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Ehrung: Dank, Lob – aber auch Kritik

Ehrung

Dank, Lob – aber auch Kritik

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    Hans-Ulrich Beeskow, ehemaliger Lehrer in Templin, hält ein Foto, das ihn mit seiner ehemaligen Schülerin Angela Merkel im Jahr 2005 zeigt.
    Hans-Ulrich Beeskow, ehemaliger Lehrer in Templin, hält ein Foto, das ihn mit seiner ehemaligen Schülerin Angela Merkel im Jahr 2005 zeigt. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Hans-Ulrich Beeskow kann seine Freude nicht verbergen. „Diese Entscheidung ist endlich gefallen. Templin setzt damit ein Zeichen des Dankes und der Anerkennung“, sagt der 79-Jährige mit strahlendem Lächeln. Der frühere Pädagoge leitete zu DDR-Zeiten den Spezialklub „Junge Mathematiker“ im Kreis

    Dass die in Templin aufgewachsene Kanzlerin nun die Auszeichnung der 16300-Einwohner-Stadt im Norden Brandenburgs bekommt, hält Beeskow für längst überfällig. So, wie sie als Schülerin gewesen sei – „zielgerichtet, konsequent und logisch in ihrer Arbeitsweise“ –, habe sie auch als Bundeskanzlerin Politik gemacht, lobt sie der ehemalige Lehrer.

    Bereits vor fast vier Jahren hatte die örtliche Unternehmervereinigung Merkel, die 1954 in Hamburg geboren wurde und mit ihrer Familie 1957 nach Templin kam, für die Ehrenbürgerwürde vorgeschlagen. „Bis dafür eine Mehrheit bei den Stadtverordneten gefunden war und wir aus dem Kanzleramt das Signal bekamen, dass Frau Merkel die Ehrung annimmt, hat es etwas gedauert“, erklärt Templins Bürgermeister Detlef Tabbert (Linke) fast entschuldigend. „So etwas vergeben wir hier nicht am laufenden Band. Nach 1945 ist Frau Merkel erst die Dritte, die Ehrenbürgerin von Templin wird“, betont das Stadtoberhaupt.

    Im Sommer 2018 hatten 20 der 29 Templiner Stadtverordneten der Ehrung für Merkel zugestimmt. „Nicht alle meiner Fraktionskollegen waren dafür. Und auch in den sozialen Medien ging die Diskussion hoch her“, sagt SPD-Mann Christian Hartphiel, der bekennt, nicht gerade ein Fan von Merkels Politik zu sein. Doch er selbst hatte zugestimmt – aus Respekt für ihre Haltung während der Flüchtlingskrise. „Die Bundeskanzlerin hat dieses Land durch schwierige Zeiten gebracht.“

    Dass es in der Stadt nicht nur Befürworter der Merkel-Ehrung gibt, ist dem Bürgermeister bewusst. Sie habe für Templin konkret ja nichts getan, lautet die Kritik, der sich auch Harald Löschke anschließt, der Angela Merkel noch aus Schulzeiten kennt. „Ich bewundere sie für ihr Durchhaltevermögen in dieser von Männern dominierten Politik. Mit Templin hat das aber nichts zu tun“, sagt der Polizist im Ruhestand.

    „Das stimmt so nicht“, sagt Bürgermeister Tabbert und spricht von einem positiven Image der Stadt, für das die Bundeskanzlerin gesorgt habe. „Wir haben pro Jahr etwa 750000 Gäste, unter denen gibt es einige, die schauen wollen, wo die bekannte CDU-Politikerin groß geworden ist“, sagt das Stadtoberhaupt. Das kann auch Tourismus-Chef Ernst Volkhardt bestätigen, der die Ehrenbürgerwürde für eine gute Sache hält. „Die Stadt ist bekannter geworden, weil im Zusammenhang mit Merkels Herkunft auch mehr über den Ort berichtet wurde“, sagt Volkhardt.

    In Templin ist Merkel häufiger, wenn auch nicht offiziell. Erst vor wenigen Tagen wurde sie gesehen, beim Einkaufen in einem Supermarkt. Ein anderes Mal in einem Café. Das sei nichts Ungewöhnliches, sagt der Bürgermeister. Schließlich habe Merkel in der Nähe ihr Wochenenddomizil, gebe sich im Umgang mit den Templinern „weder weltfremd noch abgehoben“. Im Gegenteil: Sie sei zielstrebig, hartnäckig und manchmal etwas unterkühlt, typisch Uckermärkerin eben, meint Tabbert.

    Jeanette Bederke, dpa

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