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Entwicklungshilfe: Teilen lernen: Ressourcen auf der Welt sind ungerecht verteilt

Entwicklungshilfe

Teilen lernen: Ressourcen auf der Welt sind ungerecht verteilt

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    Entwicklungsminister Gerd Müller hat in den letzten Monaten einiges von der Welt gesehen. Unter anderem hat er eine Notfallklinik des Roten Kreuzes in Bangui besucht.
    Entwicklungsminister Gerd Müller hat in den letzten Monaten einiges von der Welt gesehen. Unter anderem hat er eine Notfallklinik des Roten Kreuzes in Bangui besucht. Foto: Michael Fischer (dpa)

    Die Bevölkerungszahl Afrikas wird sich bis 2050 verdoppeln. Auch Asien wächst immer weiter. Und Europa? Deutschland? „Vergreist“, sagt Entwicklungsminister Gerd Müller. Zur Zeit Jesus’, vor gut 2000 Jahren also, lebten gerade einmal 100 Millionen Menschen auf der Erde. Zur Zeit Goethes, Ende des 19. Jahrhunderts, war es schon eine Milliarde Menschen. Heute ist der Planet von 7,5 Milliarden Menschen bevölkert. Und jeden Tag kommen 230000 neue dazu, gut 80 Millionen im Jahr.

    Jeder hat einen Anspruch auf ein Leben in Würde

    „Das hat Konsequenzen“, sagt Müller. Denn jeder einzelne – egal ob in Europa, in Afrika, Asien oder Amerika geboren – hat einen Anspruch auf ein Leben in Würde, in Frieden und ohne Hunger. Ein Leben also, das vielen derzeit verwehrt ist: den Flüchtlingen, die ein Krieg aus ihrem Land treibt. Den 58 Millionen Kindern auf der Welt, die nicht zur Schule gehen können. Und den 25000 Kindern, die jeden Tag verhungern. Dabei könnte die Erde zehn Milliarden Menschen locker ernähren, sagt Gerd Müller.

    Wie kann das gehen? Durch eine neue, verantwortungsvolle, nachhaltige Entwicklungspolitik, betont der Entwicklungshilfeminister. Das bedeutet: „Wir werden neu teilen lernen müssen.“ Ein „Weiter-So“ könne es nicht geben. Denn inzwischen müsse es uns in einer globalisierten Welt interessieren, „wenn in China ein sprichwörtlicher Sack Reis umfällt“. Die Welt höre längst nicht mehr an der Grenze Deutschlands auf. Und wenn die Chinesen 27 Prozent der weltweiten Treibhaus-Emissionen verursachen, entscheidet sich dort, „ob wir noch Luft zum Atmen haben“, betont Müller.

    "Eine Welt - unsere Verantwortung"

    Am Samstag wurde in Kempten die Zukunfts-Charta „Eine Welt – unsere Verantwortung“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vorgestellt. Denn nur mit einem neuen „Welt-Zukunfts-Vertrag“ könne der Frieden und damit das Überleben der Welt gesichert werden. Wie viel Verantwortung jeder einzelne trägt und was er konkret beitragen kann, wurde bei verschiedenen Diskussionen deutlich.

    70000 Flüchtlinge kamen 2014 nach Deutschland, sagt Müller. „Wenn wir das Klimaproblem nicht lösen, werden es demnächst 700000 sein, die in dieses Europa drängen, in dem alles so gut ist.“ Daher sei es wichtig, in den Entwicklungsländern zu investieren und die Probleme vor Ort zu lösen, „sonst kommen die Probleme zu uns“. Dabei müsse sich auch das Bewusstsein ändern, sagt Müller: Denn noch immer gebe die Weltgemeinschaft 1750 Milliarden Dollar im Jahr für die Rüstung aus, aber nur 130 Milliarden Dollar für die Entwicklungszusammenarbeit.

    Bildung als Schlüssel zur Freiheit

    90 Prozent aller Kinder besuchen inzwischen zumindest die Grundschule. Das sind 87 Millionen mehr als noch vor 20 Jahren. Doch 58 Millionen Kinder gehen eben nicht zur Schule. Dabei ist Bildung der Schlüssel zum Frieden, zur Demokratie, zur Freiheit.

    20 Prozent der Menschen nehmen 80 Prozent der Ressourcen in Anspruch. So werden beispielsweise für ein Kilo Orangen, das wir im Supermarkt für 99 Cent kaufen, in Kolumbien, wo die Früchte wachsen, 2000 Liter Wasser verbraucht. Auch das ganze Fleisch, das wir essen, kann nicht allein auf deutschem Boden produziert werden. Die Mengen können nur deshalb hergestellt werden, weil „wir die Böden in Argentinien oder Brasilien mitbenutzen“. Auf der anderen Seite wirft jeder Deutsche im Jahr 65 Kilo Lebensmittel in den Müll. Nicht nur die Verbraucher, auch die Kommunen können auf fair gehandelte Produkte achten: Vom Kaffee für die Stadtratssitzung bis zur Kleidung der Feuerwehr oder die Wäsche in den Krankenhäusern und den Pflastersteinen auf den öffentlichen Plätzen, zählt Müller auf.

    "Ökologisch totaler Unsinn"

    An jeder Jeans, die man in Deutschland für 100 Euro kauft, verdient die Näherin in Bangladesch zwei Euro. Und kann davon weder ihre Familie ernähren noch ihre Kinder in die Schule schicken. Nur ein Euro mehr pro Jeans würde die Existenz der Näherin sichern, sagt Müller: „Doch noch wehrt sich die Textilindustrie dagegen.“

    Reiht man alle Plastik-Wasserflaschen aneinander, die weltweit im Jahr verbraucht werden, würden sie 50 Mal bis zum Mond reichen. 80 Prozent der Flaschen, die zum Großteil aus Erdöl bestehen, werden nicht wiederverwertet. „Das ist ökologisch totaler Unsinn“, sagt Müller. Und: „Wasser bei uns braucht kein Plastik!“

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