Augsburg Die Segnungen moderner Kommunikationstechnik – für den Bundespräsidenten werden sie immer mehr zum Fluch. Erst war es sein Anruf auf einer Mailbox, der Christian Wulff in die Bredouille brachte, nun werfen E-Mails seines langjährigen Vertrauten Olaf Glaeseker ein seltsames Licht auf ihn. Es geht um den ungewöhnlichen Schriftverkehr Glaesekers (im Nachfolgenden „Schnulli“, wahlweise auch „Generalfeldschnulli“ genannt) mit dem schillernden Partymanager Manfred Schmidt („Oberschnulli“). Wie Veröffentlichungen des Magazins Stern nahelegen, pflegten die beiden Herren einen eigenwilligen Umgangston. Schmidt nannte Glaeseker jovial „Schnulli“, der wiederum revanchierte sich mit einem freundschaftlichen „Oberschnulli“ und unterzeichnete seine Antwort – vielleicht etwas übermütig – mit „Generalfeldschnulli“. Ein anderes Mal bedankte sich Schnulli Glaeseker bei Oberschnulli Schmidt mit einem „dicken Glatzenschmatz“.
Das wäre noch keine gesonderte Betrachtung wert, stünden Schnulli und Oberschnulli nicht im Mittelpunkt der Dauer-Affäre um das deutsche Staatsoberhaupt. Die Justiz ermittelt gegen die beiden wegen des Verdachts der Bestechung beziehungsweise Bestechlichkeit.
Glaeseker warb um Geldgeber
Partymanager Schmidt organisierte mehrfach den Nord-Süd-Dialog, eine Reihe niedersächsisch-baden-württembergischer Lobbyistentreffen, die von privaten Sponsoren finanziert werden sollten. Glaeseker war damals Regierungssprecher, später Staatssekretär des Ministerpräsidenten Wulff. In dieser Funktion warb er – wie Schmidt nun einräumte – hinter den Kulissen auch um Geldgeber für den Nord-Süd-Dialog und schaffte bürokratische Hürden aus dem Weg. Als Dank durfte er dann schon mal kostenlos in einem von Schmidts Feriendomizilen urlauben, wo er sich laut E-Mail „wie immer sauuuuuuwooohl“ fühlte. Schmidt wusste, was er an Glaeseker hatte. Einmal dankte er seinem Helfer mit einem euphorischen „DU bist eine SchnulllllliGRANATE!!!!!“
Unklar ist, wie Christian Wulff das System aus Gefallen und Gefälligkeiten, das sein „siamesischer Zwilling“ Glaeseker pflegte, verborgen bleiben konnte.