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EU-Verordnung: Gegen das Rauchen: Bringen Schockbilder tatsächlich etwas?

EU-Verordnung

Gegen das Rauchen: Bringen Schockbilder tatsächlich etwas?

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    Solche Schockbilder auf Zigarettenschachteln sollen in Zukunft mehr Menschen vom Rauchen abhalten.
    Solche Schockbilder auf Zigarettenschachteln sollen in Zukunft mehr Menschen vom Rauchen abhalten. Foto: Angelika Warmuth (dpa)

    Schwarze Lungen, amputierte Raucherbeine und faule Zähne – müssen sich nicht nur Raucher, sondern auch Nichtraucher schon bald an solche Bilder auf Zigarettenschachteln in den Geschäften gewöhnen? Das Europäische Parlament in Straßburg hat am Mittwoch Ja zu den Ekelbildern gesagt, um Jugendliche vom Einstieg in die Nikotinsucht abzuhalten. Wir erklären, welche Maßnahmen das Anti-Tabak-Paket enthält.

    Wie sehen Zigarettenschachteln künftig aus?

    Die drastischen Warnhinweise vor den Folgen des Rauchens mussten bisher 30 Prozent der Vorder- und Rückseite einnehmen. Künftig werden es 65 Prozent der Fläche sein. Außerdem sind die Hersteller verpflichtet, von der EU-Kommission vorgeschriebene Schockfotos aufzubringen. Der Markenname darf weiter im charakteristischen Schriftzug genannt werden. Davon sind auch Umverpackungen von Wasserpfeifentabak (Shisha) und Pfeifentabak in Dosen betroffen.

    Ab wann wird es so weit sein?

    Nach dem Beschluss des Europäischen Parlamentes haben die Mitgliedstaaten zwei Jahre Zeit, die Vorschriften in ihr Recht zu übernehmen. Spätestens 2016 dürften also auch in Deutschland nur noch Zigarettenschachteln mit abschreckenden Verpackungen im Handel sein.

    Lassen die Hersteller sich das gefallen?

    Das ist noch längst nicht sicher. Die ersten haben bereits Klagen auf der Grundlage von Investitionsschutzklauseln angekündigt. Dabei handelt es sich um ein rechtliches Instrument, mit dem ein Unternehmen gegen staatliche Gesetze klagen kann, falls diese die eigenen Investitionen gefährdet. Das ist eine Hintertüre, die die EU-Gesetzgebung noch zu Fall bringen könnte.

    Bringen solche Ekelbilder denn tatsächlich etwas?

    Befürworter verweisen gerne auf Australien, wo solche Fotos seit 2012 vorgeschrieben sind. Unmittelbar danach stiegen tatsächlich die Anrufe bei Hotlines zur Raucher-Entwöhnung dramatisch um 78 Prozent an. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch: Nach einigen Monaten ließ das Interesse wieder nach, erreicht hatte man etwa 0,5 Prozent der Raucher. Man muss schon offen betonen, dass es bisher keinen Beweis für eine langfristig abschreckende Wirkung solcher Bilder auf den Zigarettenschachteln gibt.

    Werden Zigaretten verboten?

    Verboten werden Zusatzstoffe wie Menthol, weil diese dazu führen, den eigentlich bitteren Nikotingeschmack angenehmer zu machen. Auch weitere Zusatzstoffe sollen noch ausgesperrt werden. In den nächsten zwei Jahren untersuchen Wissenschaftler die bisher genutzten Zusätze und legen dann fest, welche Bestandteile weiter in den Zigaretten enthalten sein dürfen.

    Wird es weiter dünne Slim-Zigaretten geben?

    Das Verkaufsverbot ist ebenso vom Tisch wie der Versuch, elektronische Zigaretten als Medikamente einzuordnen. Sie wären dann apothekenpflichtig geworden. Neu ist dagegen noch eine andere Regelung: Eine Zigarettenschachtel muss künftig 20 Glimmstängel enthalten. Kleinere Werbe-Verpackungen gibt es nicht mehr.

    Stimmt es, dass auch Schokoladenzigaretten unter das Verbot fallen?

    Das ist teilweise richtig. Ziel der neuen Vorschriften ist es ja, Kinder und Jugendliche vom Rauchen abzuhalten.

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