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Diskussion um Waffenrecht: Der emotionale Auftritt des Attentatsopfers Giffords

Diskussion um Waffenrecht

Der emotionale Auftritt des Attentatsopfers Giffords

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    Die damalige US-Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords hatte den Angriff mit einer schweren Gehirnverletzung überlebt. Foto: Andrew Gombert/ Archiv dpa
    Die damalige US-Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords hatte den Angriff mit einer schweren Gehirnverletzung überlebt. Foto: Andrew Gombert/ Archiv dpa

    "Gewalt ist ein großes Problem. Zu viele Kinder sterben", sagte Giffords am Mittwoch mit Blick auf den Amoklauf von Newtown bei einer Anhörung im Senat. Die Demokraten von Präsident Barack Obama hatten ein Gesetz in die Kongresskammer eingebracht, das ein Verbot von halbautomatischen Waffen vorsieht.

    Gabrielle Giffords: 2011 von Attentäter in den Kopf geschossen

    Giffords war im Januar 2011 bei einem Besuch in ihrem Wahlkreis im Bundesstaat Arizona von einem jungen Mann aus nächster Nähe in den Kopf geschossen worden. Die Politikerin überlebte schwer verletzt. Bei der Attacke starben sechs Menschen, darunter ein neunjähriges Mädchen. Giffords wurde von ihrem Ehemann Mark Kelly begleitet. Die Politikerin und der Ex-Astronaut hatten Anfang Januar die Initiative "Americans for Responsible Solutions" (Amerikaner für verantwortungsbewusste Lösungen) gegründet, die sich für eine Verschärfung des Waffenrechts einsetzt und der mächtigen Waffenlobby NRA Paroli in der öffentlichen Debatte bieten soll. Bei dem Amoklauf in einer Grundschule in Newtown hatte ein junger Mann Mitte Dezember 20 Kinder und sechs Erwachsene erschossen, bevor er sich selbst tötete.

    Dramatische Amok-Fälle und Massaker in den USA

    14. Februar 2018: Ein 19 Jahre alter Mann löst in seiner ehemaligen High School in Parkland (Florida) einen Feueralarm aus, anschließend schießt er auf die fliehenden Schüler und Lehrer. 17 Menschen sterben, Dutzende werden verletzt. Der Schütze wird festgenommen.

    1. Oktober 2017: Der 64-jährige Stephen Paddock eröffnet in Las Vegas (Nevada) aus dem 32. Stock eines Hotels das Feuer auf gut 20.000 Gäste eines gegenüberliegenden Festivals. Er tötet 58 Menschen. Mehr als 500 werden verletzt. Der Täter erschießt sich selbst. Es ist der schlimmste Massenmord in der jüngeren Geschichte der USA. Das Motiv ist nach wie vor unklar.

    12. Juni 2016: Der 29-jährige Omar Mateen erschießt in Orlando (Florida) 49 Besucher eines Nachtclubs, der bei Homosexuellen beliebt ist. Spezialeinheiten töten ihn bei der Erstürmung des Clubs. Der Attentäter, US-Bürger mit afghanischen Eltern, hatte sich zuvor zur Terrormiliz Islamischer Staat bekannt. Seine beiden Waffen, eine Pistole und ein Gewehr, hatte er legal erworben.

    14. Dezember 2012: Bei einer Schießerei in einer Grundschule in Newtown werden 27 Menschen getötet, darunter 20 Kinder.

    20. Juli 2012: In einem Kino in Aurora im US-Bundesstaat Colorado eröffnet James Holmes während der Premiere des neues "Batman"-Films das Feuer. Mindestens zwölf Menschen sterben, fast 40 werden verletzt. Der Amokläufer wird festgenommen.

    2. April 2012: Ein 43-jähriger Koreaner tötet in der religiösen Universität von Oikos im US-Bundesstaat Kalifornien sieben Menschen und verletzt drei weitere. Anschließend stellt er sich der Polizei. Die Opfer mussten sich in einer Reihe vor einer Mauer aufstellen, bevor sie hingerichtet wurden.

    12. Oktober 2011: Im kalifornischen Badeort Seal Beach schießt ein Mann wegen eines Sorgerechtsstreits mit seiner Ex-Frau in einem Friseurladen um sich. Er tötet acht Menschen, darunter die Mutter seines Kindes.

    5. November 2009: Ein Militärpsychiater eröffnet in einer US-Militärbasis in Texas das Feuer und löst die bislang größte Schießerei auf amerikanischem Armeegelände aus. Der Mann mit palästinensischen Wurzeln tötet 13 Menschen und verletzt 42 weitere, bevor er überwältigt werden kann.

    3. April 2009: In der Stadt Binghamton im Bundesstaat New York erschießt ein Mann aus Vietnam in einem Zentrum für Einwanderer 13 Menschen.

    10. März 2009: Im US-Südstaat Alabama erschießt ein Amokläufer an mehreren verschiedenen Tatorten mindestens zehn Menschen, bevor er sich selbst tötet.

    24. Dezember 2008: Ein Amokläufer im Weihnachtsmannkostüm erschießt auf einer Weihnachtsfeier in Covina, am Stadtrand von Los Angeles, neun Gäste und begeht Selbstmord.

    16. April 2007: Bei dem bislang blutigsten Amoklauf an einer US-Hochschule sterben an der Virginia Tech in Blacksburg mindestens 33 Menschen, darunter der Täter.

    2. Oktober 2006: Ein Amokläufer dringt in die Dorfschule in Nickle Mines im US-Bundesstaat Pennsylvania ein und ermordet dort fünf Mädchen der Religionsgesellschaft der Amish. Nach der Tat nimmt sich der 32-Jährige das Leben.

    21. März 2005: In Red Lake im US-Bundesstaat Minnesota richtet ein Jugendlicher in einer Schule ein Blutbad an und begeht anschließend Selbstmord. Neun Menschen sterben, unter ihnen fünf Schüler und eine Lehrerin. Zuvor hatte der Schüler seinen Großvater und dessen Lebensgefährtin getötet.

    29. Juli 1999: Ein 44-jähriger Börsenspekulant tötet in Atlanta im Bundesstaat Georgia seine beiden Kinder und seine Frau. Anschließend eröffnet er in zwei Maklerbüros das Feuer und tötet neun Menschen, bevor er sich selbst richtet.

    20. April 1999: An der Columbine-Schule in Littleton im US-Bundesstaat Colorado erschießen zwei schwarz gekleidete und vermummte Jugendliche zwölf Mitschüler und einen Lehrer. Danach begehen sie Selbstmord.

    16. Oktober 1991: Ein Mann rast mit seinem Pick-Up-Truck durch die Frontscheibe eines Restaurants im texanischen Killeen. Anschließend feuert er dort um sich und tötet 22 Menschen. Der Täter richtet sich selbst durch einen Kopfschuss.

    18. Juli 1984: In einem McDonald's-Restaurant im kalifornischen San Ysidro schießt ein arbeitsloser Wachmann um sich. 21 Menschen sterben.

    1. August 1966: Ein Heckenschütze tötet an der University of Texas in Austin 16 Menschen, bevor er von der Polizei erschossen wird.

    Präsident Obama fordert schärfere Waffengesetze

    Barack Obama forderte den Kongress daraufhin auf, schärfere Waffengesetze zu verabschieden. Der im Senat diskutierte Entwurf würde die Herstellung, die Einfuhr und den Verkauf von mehr als 150 verschiedenen meist halbautomatischen Waffen untersagen. Außerdem ist ein Verbot von Magazinen mit mehr als zehn Patronen geplant. Die Erfolgschancen für das Gesetz sind aber begrenzt: Traditionell sperren sich die Republikaner in Senat und Repräsentantenhaus gegen strengere

    Waffen und Waffenrecht in den USA

    In den USA sind mehr Waffen in Privatbesitz als in jedem anderen Land der Welt - Statistiker gehen von rund 270 Millionen aus (Stand 2007).

    Mehr als 40 Prozent aller US-Haushalte besaßen einer repräsentativen Umfrage des Gallup-Instituts zufolge im vorigen Jahr eine Schusswaffe.

    Etwa 30.000 Menschen jährlich sterben in den USA wegen des Gebrauchs dieser Waffen - die Hälfte von ihnen begeht Selbstmord.

    Die Zahl der mit Pistolen verübten Morde liegt bei 10.000 bis 12.000 pro Jahr.

    Dennoch sprachen sich bei einer Befragung 2010 nur 44 Prozent der US-Bürger dafür aus, die Waffengesetze zu verschärfen. 54 Prozent waren dafür, sie unangetastet zu lassen oder sogar abzumildern.

    Mehr als zwei Drittel sind gegen ein Gesetz, das den privaten Besitz von Feuerwaffen verbietet.

    Auch beim Ex- und Import von Klein- und Leichtwaffen lagen die USA nach Angaben des unabhängigen Genfer Forschungsprojekts Small Arms Survey 2009 weltweit an der Spitze.

    Das Recht auf Waffen wurde vor mehr als 220 Jahren im zweiten Zusatzartikel zur Verfassung verbrieft: «Da eine gut organisierte Miliz für die Sicherheit eines freien Staates erforderlich ist, darf das Recht des Volkes, Waffen zu besitzen und zu tragen, nicht beeinträchtigt werden», heißt es dort.

    Das US-Waffenrecht ist von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden. Entwickelt hat sich ein Durcheinander von mehr als 20.000 nationalen, einzelstaatlichen und kommunalen Vorschriften.

    Waffenlobby NRA gegen Verschärfung des Waffengesetzes

    Bei der Anhörung im Senat sagte am Mittwoch auch der Vize-Präsident der NRA, Wayne LaPierre, aus. Schärfere Waffengesetze seien "keine ernste Lösung für die Verringerung von Kriminalität", erklärte er. "Gesetzestreue Waffenbesitzer werden nicht akzeptieren, für die Taten von gewalttätigen oder gestörten Kriminellen verantwortlich gemacht zu werden." AFP/AZ

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