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Europawahl 2014: Ein paar Attacken zu viel: CSU-Spitzenkandidat Ferber unter Druck

Europawahl 2014

Ein paar Attacken zu viel: CSU-Spitzenkandidat Ferber unter Druck

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    CSU-Spitzenkandidat Markus Ferber steht nach dem schlechten Abschneiden der CSU unter Druck.
    CSU-Spitzenkandidat Markus Ferber steht nach dem schlechten Abschneiden der CSU unter Druck. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Markus Ferber ist angeschlagen. Sichtlich. Die schwere Schlappe der CSU bei der Europawahl hat den 49-Jährigen tief getroffen. Schließlich war er es, der als Spitzenkandidat für die erfolgsverwöhnte Partei antrat – wie schon 2009. Und jetzt 40,5 Prozent, das schlechteste Ergebnis der

    „Es ist uns nicht gelungen, unsere Stammwähler zu motivieren“, hat er am Sonntagabend, als sich das Debakel abzeichnete, gesagt. Wenig später stand dann fest, dass die CSU in Ferbers schwäbischem Heimatbezirk sogar mehr als elf Prozent verloren hat. Dort, wo er die Partei seit 2005 als Vorsitzender führt.

    Die CSU hat die Menschen verwirrt

    Gestern, am Tag danach, spricht Ferber wieder vom Mobilisierungsproblem. Und davon, dass der Spagat, den die CSU im Europawahlkampf gemacht habe, zu groß war. Er meint damit das Bekenntnis zu Europa auf der einen, aber auch die scharfe Kritik an Bürokratie und EU-Kommission auf der anderen Seite.

    Ferber: „Das hat die Menschen verwirrt.“ Und dann habe am Ende nach dem Wegfall der Fünf-Prozent-Hürde auch der Slogan „Bayern stark in Europa“ nicht mehr gezogen – so, wie es bei vorausgegangenen Wahlen immer gewesen sei.

    Vorwürfe gegen Ferber selbst bleiben trotz der schweren Niederlage aus. „Er war sicher nicht das Problem dieser Wahl“, sagt der Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange (Nördlingen). Ferber habe eine gute Arbeit geleistet, sei fleißig und viel unterwegs gewesen. Und Langes Landtagskollege Alfred Sauter (Ichenhausen) meint: „Wie wir alle gewinnen, haben wir alle verloren.“

    Wenngleich es in CSU-Reihen durchaus auch Stimmen gibt, die rückblickend Ferbers Attacken gegen SPD-Spitzenkandidat Martin Schulz und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) als Fehler bezeichnen. Schulz, der für eine großzügigere Aufnahme afrikanischer Flüchtlinge eintritt, hielt er vor: „Die Schlepperbanden in Afrika haben damit einen Geschäftsführer bekommen.“

    "Angriff gegen Steinmeier war völlig daneben"

    Steinmeiers Vermittlungsbemühungen in der Ukraine-Krise kanzelte er mit den Worten „außer Spesen nichts gewesen“ ab. „Der Angriff gegen Schulz war nicht überlegt, der gegen Steinmeier völlig daneben“, heißt es nun aus CSU-Kreisen. Ferber selbst sagt dazu nur: „Es wäre müßig, zu sagen, dass man keine Fehler gemacht hat.“ Die alleinige Verantwortung dafür trage er jedoch nicht.

    Bleibt die spannende Frage, wie es mit Ferbers politischer Laufbahn in Brüssel weitergeht. Schwabens CSU-Chef würde wohl gerne Vorsitzender der von acht auf fünf Mitglieder geschrumpften CSU-Gruppe im Europäischen Parlament bleiben, die er bereits seit 1999 führt.

    Sein schärfster interner Widersacher, der Niederbayer Manfred Weber, hat dem Vernehmen nach gute Chancen, Fraktionsvorsitzender der Europäischen Volkspartei (EVP) zu werden. Ambitionen auf Ferbers Nachfolge werden allerdings auch Angelika Niebler (Oberbayern) und der ehemaligen bayerischen Kultusministerin Monika Hohlmeier (Oberfranken) nachgesagt. Der Ausgang sei zur Stunde völlig offen, verlautet aus CSU-Kreisen. Für Ferber werde es jedoch „keine einfache Geschichte“.

    Den wiederum beschäftigt derzeit noch ein ganz anderes Problem. Nach dem Wahldebakel ist die CSU in Mittelfranken, Unterfranken und auch in München mit keinem Europaabgeordneten mehr vertreten. Ferber sagt: „Da kommt eine Menge Arbeit auf uns zu.“

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