Der erste Corona-Lockdown im Frühjahr hat mit Maskenpflicht, geschlossenen Läden und Kontaktbeschränkungen viel Verwirrung gestiftet, aber für die Verbraucher hatte er auch etwas Gutes: Weil plötzlich nur noch vereinzelt Autos fuhren, kaum noch Flugzeuge abhoben und die Industrie ihre Produktion zurückfuhr, sank die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen enorm – und damit auch der Preis für Heizöl und Gas. Nun ist die Corona-Krise zwar noch immer nicht überstanden, aber die Kosten für Besitzer von Gas- und Ölheizungen werden schon bald wieder spürbar anziehen.
Ab 2021 kommt die CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe
„Die zu Hochzeiten des ersten Lockdowns sehr niedrigen Preise sind schon wieder gestiegen“, sagt Lundquist Neubauer, der Sprecher des Internet-Vergleichsportals Verivox. Er erwarte für das kommende Jahr sogar höhere Gaspreise als vor dem Ausbruch der Pandemie. Das liege nicht nur an der steigenden Nachfrage: „Die reduzierte Mehrwertsteuer gilt nur noch bis Ende des Jahres. Und ab 2021 kommt die CO2-Steuer, die bis 2025 stufenweise erhöht wird.“
Obwohl Gas im Großhandel dieses Jahr zeitweise stark an Wert verlor, profitierten die Verbraucher davon nur mäßig: „Niedrigere Preise im Großhandel werden gerade von den Grundversorgern nicht gleich an die Kunden weitergegeben“, sagt der Verivox-Sprecher. „Das liegt daran, dass die Versorger das Gas teilweise mehrere Jahre im Voraus einkaufen.“ Günstigere lokale Anbieter hingegen gäben den niedrigeren Einkaufspreis eher an die Kunden weiter.
Derzeit zahle eine Familie mit Einfamilienhaus, die durchschnittlich 20.000 Kilowattstunden Gas verbraucht, 1464 Euro im Jahr. Der günstigste faire Tarif koste allerdings nur 819 Euro mit Wechselbonus oder 912 Euro ohne Bonus – es gebe also momentan ein durchschnittliches Sparpotenzial zwischen 645 und 552 Euro im Jahr, rechnet Neubauer vor. Für 2021 haben bereits über ein Drittel der Grundversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 6,7 Prozent angekündigt. Für die Familie im eigenen Haus bedeutet das 95 Euro mehr im Jahr.
Verbraucher sollten Heizöl noch 2020 kaufen und liefern lassen
Wer nicht mit Gas, sondern mit Öl heizt, konnte eher von den billigen Preisen am Weltmarkt profitieren und seinen Tank auffüllen, als der Rohstoff noch besonders billig war. Am besten dafür geeignet waren Oktober und November, sagt Oliver Klapschus, der Geschäftsführer der Preisvergleichsplattform Heizöl24. „Da lag der Durchschnittspreis bei etwa 37 Cent pro Liter Heizöl, das war der günstigste Preis seit 16 Jahren.“ Wer noch Platz im Tank hat und vor den anstehenden Teuerungen durch die auslaufende Mehrwertsteuer und die neue CO2-Abgabe einkaufen will, Höherer müsse sich beeilen: „Es ist entscheidend, dass die Ware noch dieses Jahr im Tank ist. Für die CO2-Steuer zählt der Lieferzeitpunkt, nicht die Bestellung.“
Klapschus geht davon aus, dass – abgesehen von der Steuer – der reine Heizölpreis sich in den nächsten Monaten nicht nennenswert verändern wird. Derzeit kostet der Liter etwa 46 Cent, was im langjährigen Vergleich immer noch sehr günstig sei. Die Börsen hätten aber bereits eingepreist, dass es vermutlich bald einen Impfstoff geben wird, der zu mehr Verkehr und Produktion führt und deshalb wieder mehr Öl auf dem Weltmarkt nachgefragt wird. Weitere Preissteigerungen durch Erfolge im Kampf gegen das Virus seien aber nicht zu erwarten. „Ich sehe eher ein Rückschlagpotenzial, wenn sich mit dem Impfstoff etwas verzögert“, sagt Klapschus. Dann könnte der Preis noch einmal fallen.
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