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Empörung in Großbritannien über Papst-Kritik

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Empörung in Großbritannien über Papst-Kritik

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    Empörung in Großbritannien über Papst-Kritik
    Empörung in Großbritannien über Papst-Kritik Foto: DPA

    Homosexuelle sehen sich diskriminiert, Aktivisten kündigten eine Protestkampagne vor dem geplanten Besuch im Herbst an. Für die Regierung ist die Bemerkung des Papstes ein Schlag vor den Kopf.

    Auslöser war eine Ansprache, die das Oberhaupt der Katholiken am Montag vor Bischöfen aus England und Wales in Rom hielt. Darin sagte der deutsche Papst auch, dass Teile der britischen Gesetzgebung zur Gleichstellung "gegen das Naturgesetz" verstoßen würden. Das Thema ist sensibel, denn derzeit versucht die Labour-Regierung ein Gesetz gegen Diskriminierung unter anderem von Homosexuellen und Frauen am Arbeitsplatz durch das Parlament zu bringen. Kirchenvertreter befürchteten, dass sie dadurch auch Homosexuelle oder Transsexuelle einstellen müssen - was gegen ihre Glaubenslehre verstoßen würde.

    Die Gesetzgebung könnte zu "ungerechten Einschränkungen" für Religionsgemeinschaften führen, nach ihrem Glauben zu handeln, sagte der Papst nach Angaben von Radio Vatikan zu den englischen und walisischen Bischöfen. "Euer Land ist bekannt für sein festes Bekenntnis zur Chancengleichheit für alle Mitglieder der Gesellschaft". Doch Teile der Gesetzgebung, um dies zu erreichen, verletzten "in mancher Hinsicht das Naturgesetz, auf dem die Gleichstellung aller Menschen basiert und nach dem sie garantiert ist". Die katholischen Bischöfe sollten die "moralische Lehre der Kirche" überzeugend verteidigen.

    Die Labour-Regierung will auch, dass Kirchen wie andere Arbeitgeber behandelt werden. Für Priester und andere religiöse Berufe sollten zwar Ausnahmeregelungen gelten, aber nicht für Mitarbeiter in der Verwaltung. "Wenn es um nicht-religiöse Jobs geht, dann müssen sich (religiöse) Organisationen an das Gesetz halten", sagte die Frauenbeauftragte der Regierung, Harriet Harman, am Dienstag. Premierminister Gordon Brown ließ mitteilen, er respektiere den Papst, freue sich sehr auf den Besuch und wolle sich nicht zu dem Thema äußern.

    Der Labour-Europaabgeordnete Stephen Hughes zeigte sich dagegen empört. "Als Katholik bin ich von dem Verhalten des Papstes entsetzt", sagte er. "Religiöse Führungsfiguren sollten Ungleichheit ausmerzen und nicht bewahren." Statt das britische Recht zu kritisieren, sollte der Papst sicherstellen, dass die bestehende EU-Rechtsprechung im Vatikan angewandt wird.    

    Der Menschenrechtsaktivist Peter Tatchell erklärte, die Bemerkung des Papstes sei ein "verschlüsselter Angriff" auf die Rechte von Frauen und Homosexuellen.

    Das Oberhaupt der katholischen Kirche in England und Wales, Erzbischof Vincent Nichols, sagte dagegen, die Bemerkungen des Papstes würden Nachhall bei jenen Menschen finden, die angesichts der der Folgen der Gesetzgebung "Unbehagen" fühlen würden.

    Der 82 Jahre alte Papst will in diesem Jahr - vermutlich Mitte September - nach Großbritannien reisen. Es wäre der erste Papst-Besuch auf der Insel, seit Benedikts Vorgänger Papst Johannes Paul II. 1982

    Die Gesellschaft zur Förderung der Säkularisierung, The National Secular Society (NSS), kündigte eine Kampagne gegen den Besuch an. "Der Steuerzahler wird wegen des Papst-Besuchs eine Rechnung von 20 Millionen Pfund bezahlen müssen. Ein Besuch, zu dem er bereits angedeutet hat, Gleichstellungsrechte anzugreifen und somit Diskriminierung zu fördern", sagte NSS-Präsident Terry Sanderson.

    Die meisten Briten sind Anglikaner, etwa 25 Millionen Gläubige bekennen sich zur Church of England. Die Katholiken sind dagegen die Minderheit: In England und Wales leben etwa 4,2 Millionen. Für Missstimmungen hatte im vergangenen Jahr schon das Angebot Roms gesorgt, Anglikanern den Übertritt in die katholische Kirche leichter zu machen - sogar verheiratete anglikanische Priester würde Rom im Amt belassen. Von anglikanischer Seite wurde der Vorwurf des Abwerbens laut. In der Anglikanischen Kirche dürfen Frauen und Homosexuelle Priester sein.

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