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Energiewende in der Region: Stromautobahn vor der Haustüre

Energiewende in der Region

Stromautobahn vor der Haustüre

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    Der Erfolg von Strom aus Sonne und Wind hängt in Deutschland auch vom schnellen Ausbau der Stromtrassen ab. Über mehrere Stromautobahnen soll der in Windparks im Norden produzierte Strom nach Süden transportiert werden.
    Der Erfolg von Strom aus Sonne und Wind hängt in Deutschland auch vom schnellen Ausbau der Stromtrassen ab. Über mehrere Stromautobahnen soll der in Windparks im Norden produzierte Strom nach Süden transportiert werden. Foto: dpa

    Monatelang haben die Übertragungsnetzbetreiber gerechnet und gefeilt. Am Ende stehen die Zahlen, die nun Richtschnur für die geplante Energiewende sind: 3800 Kilometer neue Stromautobahnen, 4400 Kilometer Optimierung im bestehenden Netz und 20 Milliarden Kosten. „Hier muss ein Ruck durch die Gesellschaft gehen“, sagt der Chef des in Bayern größten Netzbetreibers Tennet, Martin Fuchs, mit Blick auf zu erwartende Bürgerproteste besonders gegen die vier großen Stromautobahnen.

    Stromautobahn endet in Meitingen

    Eine der neuen Hauptleitungen, die Bayern an die Windparks, die gerade an den Nord- und Ostseeküsten entstehen, anbindet, wird im Norden von Augsburg in Meitingen enden. Hier gibt es ein großes Umspannwerk, weshalb Stromleitungen nichts Unbekanntes in der Region sind. In der Gemeinde reagierte man gestern überrascht auf die Pläne. „Aber die Energiewende wird es nicht ohne diese Stromtrassen geben, das ist klar“, sagte der amtierende zweite Bürgermeister Rudolf Helfert in einer ersten Stellungnahme. „Wir werden das Ganze offen begleiten.“ Es komme auch auf den Verlauf der Leitung an. Auch das Landratsamt prüft nun die neue Entwicklung.

    Die ist allerdings noch offen. Die Netzbetreiber haben erst einmal die Start- und Zielpunkte der Netzautobahnen festgelegt, meist große Umspannwerke oder bisherige Atomkraftwerke, weil es hier die beste bestehende Infrastruktur gibt, den aus Norden kommenden Strom weiterzuverteilen. Zudem heißt es in dem nun vorgelegten Netzentwicklungsplan, dass die neuen Superleitungen, wenn möglich, in bestehende Stromtrassen integriert werden sollen.

    Erdkabel wird es keine geben

    Ob und wo dies bei der zwischen dem ostdeutschen Lauchstädt in Sachsen-Anhalt nach Meitingen geplanten Verbindung geschehen soll, ist derzeit noch offen. Bislang gibt es nur Grobplanungen. Nur eines ist klar, Erdkabel, wie von vielen Bürgerinitiativen aus Gesundheits- und Landschaftsgründen gewünscht, sind bisher nicht vorgesehen.

    Um wegen der zu erwartenden Proteste vor Ort die Bürger möglichst frühzeitig in die Planungen einzubinden, setzen die Betreiber auf ein ungewöhnliches Verfahren. Obwohl der Trassenverlauf noch nicht klar ist, haben die Bürger bis zum 10. Juli sechs Wochen lang Zeit, im Internet Eingaben zu machen. Erst danach sollen die Feinplanungen beginnen, an die sich beschleunigte Genehmigungs- und Planfeststellungsverfahren anschließen sollen. Bis zum Jahr 2022 sollen die Nord-Süd-Neubauten in Betrieb gehen.

    Neue Technik soll Übertragungsverluste und Störstrahlung minimieren

    Zum Einsatz kommt bei den vier großen neuen Trassen erstmals in Deutschland nicht Wechselstrom, sondern die neue Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung, die sogenannte HGÜ-Technik. „HGÜ ist vergleichbar mit einem ICE, der auf langer Strecke nur ein, zwei Aussteigepunkte hat“, erläutert Olivier Feix vom Netzbetreiber 50 Hertz. Der größte Vorteil ist dabei, dass es deutlich weniger Übertragungsverluste gibt. Auch die Störstrahlung gilt als geringer.

    Internethinweis Unter der Adresse www.netzentwicklungsplan.de bieten die Netzbetreiber Informationen und Bürgerbeteiligungsformulare an. mit dpa

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