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ESM und Fiskalpakt: Merkels Euro-Rettung von Klagewelle überrollt

ESM und Fiskalpakt

Merkels Euro-Rettung von Klagewelle überrollt

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    Erfreute Kanzlerin: Angela Merkel nach der Abstimmung über den Fiskalpakt und den Europäischen Rettungsschirm ESM.
    Erfreute Kanzlerin: Angela Merkel nach der Abstimmung über den Fiskalpakt und den Europäischen Rettungsschirm ESM. Foto: dpa

    Fiskalpakt und ESM: Bundestag stimmt mit zwei Drittel-Mehrheit zuEuro-KriseNach der Zustimmung von zum europäischen Fiskalpakt und zum Rettungsschirm ESM ist nun das Bundesverfassungsgericht am Zug: Am Samstag gingen zahlreiche Verfassungsklagen gegen die beiden Gesetzesvorhaben in Karlsruhe ein. Die SPD wertete derweil die Tatsache, dass Schwarz-Gelb am Freitagabend im Bundestag die Kanzlermehrheit verfehlte, als schwere Niederlage für Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

    Auch Bürger klagen gegen Fiskalpakt und ESM

    Bis Samstagmittag gingen in Karlsruhe nach Angaben des Bundesverfassungsgerichts sechs Verfassungsbeschwerden gegen Fiskalpakt und ESM ein. Die Anträge wurden eingereicht von dem CSU-Bundestagsabgeordneten Peter Gauweiler, der Linken-Bundestagsfraktion, der Organisation "Mehr Demokratie", von fünf Professoren mit ihrem Rechtsvertreter Karl Albrecht Schachtschneider sowie von zwei Bürgern. Es wurde erwartet, dass noch weitere Klagen von Einzelbürgern dazukommen.

    Eine weitere Klage kündigte der Steuerzahlerbund an. Dessen Präsident Reiner Holznagel sagte der "Bild am Sonntag", für den Bund der Steuerzahler sei die "Beschneidung der Rechte der Steuerzahler" und die Last der Pflichten, die ihnen durch ESM und Fiskalpakt auferlegt würden, nicht hinnehmbar. Der Verband reiche "gegen dieses Aushöhlen demokratischer Bürgerrechte" Verfassungsbeschwerde ein.

    Die Professorengruppe um Schachtschneider hatte bereits im vergangenen Jahr gegen die Griechenland-Hilfe geklagt. Die Klage der Organisation "Mehr Demokratie" hatte 12.000 Unterschriften von Bürgern für ihre Verfassungsbeschwerde gesammelt. Sie wird unterstützt von der früheren Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD).

    Gauck will Gesetze zu ESM und Fiskalpakt zunächst nicht unterzeichnen

    Bundespräsident Joachim Gauck hatte angesichts der Klagen angekündigt, die Gesetze zum ESM und dem Fiskalpakt zunächst nicht zu unterzeichnen. Der ESM kann daher nicht wie geplant am Sonntag in Kraft treten.

    Mit dem Fiskalpakt verpflichten sich die europäischen Unterzeichnerstaaten zu mehr Haushaltsdisziplin. Der langfristige Rettungsschirm ESM soll den bisherigen Rettungsschirm EFSF ablösen und Hilfen für überschuldete Euro-Staaten bereitstellen.

    Bundestag und Bundesrat hatten am späten Freitagabend mit großer Mehrheit den beiden Instrumenten für die Bewältigung der Euro-Schuldenkrise zugestimmt. Der ESM erhielt im Bundestag allerdings nur 300 Stimmen aus Union und FDP. Das waren elf weniger als die Kanzlermehrheit - also die Mehrheit der Mitglieder des Parlaments - von 311 Stimmen. Die notwendige Zweidrittelmehrheit für die Verabschiedung kam dennoch zusammen, weil SPD und Grüne mit der Koalition stimmten. Die Linken-Abgeordneten votierten gegen die Gesetze.

    Fiskalpakt: SPD spricht von "Anfang vom Ende der Ära Merkel"

    SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier sagte dem Tagesspiegel am Sonntag, die Kanzlerin könne sich offenbar "in entscheidenden Fragen nicht auf ihre eigenen Reihen verlassen". SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann sprach von "Anfang vom Ende der Ära Merkel". Nach Ansicht seines Grünen-Kollegen Volker Beck ist die schwarz-gelbe Koalition aufgrund der verfehlten Kanzlermehrheit europapolitisch nicht mehr handlungsfähig.

    Regierungssprecher Steffen Seibert zeigte sich dagegen betont gelassen. "Die Bundesregierung will und bekommt immer die Mehrheit, die erforderlich ist", sagte er der Bild am Sonntag. Am Freitagabend sei es um die Zweidrittel-Mehrheit gegangen. afp/AZ

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