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Coronavirus: Experten warnen vor Hoffnung auf baldigen Corona-Impfstoff

Coronavirus

Experten warnen vor Hoffnung auf baldigen Corona-Impfstoff

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    Erste Erfolge in der Forschung gibt es bereits. Doch wird es schon im Herbst einen Impfstoff gegen das Coronavirus geben? Experten sind kritisch.
    Erste Erfolge in der Forschung gibt es bereits. Doch wird es schon im Herbst einen Impfstoff gegen das Coronavirus geben? Experten sind kritisch. Foto: University of Maryland School of Medicine, dpa

    Zuletzt häuften sich immer neue Berichte über angebliche Erfolge bei der Entwicklung eines Corona-Impfstoffs. Das könnte trügerische Hoffnungen wecken, warnen Gesundheitspolitiker. Sie fürchten, dass falscher Optimismus sogar dazu beitragen könnte, dass es zu einer zweiten, schlimmeren Welle der Krankheit kommt. Der Arzt und Bundestagsabgeordnete Stephan Pilsinger (CSU) sagte: „Dass noch im Herbst ein Impfstoff zugelassen und verfügbar ist, halte ich für höchst unwahrscheinlich.“ Der Münchner glaubt: „Viele der derzeitigen Erfolgsmeldungen haben wohl auch das Ziel, große Investitionen anzulocken.“ Normalerweise dauere es bis zu zehn Jahre, bis ein neuer Impfstoff auf den Markt komme, so der Mediziner. Selbst bei sehr beschleunigten Verfahren werde wohl vor Frühling nächsten Jahres kein Impfstoff vorliegen.

    Noch ist die Corona-Pandemie nicht überstanden

    Der SPD-Gesundheitsexperte und Medizinprofessor Karl Lauterbach rechnet sogar damit, dass es noch „mindestens ein Jahr“ dauern werde, bis ein Impfstoff einsetzbar sei. „Die Prüfung am Menschen muss erst zeigen, dass eine Impfung zuverlässig wirkt und möglichst keine Nebenwirkungen hat“, sagte er unserer Redaktion. Keines der ihm bekannten Forschungsprojekte habe dieses Stadium bereits erreicht, so Lauterbach.

    Am Mittwoch hatte das Tübinger Unternehmen Curevac in Deutschland die Genehmigung für eine klinische Studie mit einem möglichen Corona-Impfstoff erhalten. An der Firma von SAP-Mitgründer Dietmar Hopp hatte sich die Bundesregierung mit 300 Millionen Euro beteiligt. Ende April hatte das Paul-Ehrlich-Institut bereits der Mainzer Firma Biontech eine klinische Studie mit einem Corona-Impfstoff genehmigt. Auf der ganzen Welt wird mit Hochdruck an Impfstoffen und Medikamenten gegen das tödliche Virus geforscht, eine amerikanische Firma etwa testet bereits seit März klinisch. Gerade erst bejubelte die WHO „großartige Neuigkeiten“: Die britische Universität Oxford hatte das erste Medikament vorgestellt, das die Sterblichkeit von Covid19-Patienten verringern könnte.

    Wie schnell kann ein Corona-Impfstoff zur Verfügung stehen?

    Überall versuchen Regierungen, sich außerdem einen möglichst schnellen Zugriff auf die Impfstoffe zu sichern. In China heißt es, ein Impfstoff könne schon im September einsatzbereit sein. Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande haben kürzlich einen Vertrag mit dem Pharmakonzern AstraZeneca geschlossen. Er soll den Staaten der Europäischen Union bis zu 400 Millionen Dosen eines Corona-Impfstoffs sichern, der gerade von dem Unternehmen gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt wird. Der italienische Gesundheitsminister kündigte an, dass die ersten Impfportionen bereits bis Ende des Jahres erhältlich sein sollen.

    SPD-Fraktionsvize Lauterbach sieht in den zahlreichen Wasserstandsmeldungen in der Corona-Impfstoff-Forschung jedoch keinerlei Grund zu übertriebenen Hoffnungen auf ein schnelles Ende der Corona-Krise: „Niemand kann ausschließen, dass es zu einer zweiten Corona-Welle kommt“, sagte er.

    Corona: In Europa könnte es im Herbst eine neue Infektionswelle geben

    Dass es in den kommenden Wochen und Monaten zu einer solchen zweiten Corona-Infektionswelle kommen könnte, befürchtet mehr als die Hälfte der Menschen in Bayern. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für unsere Redaktion. Demnach geben 56,3 Prozent der 1765 Befragten aus dem Freistaat an, Angst vor einer zweiten Welle zu haben.

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

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