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Eurokrise: Griechen werben verzweifelt um neues Vertrauen

Eurokrise

Griechen werben verzweifelt um neues Vertrauen

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    Findet Griechenland den Weg aus der Krise? Der griechische Regierungschef Papandreou hat - frei nach US-Präsident Barack Obama - versichert: "Yes we can."
    Findet Griechenland den Weg aus der Krise? Der griechische Regierungschef Papandreou hat - frei nach US-Präsident Barack Obama - versichert: "Yes we can." Foto: dpa

    Griechenlands Ministerpräsident Giorgos Papandreou hat mit einem verzweifelten Appell um langfristiges Vertrauen in die Wirtschaft seines vom Bankrott bedrohten Landes geworben. „Griechenland wird wieder zu Wachstum und Wohlstand zurückkehren nach dieser Periode der Schmerzen“, sagte er auf einem Kongress des Bundesverbandes der Deutschen Industrie in Berlin und zitierte den Wahlkampfslogan von US-Präsident Barack Obama: „Yes, we can.“ Am Abend sagte er an der Seite von Bundeskanzlerin Angela Merkel kurz vor einem gemeinsamen Abendessen, dass Griechenland entschlossen sei, alle notwendigen Maßnahmen umzusetzen, um die heutige Krise zu überwinden und Griechenland in Zukunft wettbewerbsfähiger zu gestalten.

    Papandreou sagte, sein Land brauche eine vernünftige Übergangszeit, so wie Deutschland nach der Wiedervereinigung. Die deutschen Unternehmer lud er ein, in Griechenland zu investieren. Der Regierungschef skizzierte zudem, dass sein Land in diesem Jahr den Export um 40 Prozent hätte steigern können. Er wolle auch Photovol- taikanlagen bis zu 10000 Megawatt installieren und den Strom in den Norden exportieren.

    Merkel muss um die Kanzlermehrheit am Donnerstag bangen

    Merkel fügte hinzu, dass Athen eine „hohe Verantwortung“ trage, die Auflagen und Erwartungen zu erfüllen, die an das Land gestellt würden. Deutschland sei bereit, dabei Hilfe zu leisten. Merkel muss derzeit darum bangen, für die am Donnerstag anstehende Abstimmung über die Ausweitung des Euro-Rettungsschirms EFSF im Bundestag die Kanzlermehrheit ihrer Koalition zu finden.

    Im Gespräch mit unserer Zeitung forderte der deutsche Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt unterdessen, die Integration Europas zu intensivieren. „Wir wollen und müssen den Euro und Europa stabilisieren“, sagte er. Nur so ließen sich Wohlstand und Arbeitsplätze sichern. Eine gemeinsame Währung verlange, dass nationale Souveränität zugunsten gemeinsamen europäischen Handelns übertragen werde. Im Gegenzug fordert Hundt automatische Sanktionen gegen Staaten, wenn die Stabilitätskriterien verletzt werden. Eine Rückkehr zur D-Mark lehnte er scharf ab: Dies wäre „brandgefährlich“, da eine wiedereingeführte Mark sofort stark aufwerten würde und sich die Güter deutscher Exportfirmen im Ausland stark verteuerten.

    Experte sieht Gefahren für deutsche Kreditwürdigkeit

    Europas Versuche um die Rettung Griechenlands vor dem Bankrott kommen derweil wieder in Fahrt. Die Troika aus IWF, EU und Europäischer Zentralbank kehrt diese Woche nach Athen zurück, um die Reformfortschritte zu bewerten. Von dem Gutachten hängt ab, ob das Land die nächste Kredittranche bewilligt bekommt, ohne die ihm im Oktober die Pleite droht.

    Darauf, dass die Garantien und Hilfen Risiken für Deutschland bringen, wies gestern Ifo-Chef Hans-Werner Sinn hin. Deutschland gefährdet mit den Hilfen seine eigene Kreditwürdigkeit. Die Bundesrepublik müsse bei einem Zahlungsausfall in Griechenland, Irland, Portugal und Spanien alleine für rund 468 Milliarden Euro haften. mit dapd, dpa, afp

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