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Diplomatische Krise: Türkei droht Niederlanden mit "schwersten" Maßnahmen

Diplomatische Krise

Türkei droht Niederlanden mit "schwersten" Maßnahmen

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    Polizeieinheiten schützen in Rotterdam das türkische Konsulat.
    Polizeieinheiten schützen in Rotterdam das türkische Konsulat. Foto: Peter Dejong (dpa)

    Nach der Verhinderung des Auftritts der türkischen Familienministerin in Rotterdam hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan den Niederlanden Konsequenzen angekündigt. "Sie werden den Preis dafür bezahlen", sagte Erdogan am Sonntag auf einer Preisverleihung in Istanbul. Die Türkei habe noch nicht das getan, was nötig sei. Zuvor hatte bereits der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim eine Antwort der "schwersten Art und Weise" angekündigt.

    Zugleich bedankte sich Erdogan bei der französischen Regierung, dass sie einen Auftritt des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu in Metz erlaubt habe. Das Verhalten der niederländischen Behörden kritisierte Erdogan dagegen als "unanständig". "Das wird nicht ohne Antwort bleiben", sagte er.

    Der Westen sei "islamophob" und habe sein wahres Gesicht gezeigt. Erdogan warf zudem den deutschen Medien vor, falsch über das angestrebte Präsidialsystem zu berichten. "Das deutsche Staatsfernsehen verbreitet Lügen und Falschmeldungen", sagte er.

    Niederlande: Besuch der türkischen Ministerin als "unverantwortlich"

    Der Streit zwischen den Niederlanden und der Türkei um verhinderte Wahlkampfauftritte türkischer Politiker in Rotterdam war in der Nacht zum Sonntag eskaliert. Erst nach stundenlangen Verhandlungen gab die türkische Familienministerin Fatma Betül Sayan Kaya, die per Auto aus Deutschland angereist und von niederländischer Polizei am Betreten des Konsulats gehindert worden war, auf. Sie stieg am frühen Sonntagmorgen aus ihrem blockierten Dienstwagen in ein anderes Fahrzeug um, um von der

    Polizeieinheiten schützen in Rotterdam das türkische Konsulat.
    Polizeieinheiten schützen in Rotterdam das türkische Konsulat. Foto: Peter Dejong (dpa)

    Tags zuvor hatte die niederländische Regierung dem Flugzeug von Außenminister Mevlüt Cavusoglu, der in Rotterdam ungeachtet einer klaren Absage der niederländischen Regierung im dortigen Konsulat eine Rede halten wollte, die Landung verweigert.

    In einer in der Nacht verbreiteten Erklärung stufte die niederländische Regierung von Ministerpräsident Mark Rutte den Besuch der Ministerin als "unverantwortlich" ein. Ihr sei schon vor ihrer Ankunft erklärt worden, dass ihr Wahlkampfauftritt im türkischen Konsulat "unerwünscht" sei. "Dennoch entschied sie sich, zu reisen", heißt es in der Erklärung, die vom Sender NOS dokumentiert wurde. Der Auftritt Cavusoglus im Konsulat wiederum sei durch die öffentliche Androhung von Sanktionen aus Ankara "unmöglich" geworden. "Die Suche nach einer angemessenen Lösung erwies sich als unmöglich. Die verbalen Angriffe von den türkischen Behörden, die daraufhin erfolgten, sind nicht akzeptabel."

    Cavusoglu hatte den Niederlanden für den Fall einer Behinderung seines geplanten Wahlkampfauftritts mit wirtschaftlichen und politischen Sanktionen gedroht. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan beschimpfte die Niederländer als "Faschisten". Regierungschef Binali Yildirim sprach von einem "diplomatischen Skandal" und kündigte in einer in der Nacht zum Sonntag verbreiteten Erklärung eine entschlossene Reaktion auf "diese unakzeptable Behandlung" an, wie die Agentur Anadolu berichtete. 

    Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb erklärte auf einer Pressekonferenz am frühen Morgen, dass die Ministerin zur "unerwünschten Ausländerin" erklärt worden sei. Sie sei inzwischen, zusammen mit ihren Mitarbeitern und Leibwächtern, von der Polizei in Richtung Deutschland eskortiert worden. Aboutaleb hatte noch in der Nacht das gesamte Stadtgebiet von Rotterdam zur Sonderzone erklärt, in der Ansammlungen nicht gestattet sind. Am frühen Morgen setzte die Polizei Wasserwerfer gegen die meist türkischen Demonstranten rund um das Konsulat ein, wie der Sender NOS berichtete.

    Türken demonstrieren vor niederländischer Botschaft in Ankara

    Die türkische Seite reagierte am Samstagabend mit Demonstrationen von mehreren Tausend Menschen vor der niederländischen Botschaft in Ankara und dem Konsulat in Istanbul. Zudem wurden die beiden diplomatischen Vertretungen sowie die Residenzen des niederländischen Botschafters und seines Stellvertreters von der Polizei abgeriegelt. Das türkische Außenministerium bestellte am Abend den niederländischen Geschäftsträger in Ankara ein. Ihm wurde mitgeteilt, dass eine Rückkehr des niederländischen Botschafters, der sich zurzeit nicht in der Türkei aufhält, unerwünscht sei.

    Unterstützer des türkischen Präsidenten Erdogan protestieren vor dem niederländischen Konsulat in Istanbul.
    Unterstützer des türkischen Präsidenten Erdogan protestieren vor dem niederländischen Konsulat in Istanbul. Foto: BO sab (dpa)

    Angesichts der diplomatischen Auseinandersetzung zwischen den Niederlanden und der Türkei kam es in der Nacht zum Sonntag auch zu spontanen Protestkundgebungen in Deutschland. Mehrere hundert Menschen demonstrierten in Berlin vor der niederländischen Botschaft sowie in Düsseldorf vor dem Generalkonsulat der Niederlande.

    In Rotterdam hatte sich die türkische Familienministerin Kaya ein stundenlanges Tauziehen mit der Polizei geliefert. Trotz wiederholter Aufforderung, das Land umgehend zu verlassen, weigerte sich die Ministerin stundenlang, dem Folge zu leisten. 

    Auf Twitter schrieb die Ministerin noch zu Beginn der Showdowns vor dem Konsulat: "Die Niederlande verletzen alle internationalen Gesetze, Konventionen und Menschenrechte, indem sie mich nicht ins türkische Konsulat in Rotterdam lassen." Man werde vor dieser "unterdrückenden Mentalität" nicht kapitulieren. In

    Nach seiner Abfuhr in den Niederlanden wird Außenminister Cavusoglu am Sonntag vor Landsleuten in Frankreich auftreten. Dazu traf der Minister bereits am Samstagabend in Außenministerium genehmigt worden, berichteten französische Medien. dpa

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