Ein grauer Vormittag im Dezember 2015. Angela Merkel sitzt in ihrem Büro und redet nicht lange um den heißen Brei herum: „Es ist eine Illusion, zu glauben, dass wir das Flüchtlingsproblem an der deutsch-österreichischen Grenze lösen können“, sagt sie. Auf dem Tisch stehen zwei Kannen Kaffee und ein Adventsgesteck, vorweihnachtliche Ruhe allerdings will sich bei ihr noch nicht so recht einstellen. Nicht nach diesem Herbst, in dem die Flüchtlinge zu Hunderttausenden nach Deutschland gekommen sind und das Land an die Grenzen seiner Möglichkeiten gebracht haben, wenn nicht gar darüber hinaus. Angela Merkel jedoch, eine ansonsten alles ausgleichende, alles lange abwägende Gesprächspartnerin, ist sich ihrer Sache diesmal sicher. Ganz sicher. Eine Obergrenze für die Aufnahme von Menschen, wie CSU-Chef Horst Seehofer sie bereits fordert, lehnt sie ab. „Wenn ich heute eine Grenze definiere und diese Grenze wird morgen nicht eingehalten“, sagt sie im Interview mit unserer Redaktion, „dann habe ich mein Versprechen gebrochen“.
Ende des Jahrzehnts