CSU-Chef Markus Söder macht Kanzlerkandidat Armin Laschet für das Schicksal der Union bei der kommenden Bundestagswahl verantwortlich. "Die Personen ziehen die Parteien und nicht umgekehrt", sagte der bayerische Ministerpräsident im Interview mit unserer Redaktion. "Am Ende kommt es bei der Wahl generell vor allem auf den Kanzlerkandidaten an", betonte er. Für Laschet und die Union bedeute dies, "dass es eine große Herausforderung wird", fügte Söder hinzu. "Aber ich bin sicher, bis zur Wahl wird sich noch viel verbessern."
Markus Söder: "Eine Partei wie die Union muss in und modern sein"
Söder forderte, dass die Union im Wahlkampf auf einen klaren Modernisierungskurs setzen müsse. Es reiche nicht aus, auf die Stammwählerschaft zu setzen. "Wahlen gewinnt man nicht nur mit einem guten Programm, sondern wenn Parteien und Personen dem Trend der Zeit entsprechen", betonte der CSU-Chef. "Eine Partei wie die Union, die führen und die Nummer eins sein will, muss in und modern sein", forderte er. "Man kann sich die Bevölkerung nicht aussuchen, für die man regieren will, sondern muss es mit der Bevölkerung zusammen machen", betonte Söder.
So müsse der Klimaschutz auch für die Union oberste Priorität haben und dürfe als Thema nicht den Grünen überlassen werden. "Klimaschutz ist kein lästiges Übel, sondern eine Generationenaufgabe", betonte Söder. "Wir sind da auch gerne der Antreiber innerhalb der Union", fügte der CSU-Chef hinzu. "Die Herausforderungen kommen ohnehin, und ich bin fest davon überzeugt, dass es besser ist, sie schnell anzugehen und nicht defensiv zu verschleppen."
Söder erklärt, die Gesellschaft habe sich fundamental weiterentwickelt
Söder betonte, die CSU habe in Bayern einen klaren Modernisierungsprozess durchlaufen. "Die Gesellschaft hat sich fundamental weiterentwickelt", sagte Söder. Heute sei ein ökologischer Lebensstil selbstverständlich und nachhaltige Lebensführung Teil der bayerischen Alltagskultur. "In einer Kabinettssitzung essen heute mehr Kollegen lieber aus dem Wok als von einer Schlachtplatte - wobei ich beides mag", sagte Söder. "Die CDU hat es schwerer, zwischen Aachen und Aue gibt es unterschiedliche Vorstellungen", erklärte der CSU-Chef.
Der bayerische Ministerpräsident erklärte, dass für ihn das Kapitel Kanzlerschaft auch für die Zukunft abgehakt sei. "So eine Situation ergibt sich historisch nur einmal", sagte Söder. "Ich bin Ministerpräsident und bleibe es, solange es die Menschen in Bayern wollen. Das ist zweifelsohne der schönere Job." Er verspüre deshalb über den Ausgang des Rennens um die Kanzlerkandidatur der Union nicht nur Enttäuschung, sondern auch Erleichterung: "Erleichterung darüber, dass es entschieden ist und man persönlich sicher freier ist", sagte Söder.
Sticheleien gegen Laschet? Söder weist Vorwurf zurück
"Für mich wäre das Ganze mit einer extremen Belastung verbunden gewesen", erklärte er. "Zum einen persönlich-familiär, ich habe ja noch relativ junge Kinder. Zum anderen wäre es auch für die CSU zumindest Neuland gewesen." Diese Frage habe ihn sehr beschäftigt: "Ist es der richtige Weg oder überfordert das nicht Bayern und die CSU? Umgekehrt hätte ich – und auch die CSU – mir vorgeworfen, wenn ich gekniffen hätte, einen Beitrag zu leisten, unser Land zu modernisieren."
Söder wies den Vorwurf zurück, er stichele gegen Laschet: "Außer ein paar Journalisten sagt das niemand", erklärt er. "Die bayerische Bevölkerung sieht es jedenfalls nicht so, und auch die Basis von CDU und CSU in der Breite nicht", sagte der CSU-Chef. "Ich habe in dem ganzen Prozess nie eine Forderung gestellt, sondern nur ein Angebot gemacht. Die CSU hat niemanden angegriffen, sondern immer positiv argumentiert. Und wir haben das Ergebnis akzeptiert und unterstützen Armin Laschet mit voller Kraft." (AZ)
Das ganze Interview mit Markus Söder lesen Sie hier: Markus Söder: "Man kann sich die Bevölkerung nicht aussuchen"