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FDP: Großes Theater

FDP

Großes Theater

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    2011 kämpfte der damalige Parteichef Westerwelle im Stuttgarter Opernhaus um seine politische Zukunft. Dieses Jahr ist es sein Nachfolger Rösler.
    2011 kämpfte der damalige Parteichef Westerwelle im Stuttgarter Opernhaus um seine politische Zukunft. Dieses Jahr ist es sein Nachfolger Rösler. Foto: Foto: dpa

    Friedberg Das ist also die Basis, das Fundament der FDP: ein Bürgermeister, ein Kreisvorsitzender, eine Landtagsabgeordnete, ein Bundestagsabgeordneter. Vier, die für liberale Politik stehen. Vier von 53 im Kreisverband Aichach-

    Wäre die FDP ein Haus, es wäre einsturzgefährdet. Das denkt manch einer in der Partei. Die Parteispitze hat daher das Dreikönigstreffen 2012, das heute in Stuttgart mit einem Landesparteitag der FDP Baden-Württemberg in der Liederhalle beginnt und morgen mit der Dreikönigskundgebung im Opernhaus endet, mit Erwartungen aufgeladen. Ein Signal des Aufbruchs soll von

    Am Tag vorm Stuttgarter Schauspiel sitzt die Basis im Friedberger Altstadtcafé. Der Bürgermeister der Gemeinde Schmiechen, Ludwig Hainzinger. Der Kreisvorsitzende Karlheinz Faller. Die Landtagsabgeordnete Brigitte Meyer. Der Bundestagsabgeordnete Erwin Lotter. Sie treffen sich mit Journalisten zu ihrem „traditionellen Dreikönigsgespräch“. Die Stimmung pendelt zwischen Ernst und Heiterkeit. Man scherzt über das Wort „liefern“, das Rösler in die Welt entließ und nun nicht loswird. Man witzelt über Wulff, den Bundespräsidenten, und zitiert genüsslich dessen Drohung vom Rubikon, der überschritten sei. Die Basis lacht.

    Die Basis wird ernst, wenn es um die Mitgliederzahlen geht. Der Wurstteller und der Teller mit dem Lachs und die Marmelade auf dem Tisch bleiben unangetastet. Man muss über Zahlen sprechen, wenn man über die FDP spricht. Über „Schönwetter-Liberale“: Leute, die eintraten, weil die Partei gerade „in“ war, oder die sich eine schnelle Karriere versprachen. Sie sind ein Thema im Café, im Kreisverband seien sie keines, sagt Faller. „Wenn es schlecht um die Partei steht, zeigt sich, wer von der Sache überzeugt ist“, ergänzt Brigitte Meyer. Am „urliberalen Gedanken“ habe sich ja nichts geändert.

    Der Mitgliederbestand der FDP befindet  sich in einem ständigen Auf und Ab. 1969 lag er nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) bei 59000, 1981 bei 87000. 1989 waren es 65000, 1990 nach der Wiedervereinigung 179000, 2005 noch 65000 und Ende 2011 schließlich, das berichtete die Frankfurter Rundschau, exakt 63416 FDP-Mitglieder. Auch andere Parteien haben massiv Mitglieder verloren, die Liberalen aber haben ein Problem: „Bis heute verfügt die FDP nur über eine kleine Stammwählerschaft“, analysiert die bpb.

    Die Frage ist, wie klein diese ist. Entspricht sie den zwei, drei Prozent, auf die die FDP Umfragen zufolge bei der nächsten Bundestagswahl kommt? Die Frage ist, wie eine Partei wahrgenommen wird, wenn sie in einem Kreis wie Aichach-Friedberg mit knapp 130000 Einwohnern 53 Mitglieder hat? Wenn sie in den Stadt- und Gemeinderäten kaum vertreten ist? Wird sie überhaupt wahrgenommen?

    Erwin Lotter wird wahrgenommen, seitdem er den Rücktritt des Bundespräsidenten gefordert hat. Bürger danken ihm dafür, Fernsehteams interviewen ihn, Patrick Döring ruft an und sagt: „Sie haben eine gefestigte Meinung.“ Lotter hat ein fünfseitiges Positionspapier mitgebracht, auf Seite drei steht: „Was bleibt uns also aus dieser Diskussion außer schnell vergänglichen Schlagzeilen (die ich mir ohnehin eher für meine politische Sacharbeit gewünscht hätte)?“ Die vier Liberalen aus Friedberg und Umgebung sehnen sich nach einem Ende des Krawalls. Lotter, der am Stuttgarter Dreikönigstreffen teilnimmt, meint: „Eine Ruckrede dort reicht nicht. Wir müssen unsere Versprechungen umsetzen“; Brigitte Meyer: „Wir haben viel erreicht. Wir müssen das einfach besser aufzeigen.“ Einfach.

    Vergleichsweise einfach hat es wohl nur Ludwig Hainzinger. Er ist 2009 in die FDP eingetreten, da war er schon sieben Jahre Bürgermeister, kandidiert hatte er für eine Wählergemeinschaft. Auf die FDP angesprochen wird er selten, Parteipolitik werde nicht so wahrgenommen. „Mir ist wichtig, dass Frieden im Dorf herrscht“, sagt er. Noch immer hat niemand zu Wurst, Lachs und Marmelade gegriffen.

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