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Erholung nach Corona-Jahr: Koalition plant Urlaubs-Zuschuss für bedürftige Familien - Kritik von der FDP

Erholung nach Corona-Jahr

Koalition plant Urlaubs-Zuschuss für bedürftige Familien - Kritik von der FDP

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    Das Corona-Aufholprogramm für Familien beinhaltet auch die Bezuschussung von Freizeitprogrammen.
    Das Corona-Aufholprogramm für Familien beinhaltet auch die Bezuschussung von Freizeitprogrammen. Foto: stock.adobe.com

    Förderkurse in den Ferien, Nachhilfestunden im neuen Schuljahr, zusätzliche Sprachkurse für Kinder aus Flüchtlingsfamilien und ein einmaliger Zuschuss von 100 Euro für jedes Kind, dessen Familie von Hartz IV lebt: Mit zwei Milliarden Euro will der Bund jetzt aufholen, was Kinder und Jugendliche in der Pandemie verpasst haben. Ein Teil des Geldes allerdings fließt dabei nicht in die Bildung, sondern in die Erholung: Familienministerin Franziska Giffey (SPD) will bedürftigen Familien mit staatlichen Zuschüssen von bis zu 90 Prozent einen einwöchigen Urlaub in gemeinnützigen Freizeitheimen finanzieren.

    Es gehe nicht nur darum, Lernrückstände aufzuholen, sagt sie, sondern auch um Erholung. „Kinder, Jugendliche und ihre Familien schauen auf eine lange und harte Zeit zurück. Wir sehen Bildungs- und Bindungsverluste, und wir sehen seelische und körperliche Belastungen.“ Um wieder Kraft tanken zu können, bräuchten vor allem Familien in belasteten Lebenssituationen und mit kleinen Einkommen Hilfe und Erholungsangebote.

    Franziska Giffey kalkuliert mit 50 Millionen Euro

    Die Details des Programmes, für das in diesem und im nächsten Jahr 50 Millionen Euro zur Verfügung stehen, müssen nach Auskunft des Ministeriums allerdings erst noch erarbeitet werden. Umgesetzt wird es dann von den Ländern, die solche Freizeiten zum Teil bereits jetzt subventionieren, wenn auch nicht in der von Giffey geplanten Höhe.

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    Eine alleinerziehende Mutter mit einem Kind etwa, die nicht mehr als 19.000 Euro netto im Jahr verdient, erhält in Bayern heute einen Urlaubszuschuss von bis zu 15 Euro pro Urlaubstag für sich und noch einmal den gleichen Betrag für ihr Kind. Entscheidet sie sich beispielsweise für einen Aufenthalt im Kolping-Familienzentrum in Wertach im Allgäu, einem von bundesweit rund 90 gemeinnützigen Freizeitheimen für kinderreiche Familien, Alleinerziehende und Familien mit behinderten, pflegebedürftigen oder chronisch kranken Angehörigen, entspricht das je nach Zimmer und Alter des Kindes einer Förderung zwischen 25 und 30 Prozent.

    Ob die nun vorübergehend auf bis zu 90 Prozent aufgestockt werden muss, bezweifeln Oppositionspolitiker wie der bayerische FDP-Chef Daniel Föst, der selbst im Familienausschuss des Bundestages sitzt. „Eine Woche Urlaub hilft wenig, wenn die Familien die restlichen 51 Wochen allein gelassen werden“, betont er gegenüber unserer Redaktion. Der Vorschlag der Ministerin sehe auf den ersten Blick charmant aus, helfe den Familien aber insgesamt kaum weiter. „Statt Wahlkampfgeschenke zu verteilen, wäre konkrete Unterstützung im Alltag für Familien wesentlich wichtiger.“ Zum Beispiel, so Föst, solle die Bundesregierung dafür sorgen, dass Kindergärten und Schulen flächendeckend mit Raumluftfiltern ausgestattet oder Eltern schnellstmöglich geimpft werden, um auch die Kinder besser zu schützen.

    Grünen-Abgeordnete Deligöz: Der Zuschuss ist überfällig

    Die Neu-Ulmer Grünen-Abgeordnete Ekin Deligöz dagegen, die auch Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes ist, argumentiert ganz auf Giffeys Linie. Es sei überfällig, Familien mit kleinen Einkommen bei Erholungsurlauben finanziell zu unterstützen, sagt sie. „Kinder und Familien haben in der Pandemie enorme Lasten tragen müssen. Da ist bei vielen wirklich der Akku leer - und die Haushaltskasse vielleicht auch noch geschrumpft.“ Würden die neuen Angebote gut angenommen, könne sie sich auch vorstellen, noch weitere Mittel dafür bereitzustellen.

    Neben der Förderung von Nachhilfeunterricht für Schüler, die Lernrückstände aufzuholen haben, und den Urlaubszuschüssen für Familien mit schmalem Budget will die Koalition auch die Mittel für Ferien- und Wochenendfreizeiten sowie die kulturelle, sportliche, politische und internationale Jugendarbeit erhöhen. Insgesamt stehen für den außerschulischen Teil des Programmes „Aufholen nach Corona“ rund 530 Millionen Euro bereit. Etwas mehr als die Hälfte davon entfällt alleine auf den „Kinderfreizeitbonus“ von 100 Euro, den Kinder aus bedürftigen Familien für Ferien-, Sport- und andere Aktivitäten einsetzen können.

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