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Digitalisierung: Hochleistungscomputer und KI: Neue Superhirne für Europa

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Hochleistungscomputer und KI: Neue Superhirne für Europa

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    Der Supercomputer "Summit" von IBM ist der schnellste Supercomputer der Welt. Die EU will in Sachen Digitalisierung jetzt aufholen.
    Der Supercomputer "Summit" von IBM ist der schnellste Supercomputer der Welt. Die EU will in Sachen Digitalisierung jetzt aufholen. Foto: Carlos Jones, dpa

    Das Projekt mit dem kryptischen Namen „Exscalate4CoV“ ist eine Erfolgsgeschichte. Über 100 Bio-Institute, Forschungszentren und Pharma-Unternehmen fanden sich für dieses Projekt zusammen. Das Ziel war ehrgeizig. Man wollte herausfinden, welche Moleküle sich am besten für den Kampf gegen Coronavirus-Proteine eignet. Das Problem: Es gibt über 500 Milliarden solcher Moleküle. Der Test jedes einzelnen hätte Monate gedauert. Durch den Rückgriff auf Hochleistungscomputer konnte die Analyse jedes Moleküls in 50 Millisekunden abgeschlossen werden.

    Im Juni gab das Konsortium bekannt, das man bei dem bereits bekannten Generikum Raloxifene fündig geworden war. Das Medikamente ist schon zugelassen, wird gerade noch getestet und kann vermutlich in Kürze für die Behandlung von schwachen Covid-19-Symptomen eingesetzt werden.

    Die EU will an die Weltspitze

    „Supercomputer tragen zur Suche nach Behandlungsmöglichkeiten bei“, sagt die Vizepräsidentin der EU-Kommission, Margrethe Vestager. Die Europäische Union will mehr davon, bessere Hochleistungsrechner und an die Weltspitze. Während die heutigen Maschinen 10 hoch 15 Rechenoperationen pro Sekunde durchführen können, soll die nächste Generation der Exa-Supercomputer mehr als eine Trillion (10 hoch 18) Gleichungen pro Sekunde bewältigen. „Diese neuen Anlagen werden die auf europäischer Ebene verfügbare Rechenkapazität um das Achtfache steigern“, heißt es in einem Papier der Kommission.

    Acht Milliarden Euro hat die Gemeinschaft dafür im Haushalt für 2021 bis 2027 bereitgestellt sowie wie weitere 20 Prozent der Gelder des Aufbaufonds. „Wir beginnen eine neue Ära der Rechentechnik“, betont Thierry Breton, EU-Kommissar für Digitales und den Binnenmarkt. Neben Forschungseinrichtungen sollen auch private Unternehmen und öffentliche Stellen auf die Superhirne von morgen zugreifen dürfen, um einen konkreten Mehrwert für jeden Bürger anbieten zu können.

    Supercomputers „Mistral“ im Deutschen Klimazentrum: Die EU will mit einem Netz aus Hochleistungsrechnern an die technologische Weltspitze.
    Supercomputers „Mistral“ im Deutschen Klimazentrum: Die EU will mit einem Netz aus Hochleistungsrechnern an die technologische Weltspitze. Foto: Felix König, dpa

    Die beiden EU-Vertreter schwärmen denn auch von einer voll digitalisierten Verwaltung, die Steuererklärungen nicht nur papierlos entgegennimmt, sondern auch innerhalb weniger Minuten bearbeitet und erstattet. Vestager: „Als während der Pandemie eine Ausgangssperre verhängt wurde, schaltete die öffentliche Verwaltung Griechenlands binnen 24 Stunden eine Sondernummer, bei der man via SMS eine Genehmigung für einen Gang nach draußen beantragen konnte. Der entsprechende Code war in wenigen Sekunden auf dem Mobiltelefon verfügbar.“ Breton: „Wir brauchen einen Binnenmarkt für digitale Dienstleistungen, wenn wir nicht abgehängt werden wollen.“

    Forscher träumen bereits von einer digital geklonten Erde

    Forscher träumen bereits von einer digital geklonten Erde, um Umwelteinflüsse, Wettervorhersagen und alle Eingriffe in das Öko-System exakter und schneller berechnen zu können - inklusive der notwendigen politischen Gegenmaßnahmen. Dem Bürger verspricht die EU eine grenzüberschreitend gültige elektronische Identität, mit der man sich überall ausweisen und Dienstleistungen beanspruchen kann - auf der Grundlage eines strikten Datenschutzes. Vestager: „Wir werden den Datenschutz nicht einige wenigen Konzernen überlassen, die dann bestimmen, was der Bürger hinzunehmen hat.“

    Frist gesetzt: Mitgliedsstaaten müssen bis Dezember liefern

    Doch der Traum steht und fällt mit den entsprechenden Hochleistungsnetzen wie zum Beispiel 5G. Während der Pandemie sei der Ausbau ins Stocken geraten. Nun bekommen die Mitgliedstaaten eine Frist gesetzt. Bis zum 20. Dezember 2020 müssen sie in Brüssel Pläne vorlegen, mit welchen Maßnahmen die Errichtung dieser Funknetze vorangetrieben werden soll, ohne die viele Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz nicht denkbar sind.

    Allerdings tut sich die EU-Kommission noch schwer, die mit KI verbundenen rechtlich-ethischen Fragen zu klären: Wer trägt die Verantwortung für Fehlentscheidungen? Wie sicher ist der Schutz der Privatsphäre? Denn es geht letztlich auch um praktische Themen wie den Einsatz der Gesichtserkennung im öffentlichen Raum. „Chinesische Verhältnisse“ will Brüssel nicht, heißt es. Aber Denkverbote eben auch nicht.

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