Vor dem Hintergrund von Zweifeln am Willen Roms, seine Sparbeschlüsse auch umzusetzen, wurden zu Beginn des EU-Gipfels in Brüssel am Sonntag gleich zwei Sondertreffen mit dem italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi abgehalten. Nach einem Vier-Augen-Gespräch mit EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy wurde Berlusconi auch zu einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy einbestellt. "Ziel ist es, Druck auf Berlusconi auszuüben", sagte ein Diplomat eines europäischen Landes.
Italien gilt wegen seiner hohen Schuldenlast in der Euro-Krise als Wackelkandidat. Die Regierung in Rom hat zwar bereits mehrere Sparprogramme verabschiedet; es gibt unter den europäischen Partnern aber Zweifel, ob diese auch wirklich umgesetzt werden. Die EU-Kommission verlangt zudem echte Strukturreformen in dem Land, um es besser gegen Krisen zu wappnen.
Berlusconi: Bin noch nie bei Prüfung durchgefallen
Berlusconi sagte nach dem Treffen mit Merkel und Sarkozy, er sei in seinem Leben noch nie bei einer Prüfung "durchgefallen". Schon am Vorabend hatte Berlusconi mitgeteilt, dass er mit Merkel gesprochen habe, um seinen Standpunkt zu verteidigen. Auf die Frage, ob er die Kanzlerin überzeugt habe, sagte er: "Ich denke."
Die Gesamtverschuldung der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone liegt bei rund 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Unter den Ländern der Währungsunion ist der Schuldenstand nur im schwer angeschlagenen Griechenland höher. Wegen seiner Größe wäre eine Rettung Italiens aber weit schwieriger als die Griechenlands. afp