Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Ex-Bildungsministerin: Annette Schavan: Von der Hinterbank zum Heiligen Stuhl

Ex-Bildungsministerin

Annette Schavan: Von der Hinterbank zum Heiligen Stuhl

    • |
    Besuch am künftigen Arbeitsplatz: Im Jahr 2011 traf die damalige Bundesministerin Annette Schavan den damaligen Papst Benedikt XVI. im Vatikan. Im Sommer kehrt die 58-Jährige als Botschafterin dorthin zurück.
    Besuch am künftigen Arbeitsplatz: Im Jahr 2011 traf die damalige Bundesministerin Annette Schavan den damaligen Papst Benedikt XVI. im Vatikan. Im Sommer kehrt die 58-Jährige als Botschafterin dorthin zurück. Foto: dpa

    Ihr Wechsel ist diskret vorbereitet und von höchster Stelle abgesegnet. Dass die frühere Bildungsministerin Annette Schavan als Botschafterin in den Vatikan geht, war nicht die Idee des neuen Außenministers Frank-Walter Steinmeier. Eine entsprechende Verabredung, betont ein Sprecher des Außenamtes, „ist schon während der Koalitionsverhandlungen getroffen worden“. Offenbar hat sich die Kanzlerin persönlich für ihre langjährige Vertraute eingesetzt, die noch immer gegen den Entzug ihres Doktortitels kämpft und alle Plagiatsvorwürfe als „Angriff auf meine Integrität“ zurückgewiesen hat.

    Die Welt der Kirche ist vertraut

    An ihrer Eignung für den prestigeträchtigen Posten an der Vertretung beim Heiligen Stuhl besteht kein Zweifel. Annette Schavan ist nicht nur eine erfahrene Politikerin, sondern auch eine engagierte Katholikin. Die gebürtige Rheinländerin, die in Baden-Württemberg eine zweite Heimat gefunden hat, hat Theologie studiert und für die bischöfliche Begabtenförderung gearbeitet, sie sitzt im Zentralkomitee der Katholiken und hat eine Honorarprofessur am Seminar für Katholische Theologie der Freien Universität Berlin. Die Welt der Kirche ist ihr also vertraut, auch wenn sie sich über ihre neue Aufgabe an einer wichtigen Schnittstelle von Politik und Kirche noch nicht äußern will. „Ja, Frau Dr. Schavan ist gefragt worden und hat der Bundesregierung zugesagt“, bestätigt ihr Büro auf Anfrage. Sie bitte aber um Verständnis, dass sie dazu erst etwas sagen wolle, wenn das Kabinett darüber auch formell entschieden habe.

    In Rom wird die 58-Jährige Nachfolgerin des (evangelischen) Diplomaten Reinhard Schweppe, der im April 65 alt wird und wenig später in Pension geht. Nachdem sie vor der Bundestagswahl für den Fall einer Neuauflage der schwarz-gelben Koalition noch als mögliche Entwicklungsministerin gehandelt worden war, blieb sie dann aber doch einfache Abgeordnete.

    Wechsel eher unüblich

    Im Dezember deutete sie in einem Interview mit der Welt bereits an, sie könne sich auch eine Karriere jenseits des hektischen Berliner Regierungsbetriebes vorstellen: Im Parlament, versicherte sie da, strebe sie kein herausgehobenes Amt mehr an. Im Gegenteil: „Ich öffne mich für eine neue Lebensphase.“

    Dass ehemalige Abgeordnete in den diplomatischen Dienst wechseln, ist eher unüblich, im Fall des Heiligen Stuhls aber nichts völlig Neues. Von 1995 bis 1997 vertrat dort der ehemalige Bundestagspräsident Philipp Jenninger die deutschen Interessen. Ein anderer prominenter Politiker, der SPD-Sozialexperte Rudolf Dreßler, war vom Jahr 2000 bis 2005 Botschafter in Israel. In jedem Fall wird Annette Schavan beim Vatikan jedoch die erste deutsche Botschafterin sein.

    Allgäuerin rückt in den Bundestag nach

    Ihre Parteifreunde in ihrem Ulmer Wahlkreis hat sie inzwischen informiert. Trotz der Plagiatsvorwürfe hatte die Kandidatin Schavan ihr Direktmandat dort im September nicht nur verteidigt, sondern sogar noch zehn Prozentpunkte dazugewonnen. Dass sie ihr Abgeordnetendasein mit dem Wechsel nach Rom aufgibt, können ihre örtlichen Parteifreunde jedoch verschmerzen: Dank des guten Ergebnisses der Südwest-CDU hat über die Liste ein zweiter Kandidat aus der Region den Sprung nach Berlin geschafft, der 68-jährige Heinz Wiese aus Ehingen. Für Schavan nachrücken wird vermutlich Waldemar Westermayer aus Leutkirch im Allgäu.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden