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Ermittlungen: Ausgerechnet Hintze

Ermittlungen

Ausgerechnet Hintze

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    CDU-Politiker Peter Hintze: Ausgerechnet der letzte Verteidiger des gescheiterten Bundespräsidenten lieferte offenbar den entscheidenden Hinweis, der Christian Wulff am Ende zu Fall brachte.
    CDU-Politiker Peter Hintze: Ausgerechnet der letzte Verteidiger des gescheiterten Bundespräsidenten lieferte offenbar den entscheidenden Hinweis, der Christian Wulff am Ende zu Fall brachte. Foto: dpa

    Wenn Fußballreporter das Wörtchen „ausgerechnet“ verwenden, dann ist meistens eine tragische Komponente im Spiel. Ausgerechnet gegen seinen früheren Verein trifft der Stürmer. Ausgerechnet jetzt versagen ihm die Nerven. Ausgerechnet ein Eigentor entscheidet das Entscheidungsspiel. Wäre Peter Hintze also Fußballer und nicht Politiker, würden Reporter jetzt rufen: Ausgerechnet Hintze! Ausgerechnet der letzte Verteidiger des gescheiterten Bundespräsidenten lieferte offenbar den entscheidenden Hinweis, der Christian Wulff am Ende zu Fall brachte.

    Die tragische Geschichte beginnt in einem Fernsehstudio in Berlin. Da sitzt also ausgerechnet der CDU-Politiker Peter Hintze und kämpft ebenso aufopferungsvoll wie wortreich um das Ansehen seines Parteifreundes. Es ist Sonntag, der 12. Februar. Wulff ist noch Staatsoberhaupt und gedenkt das auch zu bleiben. Die moralische Rechtfertigung dafür soll Hintze bei Günther Jauch liefern. Es geht um die umstrittene Millionen-Bürgschaft, die das Land Niedersachsen 2006 dem Filmunternehmer und Wulff-Freund David Groenewold gewährt hatte.

    Und „Verteidiger“ Hintze hat ein Ass im Ärmel, das seinen Mandanten ultimativ entlasten soll. Er spricht von einem handschriftlichen Vermerk, in dem Wulff darauf hingewiesen habe, dass er mit Groenewold „befreundet ist und sich deswegen in der Sache für befangen hält und um besonders gründliche Prüfung bittet“. Klingt nach einem 1a- Alibi. Das findet zumindest Hintze. Doch während er seinen vermeintlichen Punktsieg genießt, entwickelt die Staatsanwaltschaft ein lebhaftes Interesse an dem Vermerk.

    Wie dieFrankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtet, rufen die Korruptionsermittler am Tag nach der Fernsehdebatte in der Staatskanzlei Hannover an und bitten um Einblick in die von Hintze zitierten Unterlagen. Offiziell anfordern dürfen sie die Akten nicht, da die Amtsimmunität Wulff vor Ermittlungen schützt. Die Staatskanzlei sieht keinen Grund, die Zusammenarbeit unnötig zu erschweren. Zumal die Causa Wulff dort offenbar ohnehin nur noch Kopfschütteln auslöst. Und so lässt man der Staatsanwaltschaft also zwei Tage später mehrere Ordner zukommen. In Akten befindet sich tatsächlich ein Hinweis des damaligen Ministerpräsidenten Wulff. „Bei allen Aktivitäten im Zusammenhang mit D. Groenewold bitte äußerste Zurückhaltung, um jeden Anschein von Nähe zu vermeiden. Hier müsste, wenn überhaupt, genau hingeschaut werden“, heißt es da.

    Doch die Sache hat einen Haken. Der Vermerk stammt gar nicht aus dem Jahr 2006, in dem die Bürgschaft erteilt wurde, sondern wurde 2009 hinzugefügt. Zudem soll Wulff in einem weiteren Hinweis die Forderung, gar keine Bürgschaften mehr für die Filmbranche zu erteilen, als „überzogen“ bezeichnet haben. Da wird die Staatsanwaltschaft hellhörig – mit bekannten Folgen.

    Womöglich könnte Wulff also noch im Amt sein. Wäre da nicht dieser eine Satz von Hintze gewesen. Ausgerechnet Hintze...

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