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Erneuerbare Energien: Dämpfer für die Windenergie

Erneuerbare Energien

Dämpfer für die Windenergie

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    Schön, wenn der Wind bläst – aber zu viel Windkraft im Stromsystem gefährdet die Versorgungssicherheit.
    Schön, wenn der Wind bläst – aber zu viel Windkraft im Stromsystem gefährdet die Versorgungssicherheit. Foto: dpa

    Das Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien droht offenbar zu hoch zu werden. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) fordert jedenfalls eine „Drosselung“ beim Bau von Windparks, FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle bringt sogar ein „Moratorium“, also einen Ausbaustopp, ins Gespräch. Nach den Plänen der Bundesregierung sollen bis 2020 Sonne, Wind & Co. 35 bis 38 Prozent, bis 2080 sogar 80 Prozent des Stromverbrauchs erzeugen. Aber laut Altmaier sind in den Bundesländern bereits heute so viele Windparks geplant, dass damit 60 Prozent mehr Strom erzeugt werden könnte, als gebraucht wird.

    Immer öfter wird mehr Strom produziert, als gebraucht wird

    Dass vor allem Politiker aus dem Regierungslager jetzt auf die Bremse treten wollen, hat zwei Gründe: Erstens drohen die Strompreise aus dem Ruder zu laufen; in Kürze steht als Folge des ungebrochenen Wind- und Solarbooms eine weitere Erhöhung der von den Stromkunden zu zahlenden Umlage an. Zweitens zeigen Studien, dass schon bald viel teuer produzierter Strom „abgeregelt“, also praktisch weggeworfen werden muss.

    Eine vor wenigen Tagen publizierte Untersuchung der Deutschen Energie-Agentur (Dena) über die „Integration der erneuerbaren Energien in den deutschen/europäischen Strommarkt“ belegt, dass selbst dann Probleme auftreten werden, wenn „nur“ im Rahmen der Ziele der Bundesregierung zugebaut wird. Bereits in acht Jahren, so heißt es in der Studie, „entstehen immer häufiger Situationen, in denen zu einem bestimmten Zeitpunkt mehr Strom durch erneuerbare Energien und Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt wird, als in Deutschland zu diesem Zeitpunkt benötigt wird“. Im Jahr 2050 werde sich diese Situation sogar „in 43 Prozent der Stunden im Jahr“ ergeben.

    Teils könne der Überschussstrom ins Ausland exportiert werden, teils in inländische Speicher fließen. „Allerdings ist die Errichtung zusätzlicher Energiespeicherkapazitäten in der angenommenen Größenordnung nur schwer darstellbar“, schränken die Autoren ein. Ebenfalls unklar sei, wie weit das Ausland mithelfe, die Schwankungen im deutschen Stromnetz auszugleichen.

    Auch neue Gaskraftwerke müssen rasch gebaut werden

    Doch selbst wenn die Kooperation mit dem Ausland gelingt und im Inland der Netzausbau und der Zubau von Speichern planmäßig vorankommen: Trotzdem können laut Studie in den kommenden Jahren „immer höhere Anteile der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien und Kraft-Wärme-Kopplung nicht mehr integriert werden und müssen zur Beibehaltung der Systemstabilität abgeregelt und damit verworfen werden“.

    Die Dena warnt auch, nur die erneuerbaren Energien auszubauen. Es müssten schleunigst effiziente Gas- und Kohlekraftwerke gebaut werden. Sonst könne es bereits 2020 zu wenig gesicherte Leistung geben (das ist die Leistung, die jederzeit zur Deckung der Nachfrage verfügbar ist). Sogar noch 2050 müssten konventionelle Anlagen 60 Prozent der gesicherten Leistung abdecken.

    Der Strommarkt 2050

    Die Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) „Integration der erneuerbaren Energien in den deutschen/europäischen Strommarkt“ führt zu folgenden Kernaussagen:

    Konventionelle Kraftwerke sind auch 2050 noch in großem Umfang nötig (die erforderliche Leistung beträgt 60000 Megawatt).

    Deutschland wird vom Stromexporteur zum Stromimporteur.

    Die Integration der Erneuerbaren in das Stromsystem ist nicht vollständig möglich.

    Der Netzausbau ist dringend notwendig (12900 Kilometer).

    Die Kosten der Stromversorgung sind 2050 höher als heute. (AZ)

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