Bei den Grünen drängt der Parteinachwuchs ins Parlament - mit dem Ziel, Politik verstärkt selbst zu gestalten.
"Viele gute Leute aus der Grünen Jugend treten auf Listen für die Bundestagswahl an", erklärte die Sprecherin der Grünen Jugend, Anna Peters. "Wir haben den Anspruch, unsere Zukunft selbst in die Hand zu nehmen." Mehrere Mitglieder der jungen Klimabewegung Fridays for Future haben angekündigt, für die Grünen anzutreten. "Es wird weitere Bewerber aus anderen Bewegungen geben", kündigte Peters an. Unterstützung dafür kommt von Parteichefin Annalena Baerbock.
Das Ziel sei, dass es im kommenden Jahr vor der Bundestagswahl im Herbst "nicht nur darum geht, wer die nächste GroKo anführt", sagte Peters. "Wir wollen, dass der Druck für gesellschaftliche Veränderungen von der Straße ins Parlament getragen wird."
Peters sieht es als wichtiges Signal, dass sich nicht alle Klimaaktivisten bei den Grünen zu Hause fühlen. "Listen wie Radikal Klima zeigen, dass sich viele Leute mehr radikalen Klimaschutz im Parlament wünschen", erklärte sie. "Das ist angesichts der dramatischen Lage sehr gut nachvollziehbar. Die Grünen sind gut beraten, das sehr ernst zu nehmen."
Von einer schwarz-grünen Koalition, für die sich etwa Baden-Württembergs grüner Ministerpräsident Winfried Kretschmann ausspricht, hält der Parteinachwuchs wenig: "Wir als Grüne Jugend wollen im kommenden Jahr für einen Politikwechsel und progressive Mehrheiten kämpfen und uns dafür auch in der Mutterpartei einsetzen", sagte Peters. Mit progressiver Mehrheit ist meist ein Linksbündnis aus Grünen, SPD und Linken gemeint. "Weder die Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz, noch die Kandidaten für die Kanzlerkandidatur der Unionsparteien sind glaubwürdig beim Klimaschutz", fügte sie hinzu.
Von den Parteichefs Annalena Baerbock und Robert Habeck fühlt die Grüne Jugend sich demnach unterstützt: "Es gibt hier und da natürlich auch mal Differenzen", sagte Peters. "Aber wir fühlen uns zumindest meistens von der Parteispitze in unseren Anliegen ernstgenommen und unterstützt."
Baerbock wies die jüngsten Äußerungen von Kretschmann zu den Aussichten der Grünen bei der Bundestagswahl 2021 unterdessen zurück. "Es geht ja nicht um Träumereien, sondern um demokratische Alternativen", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). "Das ist Sinn und Zweck von Demokratie." Kretschmann hatte der "Zeit" gesagt: "Ich hoffe, dass es nach der Bundestagswahl im nächsten Jahr zu einer schwarz-grünen Koalition kommt."
Baerbock fügte hinzu: "Niemand hat ein Abo aufs Kanzleramt. Wir haben als Partei klare politische Ziele und den Willen, sie zu erreichen. Und ich habe keine große Neigung, uns als Juniorpartner von irgendwem einpreisen zu lassen, auch nicht von der Union."
Die angekündigte Bundestagskandidatur von Fridays-for-Future-Aktivisten für die Grünen begrüßte Baerbock. "Es ist klasse, dass sich junge Menschen politisch einbringen." Teil der bündnisgrünen DNA sei es auch, Leute auf den Listen zu haben, die aus Bewegungen gekommen seien. Als Beispiel nannte sie Attac und Menschenrechtsorganisationen.
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