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Europapolitik: Helmut Schmidt wirft Merkel nationalen Egoismus vor

Europapolitik

Helmut Schmidt wirft Merkel nationalen Egoismus vor

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    Altkanzler Helmut Schmidt hat am Donnerstag in der ZDF-Sendung "maybrit illner" Kanzlerin Angela Merkel nationalen Egoismus  vorgeworfen.
    Altkanzler Helmut Schmidt hat am Donnerstag in der ZDF-Sendung "maybrit illner" Kanzlerin Angela Merkel nationalen Egoismus vorgeworfen. Foto: dpa

    Altkanzler contra Bundespräsident: Helmut Schmidt (SPD) und Joachim Gauck haben in der ZDF-Sendung "maybrit illner" über die Europapolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gestritten.

    Helmut Schmidt: "Merkel handelt nationalegoistisch"

    Schmidt warf der Regierungschefin vor, zu nationalegoistisch zu agieren. Wenn Merkel in Medien anderer EU-Staaten mit einer Hakenkreuzbinde karikiert werde, sei das "zum Teil ihre eigene Schuld", sagte Schmidt nach einer ZDF-Mitteilung vor Ausstrahlung der am Donnerstagnachmittag aufgezeichneten Sendung.

    Das ist Helmut Schmidt

    Helmut Heinrich Waldemar Schmidt wird am 23. Dezember 1918 in Hamburg geboren.

    Er macht im März 1937 sein Abitur und leistet danach seinen Wehrdienst in der Flakartillerie ab.

    Von 1941 bis 1945 dient Schmidt an Ost- und Westfront, gerät danach für rund vier Monate in Kriegsgefangenschaft.

    1949 beendet Schmidt sein Studium der Volkswirtschaftslehre.

    Schon 1945 tritt er der SPD bei, für die er von 1953-1962 und von 1965-1987 Mitglied im deutschen Bundestag ist.

    1961 wird Schmidt Mitglied im Hamburger Senat, 1969 zum Bundesverteidigungsminister ernannt.

    Als Nachfolger Willy Brandts wird er schließlich am 16. Mai 1974 zum fünften Kanzler der Bundesrepublik Deutschland ernannt.

    1982 wird Helmut Schmidt nach einem konstruktivem Misstrauensvotum von Helmut Kohl als Bundeskanzler abgelöst.

    Schmidt gilt während seiner Karriere aufgrund seines Redetalents und Sachverstandes als Paradebeispiel des Berufspolitikers.

    Auch heute genießt Schmidt in der Öffentlichkeit noch hohes Ansehen und seine politische Meinung hat immer noch Gewicht.

    Bundespräsident Gauck verteidigt Merkel

    Bundespräsident Gauck verteidigte die Regierungschefin und sagte, er sei von "ihrer hohen Rationalität" und ihrem Handlungswillen überzeugt. Der Kurs Merkels finde in vielen Nachbarländern Deutschlands Unterstützung. Mit Blick auf die deutsche Vergangenheit sagte Gauck, die Deutschen sollten auf der Grundlage von "Trauer und Scham", aber auch im Bewusstsein von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Freiheit ihren Nachbarn sagen: "Wir sind nicht mehr diese Mörder." Das Projekt Europa dürfe nicht aufgegeben werden. dpa/AZ

    Die Bundeskanzler der BRD

    Konrad Adenauer (CDU): 1949 - 1963 Adenauer war der erste deutsche Bundeskanzler. Er ebnete den Weg zur Deutsch-Französischen Aussöhnung, bewirkte den NATO-Beitritt Deutschlands und bereitete den wirtschaftlichen Aufschwung vor. Als er sein schwieriges Amt antrat, war er bereits 73 Jahre alt.

    Ludwig Erhard (CDU): 1963 - 1966 Er war der Mann des Wirtschaftswunders und wurde vom Volk "der Dicke" genannt. Erhard bemühte sich sehr um eine Stärkung der transatlantischen Beziehungen und nahm diplomatische Verhandlungen mit Israel auf. Am Ende musste er aufgrund parteiinterner Querelen zurücktreten.

    Kurt G. Kiesinger (CDU): 1966 - 1969 Der "Häuptling Silberzunge" war Kanzler der ersten Großen Koalition der Bundesrepublik. Er regierte weniger bestimmt als seine Vorgänger und war immer darum bemüht, zwischen SPD und CDU zu vermitteln. Er führte die Notstandsgesetze ein, was mit einer Grundgesetz-Änderung verbunden war. Als ehemaliges NSDAP-Mitglied war er eine Zielscheibe der 68er-Bewegung.

    Willy Brandt (SPD): 1969 - 1974 Mit ihm zog der erste Sozialdemokrat ins Bundeskanzleramt ein. Ihm ist die Annäherung an die Nachbarn im Osten zu verdanken. Sein Kniefall in Warschau ist legendär! Der Friedensnobelpreis-Träger wollte insgesamt "mehr Demokratie wagen" und war vor allem bei den jungen Wählern sehr beliebt.

    Helmut Schmidt (SPD): 1974 - 1982 "Schmidt-Schnauze" hat sich nie gescheut, die Dinge beim Namen zu nennen. Seine direkte Art hat ihm nicht nur Freunde gemacht. Die Anfangsjahre seiner Amtszeit waren von den Terroraktionen der RAF geprägt. Kritik aus den eigenen Reihen handelte er sich vor allem für die Befürwortung des NATO-Doppelbeschlusses ein.

    Helmut Kohl (CDU): 1982 - 1998 Er wollte eine "geistig-moralische Wende" in Deutschland bewirken. Zumindest ist ihm eine politische gelungen: Helmut Kohl war der Schrittmacher der deutschen Wiedervereinigung. Sein Ziel war ein "Europa ohne Schlagbäume". Nach 16-jähriger Amtszeit brachte ihn die Rekordarbeitslosigkeit zu Fall.

    Gerhard Schröder (SPD): 1998 - 2005 Schröder ist Deutschlands erster Kanzler aus der Arbeiterschicht. Der gelernte Einzelhandelskaufmann hat während seiner Amtszeit verschiedene Reformenpakete wie die Agenda 2010 auf den Weg gebracht und sich damit viel Kritik eingehandelt. Die strikte Weigerung, sich an der Seite der USA am Irak-Krieg zu beteiligen, brachte ihm in Deutschland viele Sympathiepunkte ein.

    Angela Merkel (CDU): 2005 - heute Die erste Frau im Bundeskanzleramt regiert in einer schwierigen Zeit. Von vielen Seiten wurde ihr Führungsschwäche vorgeworfen. Die Finanzkrise und ihre Konsequenzen stellten bisher die größte Herausforderung ihrer Amtszeit dar. Nach Fukushima hat sie die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke zurückgenommen.

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