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Europawahl: Der Süden. Europas Grenzen

Die Flucht über das Mittelmeer hat im vergangenen Jahr Tausende Flüchtlinge das Leben gekostet.
Europawahl

Der Süden. Europas Grenzen

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    "Bozen" und "Bolzano" steht auf dem Bahnhofsschild. Rundherum Berge und Weinhänge, die auf den Frühling warten. Zwei Sprachen, zwei Melodien, ein Ort in Europa, inmitten der Europäischen Union. Als der Familienname Gasser fällt, weiß die Taxifahrerin Bescheid: "Haja, da Daniel und de Anita. Dia san’ herzig." Nach Schnauders bei Brixen fährt sie mich. Am Wegrand folgt ein Bauernhof auf den nächsten, oft modern oder frisch renoviert. Ganz nahe dem Gipfel: der Oberhauserhof der Gassers.

    Brixen.
    Brixen. Foto: Veronika Lintner

    Blonde Haare, helle Augen, Lachfältchen. "Wir leben an einem sehr schönen Ort auf der Erde", sagt Daniel Gasser. Vier Kinder hat seine junge Familie, auf der Terrasse parkt ein blauer Bobby-Car-Traktor vor dem Alpenpanorama. Gasser deutet auf die Gipfel der Dolomiten und benennt jeden Berg, von Ost nach West. Ein Teppich von grauen Wolken hat sich in den Wipfeln verheddert, ein Postkartenmotiv. "Des isch d’Hoamet", sagt Gasser. Das ist die Heimat. 50 Kühe haben sie. Braunvieh, das aus dem offenen Stall auf die Berge blickt. Dazu 20 Hektar Grünland, 17 Hektar Wald, fünf Hektar Alm. "Halb fünf Uhr beginnt der Tag für uns, um sieben Uhr abends hammer fertig", sagt Gasser.

    Rund 58 Milliarden Euro gab die EU 2018 für Landwirtschaftsförderung aus – fast 40 Prozent des Haushalts. Das System der EU-Landwirtschafts-Subventionen baut dabei auf zwei Säulen auf: Gelder, die direkt an Betriebe fließen, und Gelder für die Entwicklung des ländlichen Raums. Die Krux: Der große Teil des Geldes aus der ersten Säule wird über die landwirtschaftliche Fläche eines Betriebs berechnet. Natürlich gebe es auch Zulagen für Agrarflächen in Hanglage, für "besondere Erschwernisse", sagt Gasser. "Ganz gerecht ist das System aber nicht." Und das bekomme er als Bergbauer zu spüren.

    Südtiroler Daniel Gasser kümmert sich um 50 Kühe, 20 Hektar Grünland, 17 Hektar Wald und fünf Hektar Alm.
    Südtiroler Daniel Gasser kümmert sich um 50 Kühe, 20 Hektar Grünland, 17 Hektar Wald und fünf Hektar Alm. Foto: Veronika Lintner

    Große Betriebe mit viel Fläche und wenigen Angestellten würden den Hauptteil der Förderung erhalten, sagt der Landwirt. Und auch der Getreideanbau profitiert, der laut Gasser finanzielle Hilfe oft gar nicht nötig hätte. "Da regelt sich der Preis ganz anders." Mehr Förderung für kleine Betriebe, mehr Förderung für Nachhaltigkeit und artgerechte Tierhaltung – das würde er sich wünschen. Gassers Haltung zur EU ist klar: Ja, sicher werde er bei der Europawahl seine Stimme abgeben. "Wir fühlen uns ganz klar als Südtiroler, aber die Region hat auch einen ganz starken Bezug zu Europa." Den Südtirolern gehe es, auch dank der EU, schließlich gut. Deutlich besser sogar als den Italienern im Süden.

    Könnte die Landwirtschaft in Südtirol ohne EU-Förderung überleben? Gasser schüttelt den Kopf. Sogar mit Unterstützung sei es schwer. Deshalb hat er mit seiner Frau Anita aus dem Oberhauserhof einen Bauernhof auch für Urlauber gemacht, mit einem barrierefreien Apartment. Für Gassers Sohn ist die Entscheidung nicht fern, ob er den Betrieb und die Tradition weiterführt. Er ist 14 Jahre alt und spielt mit dem Gedanken, auf die Landwirtschaftsschule zu gehen.

    Diese Gurke ist ein Witz

    Auf dem Bozner Obstmarkt in der Altstadt verkaufen sie die beliebten Äpfel aus der Region. Dazu Südtiroler Blumen, Käse und Speck – und Gemüse. Die Europäische Union und Gemüse? War da was?

    Auszug aus der "VERORDNUNG (EWG) Nr. 1677/88 DER KOMMISSION vom 15. Juni 1988 zur Festsetzung von Qualitätsnormen für Gurken": Gurken der "Klasse Extra" müssen "gut geformt und praktisch gerade sein".

    Tja, die krumme Gurke. Immer noch dient sie EU-Kritikern als Sinnbild und Kalauer für Bürokratie und Nonsens in der Union. Doch die Pointe: Diese Vorschrift wurde schon vor zehn Jahren abgeschafft.

    Die Debatte dominieren andere Themen – nachhaltige Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und vor allem die Forderung nach einer fairen Preispolitik, die zum Beispiel der Landwirtschaft in Afrika nicht mehr mit Billigexporten schadet.

    Immer wieder treten neue Probleme in den Vordergrund der Diskussion – doch der Gurkenwitz wird wohl noch eine Weile weiterleben.

    Gasser ist zuversichtlich. "Am besten ist es, wenn der neue Bauer, der den Hof übernimmt, jung ist. Und so eine Übergabe braucht Zeit." Das hat in dieser Familie schon einmal funktioniert. Daniel Gassers Vater mischt noch immer mit im Betrieb – so kann sich der Sohn auch auf sein Engagement beim Bauernverband konzentrieren. Im roten Blaumann schleicht der Großvater um die Ecke des Stalls, schüttelt die Hand und stellt sich freundlich vor. Doch dann muss er weiter zum Traktor, ein modernes, blaues Monstrum, das in der Scheune neben dem Kuhstall schon tuckert.

    Rossano.
    Rossano. Foto: Veronika Lintner

    Über Nacht auf Schienen weiter durch Italien. Erster Umstieg Bologna – der Ort, der für die europäische Reform der Hochschulbildung steht. Zweiter Umstieg Rom – 1957 wurde hier die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gegründet, ein Vorläufer der Europäischen Union. Am Bahnhof der italienischen Hauptstadt steige ich in den Nachtzug und reiße im Abteil gleich einmal meine drei Mitbewohner dieser Nacht aus dem Schlaf. Ich rumple mit dem Koffer gegen die Metallleiter des Stockbetts, gegen die Bettkante, kraxle hinauf auf das obere Bett und gleich wieder herunter – Fahrkartenkontrolle. Dann beginnt der Zug über die Gleise zu poltern, in einem unruhigen Galopp. Bis fünf Uhr morgens.

    Als ich aussteige, sehe ich, wie die Sonne über die Hügel am Horizont klettert und die Olivenhaine rundherum und auch den maroden kalabrischen Bahnhof selbst, erst in ein blaues, dann immer wärmeres Licht taucht.

    Vier Generationen, Enrico Parisi und 15.000 Olivenbäume

    "This is my greatgrandfather", das ist mein Urgroßvater, sagt Enrico Parisi und deutet mit einem Lächeln auf das Etikett einer Flasche Olivenöl, die er gerade aus einem Metallschrank gefischt hat. Auf die Flasche hat der junge Landwirt eine alte Fotografie drucken lassen, in Creme- und Brauntönen. Sie zeigt ein bäuerliches Idyll aus vergangener Zeit, im Mittelpunkt steht der Urgroßvater. Der Urenkel,

    Enrico Parisi aus Kalabrien strebt eine möglichst soziale und ökologische Form der Landwirtschaft an.
    Enrico Parisi aus Kalabrien strebt eine möglichst soziale und ökologische Form der Landwirtschaft an. Foto: Veronika Lintner

    Enrico Parisi ist stolz auf seinen landwirtschaftlichen Betrieb, den er nun in vierter Generation führt. 15.000 Olivenbäume besitzt er. Schon früh war klar, dass er den Betrieb übernehmen würde. Doch zuerst nahm er sich Zeit: Er habe sich viel mit Philosophie und Geschichte befasst. Nach einem Praktikum in Rio de Janeiro sei er dann als Backpacker quer durch Südamerika gereist. Mit frischen Ideen kam er zurück und fühlte sich bereit, den Familienbetrieb umzukrempeln.

    Das neue Konzept: eine soziale und ökologische Form der Landwirtschaft. Möglichst biologisch einwandfrei, ohne Pestizide, mit selbst produzierter Energie. Deshalb bedecken Photovoltaik-Anlagen das Fabrikdach. Und das Soziale? Neben den Olivenhainen hinter der Fabrik liegt ein Gemüsegarten – den Verkaufserlös spende er für Menschen mit Trisomie 21, sagt Parisi.

    "Das wichtigste Land inmitten der Welt."

    Enrico Parisi über Europaundefined

    Für ihn sei Europa der Schlüssel für Innovation, für eine moderne Landwirtschaft. Immer wieder reist er deshalb nach Brüssel und nimmt an Kongressen junger europäischer Landwirte teil. Für Parisi ist

    Der Mann, der mich zu Parisi gefahren hat, ist ein schlanker Typ mit Sonnenbrille, der für einen Landwirtschaftsverband arbeitet. 21 Jahre ist er alt, Parisis Vortrag hatte er schweigend verfolgt. Auf der Rückfahrt kommen wir ins Gespräch: "Nicht viele Menschen in Kalabrien denken so wie er", sagt er. Hinter der Sonnenbrille sieht man seinen Blick nicht, aber er schüttelt leicht den Kopf. Dieser Enrico Parisi sei politisch Mitte-Links und er mache ja auch einen engagierten, cleveren Eindruck. Aber die meisten Süditaliener, von jung bis alt, würden sich derzeit eher einen Ausstieg aus dem Euro, vielleicht sogar aus der EU wünschen. Die wirtschaftlichen und politischen Differenzen in der Union seien zu groß. Der junge Mann sagt, er könne selbst gut nachvollziehen, warum sich viele Menschen von Politikern wie Matteo Salvini beeindrucken lassen. Der sei zwar ein Rechtspopulist – aber er wisse, wie man auf die Leute zugeht.

    Tarifa.
    Tarifa. Foto: Veronika Lintner

    Europas Ende ist ganz nah. Wer sich vergewissern möchte, muss nur einen Blick auf das massive Schild werfen, das hier am Strand von Tarifa steht. Darauf ist eine Landkarte gepinselt. Die bunten Farben scheinen allmählich abzublättern, Schuppe um Schuppe, weil Sonne, Wind und Sand an der Karte nagen. Doch die Linien der Karte sind klar: Dies ist der südlichste Fleck des Kontinents. Hier Spaniens Küste, "España". Gegenüber die Felsen von "Marruecos", Marokko. Tatsächlich: Afrika erscheint im Sonnenlicht als graue Felsensilhouette auf der anderen Seite des Meers. Nachts sieht man die nahen Lichter von

    "Du kriegst hier kaum etwas davon mit. Nur, wenn es mal wieder in den Nachrichten gezeigt wird oder im Internet", sagt Roland Wiederkehr-Funke – Schweizer, Surfer, Anfang 60, in Tarifa seit 1982. Einmal machte ein Video die Runde: Flüchtende stranden mit einem Schlauchboot am Strand von Tarifa, am hellen Tag, vor den staunenden Blicken der Touristen. Dieser Ort, auch wenn er an Europas Ende liegt, ist vor allem ein Ort auf dem Weg.

    Roland Wiederkehr-Funke ist Surfer, aus der Schweiz und lebt seit den frühen Achtzigern in Tarifa.
    Roland Wiederkehr-Funke ist Surfer, aus der Schweiz und lebt seit den frühen Achtzigern in Tarifa. Foto: Veronika Lintner

    "Die kommen hier nur rüber. Die lungern hier ja auch nicht rum", sagt Roland. Die Schlepper und Flüchtlinge würden sich schon die günstigsten Wind- und Wetterverhältnisse aussuchen. Wenn es den "Migrantes" dann gelinge, der Polizei zu entwischen, würden sie schnell in den Norden ziehen, entlang des Küstenstreifens, bis Algeciras, nach Málaga oder aber Sevilla.

    Von Flüchtlingen und Rechtspopulisten

    Die Flüchtlingsfrage, sie ist so etwas wie die Schicksalsfrage der Europäischen Union. Mit ihr begann der Siegeszug der Rechtspopulisten, der nun den Europawahlkampf beherrscht. Mit ihr wuchs auch das Misstrauen in die Handlungsfähigkeit dieser Union. Inzwischen hat sich der Wind gedreht in

    Nach Auskunft des Roten Kreuzes haben 2018 etwa 53.000 Menschen auf der Flucht Andalusien über das Meer erreicht.
    Nach Auskunft des Roten Kreuzes haben 2018 etwa 53.000 Menschen auf der Flucht Andalusien über das Meer erreicht. Foto: Veronika Lintner

    Es ist die vielleicht schwierigste Aufgabe für die kommenden Jahre. Schon jetzt steht fest: Zum Schutz der europäischen Außengrenzen soll die EU-Grenzschutztruppe Frontex bis 2027 auf bis zu 10.000 Einsatzkräfte ausgebaut werden. Die Einigung kurz vor der Europawahl Ende Mai soll auch ein Signal sein und zeigen, dass die EU beim Thema Migration nicht völlig handlungsunfähig ist. Außerdem soll der Frontex-Ausbau dazu führen, dass die derzeitigen Kontrollen im Schengenraum, etwa an der deutsch-österreichischen Grenze, überflüssig werden. Deutschland und andere EU-Staaten kontrollieren derzeit zumindest Teile ihrer Binnengrenzen und argumentieren mit Sicherheitsproblemen, die aus der Flüchtlingskrise resultierten.

    An der Hafenpromenade von Tarifa liegt das Gebäude des Roten Kreuzes. Der Putz bröckelt und auch hier erhält man nur mit Vorsicht Auskunft. Etwa 53.000 Menschen auf der Flucht, auf dem Weg nach Europa, hätten Andalusien im Jahr 2018 über das Meer erreicht – soweit es das Rote Kreuz überblickt. Fünfmal so viele wie noch im Jahr zuvor. Spanien hat Italien in Europa als Hauptziel von Migranten abgelöst, gefolgt von Griechenland. Aus Mali, aus dem Senegal stammen die Menschen, teilweise seien sie schon zwei, drei Jahre auf dem Weg. Für sie seien Tarifa und Andalusien "another stop", ein weiterer Halt auf der Route.

    Erst Griechenland, dann Italien, nun auch Spanien – immer wieder entstehen in Europa neue Routen und Schauplätze der Flucht. Spanien hat Italien dabei inzwischen als Hauptziel der Migration abgelöst. Und Tarifa – gelegen an der Straße von Gibraltar, an der schmalsten Stelle nur 14 Kilometer von Afrikas Küste entfernt – ist dabei ein Zielort an vorderster Stelle.

    Die Zahl jener, die eine gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer wagen, um ihr Glück in Europa zu suchen, sinkt insgesamt wieder. Im Vergleich zum Jahr 2017 sind 2018 etwa 80 Prozent weniger Menschen über die Seeroute zwischen Libyen und Italien nach Europa gelangt. Dennoch bestimmt seit langem eine Härte die Debatte. Die italienische Regierung weist Rettungsboote an der Küste ab. Willkommenskultur war gestern, in Deutschland sprechen Politiker von "Asyltourismus" und davon, dass die Migration "die Mutter aller Probleme" sei.

    "Du kriegst hier kaum etwas davon mit."

    Roland Wiederkehr-Funke über Strandende Flüchtlinge in Tarifaundefined

    Während die Zahlen sinken, steigen die Gefahren: Zwischen Januar und Juli 2018 sei zum Beispiel jeder 18. Flüchtling bei der Überfahrt ums Leben gekommen, das besagt eine Statistik der Vereinten Nationen. Auch wenn sie nicht mehr so oft in den Schlagzeilen steht: Die Flucht geschieht jeden Tag. Nach wie vor. Die Herausforderung der Migration scheint kaum ein Land in Europa kalt zu lassen. Auch wenn die Positionen auseinanderdriften, teils um Meilen, scheint eines klar: Das ist keine Frage, die ein einzelnes Land auf Dauer im Alleingang lösen kann.

    In einer Häuserreihe in der Altstadt, wo die Bauten Wand an Wand stehen, liegt Rolands Stolz: Ein kleiner Turmbau mit strahlend weißen Wänden, mit schmalen, gekachelten Treppen im Innenhof und einem Garten mit Grill, Palmen, Blumen und baumelnden Wäscheleinen. Das Haus mit den Ferienapartments hat er in den 80ern mit seiner Ex-Frau, einer Deutschen, renoviert. Ein paar geschickte Einheimische, "Tarifeños", hätten ihnen geholfen.

    Roland, der Surfer, erinnert sich daran, wie vor wenigen Jahren einmal ein Boot mit Flüchtenden kenterte und leblose Körper in den Wellen trieben. Und mittendrin die Kite-Surfer. "Ich habe mich danach mit einem Surf-Kollegen unterhalten: Hast du den Toten im Wasser gesehen? Der mit dem weißen T-Shirt? Daraufhin sagte der: Bei mir war es einer mit einem gelben Shirt."

    Gadheim.
    Gadheim. Foto: Veronika Lintner

    Wir sind in Unterfranken. Brüssel ist von hier aus weit weg. Am neuen Mittelpunkt der Europäischen Union ragt ein Schlagbaum in den Himmel – in einem Stein, im Feld. Er ist offen, wie die Grenzen in der EU. Noch flattern keine EU-Fahnen im Wind, der über die Felder fegt. Die drei Masten sind nackt. Einen Schotterweg weiter liegt Gadheim. 80 Einwohner, eine Ampel, eine Straße. Vielleicht einer der wenigen Orte des europäischen Festlands, die auf den Brexit hoffen.

    Nur dann ist Gadheim tatsächlich das geografische Zentrum der Union. Koordinatenpunkt: 9°54’07" östlicher Länge und 49°50’35" nördlicher Breite. 2017 feixten die Gadheimer in einem Youtube-Video, dass nun alle Banken aus London ins "wahre Zentrum" der EU umziehen könnten. Genug Platz habe man ja. Anfragen von Touristen gibt es inzwischen. Auch der SPD-Politiker Martin Schulz und die Arbeitsgruppe der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag waren nach dem Brexit-Referendum im Jahr 2016 schon zu Besuch.

    Vielleicht ist es ja so etwas wie ein Symbol: Gadheim ist nicht viel mehr als eine Weggabelung – und vor dieser steht die EU vor dieser Wahl am 26. Mai. Geht die Union nach rechts? Nach links? Ab durch die Mitte? Von einer "Schicksalswahl" sprechen einige, vom "Kampf um die Seele Europas". EU-freundliche Parteien der Mitte müssen eine Schlappe fürchten. Nationalistische Populisten hoffen auf einen Triumph. Diese Wahl könnte die EU lähmen. Oder ihr aber den dringend notwendigen Schub für eine Erneuerung bringen. In diesen zehn Tagen in elf Ländern haben wir neue Orte kennengelernt, die uns trotzdem irgendwie vertraut schienen. Fremd haben wir uns nie gefühlt, willkommen überall. Die Menschen, die uns begegneten, waren fast alle für Europa.

    Der Wille, sich gegen Nationalismus und Rechtsruck zu behaupten, war allgegenwärtig. Wir haben erlebt, dass Wien, Dublin oder Paris mehr als nur Hauptstädte sind, Englisch und Französisch sind Sprachen, mit denen man sich verständigen kann. Dass junge Menschen sich gleichen in ihrem Alltag, ihren Gedanken, der Mode. Junge Europäer wollen gemeinsam eine Antwort finden auf Probleme wie Migration, Armut oder Gleichberechtigung. Selbst wenn viele Länder mit Schwierigkeiten kämpfen – etwa Gesundheitssystem, Bildung, Digitalisierung –, haben sich deren Lebenswelten mittlerweile angeglichen. Um das zu erfahren, brauchten wir nicht viel. Rucksack, Reisepass, Block und Stift. Und natürlich zehn Unterhosen.

    Vier Jungjournalisten am (vielleicht) neuen Mittelpunkt der EU: Veronika Lintner, Elisa Glöckner, Jonas Voss und Julian Würzer (von links).
    Vier Jungjournalisten am (vielleicht) neuen Mittelpunkt der EU: Veronika Lintner, Elisa Glöckner, Jonas Voss und Julian Würzer (von links). Foto: Thomas Obermeier
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