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EU-Arzneimittelbehörde: EMA empfiehlt Astrazeneca-Impfstoff weiter

EU-Arzneimittelbehörde

EMA empfiehlt Astrazeneca-Impfstoff weiter

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    Der Umgang mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca unterscheidet sich von Land zu Land.
    Der Umgang mit dem Corona-Impfstoff von Astrazeneca unterscheidet sich von Land zu Land. Foto: Matthias Bein/dpa-Zentralbild/dpa

    Die Überprüfungen seltener Fälle von Blutgerinnsel nach einer Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff durch Experten in der EU und Großbritannien haben am Mittwoch überraschende Ergebnisse erbracht.

    Während die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) zwar feststellte, dass es sich um Nebenwirkungen des Vakzins handelt, nahm sie keine Änderung an ihrer uneingeschränkten Empfehlung für den Impfstoff vor. Die britische Impfkommission JCVI (Joint Committee on Vaccination and Immunisation) wollte sich hingegen nicht festlegen, was die Ursache der Blutgerinnsel ist. Sie passte aber ihre Empfehlung für Menschen unter 30 Jahren an, die nun ein anderes Vakzin verabreicht bekommen sollen.

    In Deutschland hat die Empfehlung voraussichtlich keine unmittelbare Auswirkungen auf die Entscheidung der ständigen Impfkommission (Stiko), die den Astrazeneca-Impfstoff zuletzt für Menschen ab 60 Jahren empfohlen hatte. Was die EMA gemacht habe, könne man mit Sicherheit rechtfertigen, sagte Stiko-Mitglied Christian Bogdan am Mittwoch. Belgien will zunächst nur noch Personen über 55 Jahren mit dem Präparat impfen, wie die Gesundheitsminister des Landes nach Angaben mehrerer Medien am Mittwoch entschieden.

    In Großbritannien sind nach Angaben der Arzneimittelbehörde MHRA bislang 79 Fälle von seltenen Blutgerinnseln nach Impfungen mit dem Astrazeneca-Präparat aufgetreten. Dabei kam es zu 19 Todesfällen. Junge Menschen sind dabei überproportional stark betroffen. Ein direkter Zusammenhang mit dem Impfstoff konnte laut Impfkommission zwar noch nicht nachgewiesen worden. Aber angesichts des geringeren Risikos für jüngere Menschen an Covid-19 zu sterben, habe man diese Abwägung getroffen, hieß es.

    "Dies ist ein Kurswechsel", sagte der medizinische Regierungsberater Jonathan Van-Tam. "Wir hoffen nicht, dass er zu weniger Vertrauen in die Impfstoffe führt." Die Vorteile des Impfstoffs würden weiterhin die Risiken für die allermeisten Menschen überwiegen. Außerdem werde man jegliche Nebenwirkungen weiterhin sehr sorgfältig überwachen und prüfen. Premierminister Boris Johnson betonte, Menschen jeden Alters könnten durch die aktualisierte Empfehlung der Experten volles Vertrauen in die Impfstoffe haben.

    Die Experten der EMA stellten einen Zusammenhang zwischen Impfstoff und Thrombosen fest, wenn gleichzeitig eine sehr geringe Zahl von Blutplättchen vorhanden war. Dies trete allerdings sehr selten auf. Die Behörde hält damit weiterhin an ihrer Bewertung des Präparates fest. "Der Nutzen des Wirkstoffes bei der Bekämpfung von Covid-19 ist deutlich höher zu bewerten als die Risiken", sagte EMA-Chefin Emer Cooke am Mittwoch in Amsterdam.

    Unklar ist, was für Folgen die EMA-Entscheidung nun für die Impfungen in den EU-Mitgliedstaaten haben wird. Mehrere EU-Länder, darunter Deutschland, hatten zuvor den Einsatz des Impfstoffes auf Personen ab 60 Jahre eingeschränkt. Konkret geht es vor allem um seltene Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen nach einer Astrazeneca-Impfung. In Deutschland gab es 31 Verdachtsfälle.

    Daraufhin hatte die EMA im März eine Expertengruppe eingesetzt. Sie hatte zunächst keinen Zusammenhang mit der Impfung festgestellt. Die Untersuchung war aber fortgesetzt worden. Die Experten vermuten, dass es sich um eine sehr seltene Immun-Reaktion handelt. Die meisten Fälle waren den Angaben zufolge etwa zwei Wochen nach der Impfung aufgetreten. Anders als in Großbritannien stellten die EMA-Experten keine besonderen Risikofaktoren wie Alter oder Geschlecht fest.

    Auch die WHO betonte den Kosten-Nutzen-Faktor bei der Verwendung des Impfstoffs. Bei weltweit inzwischen 200 Millionen mit Astrazeneca geimpften Menschen seien die problematischen Vorfälle sehr selten. Demgegenüber seien inzwischen 2,6 Millionen Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.

    Geimpften riet die EMA, auf die entfernte Möglichkeit der sehr seltenen Blutgerinnsel zu achten. Bei entsprechenden Symptome sollten sie sofort medizinischen Rat einholen, hieß es weiter. Der Impfstoff mit dem Marktnamen Vaxzevria hatte Ende Januar eine bedingte Marktzulassung für die EU erhalten. Danach ist der britisch-schwedische Hersteller weiterhin verpflichtet, alle Daten zu möglichen Nebenwirkungen weiterzuleiten.

    Die Häufigkeit gemeldeter Zwischenfälle mit Blutgerinnseln im Gehirn gaben die EMA-Experten am Mittwoch mit ungefähr 1 je 100.000 an. Es hänge sehr davon ab, wie gut die Meldesysteme seien. So liege der Wert in Deutschland bei 1 zu 100.000, in Großbritannien jedoch deutlich niedriger.

    © dpa-infocom, dpa:210407-99-116163/7 (dpa)

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