserveoffizierslaufbahn bei der Luftwaffe ein.

    Lindner war schon als freiberuflicher Unternehmensberater tätig.

    Auf den Rat seines Vaters hin trat Lindner mit 16 Jahren der FDP bei.

    Lindner ist seit August 2011 mit der Zeit-Journalistin Dagmar Rosenfeld-Lindner verheiratet.

    Nach der Wahl-Schlappe der FDP 2013 wird der inzwischen 34 Jahre alte Christian Lindner im Dezember 2013 zum FDP-Chef gewählt.

    Das war einmal anders: Rösler und Lindner haben vor zwei Jahren – gemeinsam mit Daniel Bahr – den damaligen Parteivorsitzenden Guido Westerwelle aus dem Amt gedrängt. Für Lindner schien sich das nicht auszuzahlen. Ende 2011 trat er als Generalsekretär der Bundes-FDP überraschend zurück – im Streit mit Rösler um den Kurs der Partei. Die beiden waren wohl nie Freunde.

    Genscher mahnte, dass Liberalismus auch eine soziale Komponente habe

    Lindner sagte: „Es gibt den Moment, in dem man seinen Platz frei machen muss, um eine neue Dynamik zu ermöglichen.“ Schon damals meinte FDP-Urgestein Gerhart Baum, seine Partei sei in einer „Existenzkrise“. Die FDP müsse sich weniger mit sich selbst beschäftigen, sondern mit den politischen Konkurrenten. Sie müsse stärker auf Inhalte setzen. Er zitierte ein anderes FDP-Urgestein, Hans-Dietrich Genscher. Der habe angemahnt, dass Liberalismus auch eine soziale Komponente habe. „Ich hoffe, dass das in Zukunft deutlicher wird.“

    Lindner will FDP 2017 wieder in den Bundestag führen

    Am Montag schließen sich Baum mehrere Spitzenliberale an, Rösler tritt zurück. „An Christian Lindner kommt niemand vorbei. Er ist jemand, der die Partei aus der Lethargie herausführen kann“, sagt etwa der schleswig-holsteinische FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki. Lindner erklärt am frühen Nachmittag, dass er für den FDP-Vorsitz kandidieren werde, er wolle in dieser schwierigen Lage Verantwortung übernehmen, er wolle der FDP Respekt zurückgeben, es dürfe kein „Weiter so“ geben. Lindner twittert: „Bewerbe mich um den Parteivorsitz, um liberale Partei zu erneuern und 2017 wieder in Bundestag zu führen. Nun Phase der Besinnung. CL“.

    Er ist schnell zum Star seiner Partei aufgestiegen

    CL – wer sonst sollte FDP-Chef werden? Wolfgang Kubicki? Der kritisiert seine Parteifreunde immer wieder, sein Rückhalt in der gesamten Partei ist gering. Holger Zastrow, Landesvorsitzender der sächsischen FDP und wie Lindner stellvertretender FDP-Vorsitzender? Er gilt als wirtschaftsliberal, als Vertreter der Rösler-FDP.

    Lindner mit 30 Jahren Generalsekretär der Bundes-FDP

    Christian Lindner ist schnell zum Star der Liberalen aufgestiegen. Er war 21, als er in den nordrhein-westfälischen Landtag einzog. Er war 30, als er Generalsekretär der Bundes-FDP wurde. Jetzt ist er 34 Jahre alt. Und seit der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 2012 hat er den Ruf, das Unmögliche zu schaffen. Lindner war es tatsächlich gelungen, die totgesagte FDP zu einem Ergebnis von 8,6 Prozent zu führen. Er wurde Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag und verzichtete auf sein Bundestagsmandat.

    Lindner war zurück. Im Triumph. Sein Name wurde stets dann genannt, wenn Rösler sich im Ton vergriff. Er wurde zum Neben-Parteivorsitzenden, zur Hoffnung für den Notfall, der schließlich eintrat. Lindner hat an einem neuen FDP-Grundsatzprogramm mitgearbeitet. Er hat sich also mit dem, was die FDP einst ausmachte und was sie künftig ausmachen sollte, gründlich befasst. Er wird es weiter tun müssen.

    Rösler: „Wir wissen, dass wir bewusst abgewählt wurden.“

    Rösler sagt am Montag: „Wir wissen, dass wir bewusst abgewählt wurden.“ Es ist ein demütigendes Eingeständnis des eigenen Versagens. Er sagt noch mehr, etwa dass das Wählerpotenzial der FDP bei 15 bis 20 Prozent liege. Es klingt unglaubhaft, übertrieben. Christian Lindner gibt sich dagegen wortkarg. Er wird wissen, warum.

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