Fast elf Stunden dauerte die Marathonsitzung in Brüssel, doch ein Ergebnis kam nicht heraus. Damit ist die Frist für eine Einigung über ein Verbot oder eine Kennzeichnungspflicht von geklonten Lebensmitteln endgültig abgelaufen.
Dabei waren sich die Vertreter von Parlament und EU-Staaten einig, dass der Handel mit Fleisch und Milch von Klontieren selbst verboten werden soll. Die Parlamentarier hatten in den wochenlangen zähen Verhandlungen zunächst aber ein umfassendes Verbot auch für Fleisch, Fleischprodukte und Milch der Klon-Nachfahren gefordert. Gegner eines solchen Verbots hatten allerdings unter anderem argumentiert, dies könnte zu einem weiteren Handelstreit mit den USA führen, wo Klonfleisch bereits zugelassen ist.
Der CDU-Abgeordnete Peter Liese und die SPD-Europaabgeordnete und Verbraucherschutzexpertin Dagmar Roth-Behrendt warfen der Bundesregierung vor, maßgeblich mit Schuld am Scheitern der Verhandlungen zu sein. Selbst ein Minimal-Kompromiss. eine sofortige Kennzeichnungspflicht zumindest für Rindfleisch vor, die die Delegation des EU-Parlaments eingebracht hatte, habe der Rat, so Liese, mehrheitlich abgelehnt. Widerspruch sei auch von Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) gekommen, der sich im Gegensatz zur Bundesverbaucherministerin Ilse Aigner (CSU) gegen die Kennzeichnungspflicht aussprach. "Offensichtlich sollen die Verbraucher Klonfleisch essen, ohne dies zu erfahren." Der Rat habe lediglich vorgeschlagen, die Frage in zwei Jahren erneut zu prüfen. "Damit wäre alles auf den Sanktnimmerleinstag verschoben worden".
Die wichtigsten Fragen und Antworten
Was ist Klonfleisch?
Durch gentechnische Verfahren werden exakte Kopien bereits existierender Tiere geschaffen. Die Klontiere werden durch gentechnische Verfahren im Labor gezeugt und von Leihmüttern ausgetragen werden. Generell soll das Fleisch dieser Tiere nicht verwendet werden, weil Klonen sehr teuer und das Schlachten der Tiere daher wirtschaftlich ist. Doch das Fleisch der Nachkommen geklonter Tiere, oder die Milch geklonter Tiere oder deren Nachkommen, könnte auf den Markt kommen.
Warum soll Klonfleisch überhaupt in den Supermärkten landen?
Es könnten zum Beispiel Kühe geklont werden, die besonders viel Milch geben. So könnte die Milchproduktion billiger werden. Oder ein Zuchtbulle wird geklont, damit dessen Kopien Nachkommen en masse zeugen.
Ist Klonfleisch erlaubt?
In den USA ist Klonfleisch seit Anfang 2008 erlaubt. In Europa ist der Verkauf des Fleischs geklonter Tiere nicht geregelt. Aber einige Rechtswissenschaftler leiten aus anderen Vorschriften ein Verbot ab. Tierschützer etwa verweisen auf die EU-Richtlinie, die künstliche Zuchtmethoden verbietet, wenn diese den Tieren Leiden und Schmerzen zufügen. Weil das beim Klonen geschehe, argumentieren sie, müsse jede Art von Klonfleisch verboten sein. Für das Fleisch von den Nachkommen der Klontiere gibt es keine Regelung - und dabei bleibt es nach dem Scheitern der Verhandlungen nun auch.
Kann ich Klonfleisch schon kaufen? Wie erkenne ich es?
Bislang gibt es in Europa eigentlich kein Fleisch der Nachfahren geklonter Tiere. In Großbritannien ist allerdings bereits Klonfleisch ohne Kontrollen in den Handel gelangt. In den USA wurden bereits Mastbullen geklont, doch ob das Fleisch ihrer Nachkommen in den Supermärkten landet, ist nicht nachvollziehbar. Es gibt keine besondere Kennzeichnung. Nur bei Biofleisch können Verbraucher davon ausgehen, dass sie kein Klonfleisch kaufen, weil die Regeln für Biolebensmittel Gentechnik verbieten.
Ist der Verzehr von Klonfleisch gefährlich?
Theoretisch dürfte sich das Fleisch der geklonten Tiere nicht vom Fleisch der ursprünglichen Tiere unterscheiden, es sind ja exykte Kopien. Und in bisherigen Untersuchungen wurde keine Gefahr durch Klonfleisch bewiesen. Kritiker melden vor allem ethische Bedenken an. Die von der EU-Kommission eingesetzte Ethikgruppe für Wissenschaft und neue Technologien etwa sieht "keine überzeugenden Argumente, welche die Herstellung von Nahrungsmitteln von Klonen und ihren Nachkommen rechtfertigen". Auf das Leiden der Tiere verweisen Tierschützer. Außerdem sei die Erfolgsquote beim Klonen ziemlich niedrig. Häufig gibt es Fehlgeburten, nur wenige Klonembryonen überleben überhaupt. Außerdem sind geklonte Tiere oft krankheitsanfälliger und leben kürzer. afp